Umsage, aehm, Umfrage
28 06 2011Die Umfrage ist annonym und tut nicht weh. Also lasst euch nicht lumpen,
Gruss
Schroddi
Kategorien : Allgemein, Maschinenraum, Schroddi
Die Umfrage ist annonym und tut nicht weh. Also lasst euch nicht lumpen,
Gruss
Schroddi
Ort: Km 5.453, Parkplatz vorm Touristeninformationszentrum, Exmouth
Ortszeit: Tag 26, 28.06.2011, 13.30 Uhr
Wetter: 25 Grad, leicht bewoelkt
Anwesende: Massig Papageien auf der Stromleitung
Wehleidig hatten wir unseren Fensterplatz im Himmel nach gut 6 Tagen verlassen und fuhren wieder zurueck nach Carnarvon, um dort die Lebensmittelvorraete, sowie den Tank aufzufuellen. Anschliessend sollte es gut 250km ins Landesinnere gehen, wo der Kennedy Range Nationalpark auf uns wartete. Einziger Haken war, dass wir wieder ueber mindestens 60km unbefestigte Strasse fahren mussten. Nach rund 10km ausserhalb der Stadt bogen wir schliesslich vom Highway ab und es ging auf direktem Weg in Richtung Osten. Von Zivilisation war bereits schon nichts mehr zu sehen, was nicht hiess, dass die gegend unbelebt war. Ganz im Gegenteil.
Ueberall wimmelte es von Papageien, Kakadus und Wellensittichschwaermen (ich wusste nicht, dass die auch ausserhalb von Kaefigen existieren). Auch groesseres Wild liess sich gerne mal blicken. So trafen wir auf Ziegen, Schafe und auch Rinder kreuzten gelegentlich die Strasse. Unangenehm waren lediglich die Heuschreckenschwaerme, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. So blieb uns zeitweilig nichts anderes uebrig als hin und wieder einige dieser so schoen auf der Windschutzscheibe zerplatzenden Viecher in unserem Kuehlergrill zu sammeln. Da wir erst am fruehen Nachmittag losgekommen waren, dauerte es nicht lange bis es anfing zu daemmern. Die Auswahl an Schlafplaetzen war nicht besonders gross, um genau zu sein, hielten wir sogar am ersten Parkplatz am Strassenrand, welcher sich nach rund 120 Kilometern auftat. Seit sieben Tagen hatten wir nun schon keine Dusche mehr gesehen, wie man sie in westlichen Laendern so kennt. Aufgrund unserer Schwimm- und Schnorchelausfluegen rochen wir zwar noch nicht wie Aboriginies, jedoch freuten wir uns beide mal wieder auf eine ordentliche Suesswasser Dusche, welche am Strassenrand unter dem naechsten Baum auf uns warten sollte.
Fuer unsere 20 Liter fassende Campingdusche war schnell ein passender Ast gefunden und keine halbe Stunde spaeter fuehlten wir uns wieder wie Menschen – zumindest rochen wir auch so.
Neben uns graste eine Herde Rinder am Strassenrand und wenig spaeter brach die stockfinstere Nacht ueber uns herein. Wir vertrieben uns die Zeit mit Gespraechen auf unseren luxurioesen Campingstuehlen. Als dann mal Zeit war, Verzogen wir uns dann in unser rollendes Wohn-Schlaf-Esszimmer, kurbelten die Scheiben bis auf Luftschlitze hoch und verschlossen die Tueren.
Gegen 6 Uhr am morgen wachte ich mit dem ersten Licht auf und musste erschrocken feststellen, dass mein Tuerknopf wieder oben war und meine Tuer einen spalt offen stand. Ich war etwas verunsichert und konnte mir das nicht erklaeren, da ich mir absolut sicher war, die Tuer am Abend verschlossen und erst recht nicht offen stehen gelassen zu haben. Ich sah meine Kamera immernoch auf dem Armaturenbrett liegen und war mir eigentlich sicher, dass man uns nicht ausgeraubt hatte. So schloss und verriegelte ich die Tuer wieder und schlief ein.
Etwa eine Stunde spaeter wachte ich erneut auf, da ich ein Auto neben uns halten hoerte. Durch unsere in den hinteren Scheiben haengenden Fliegennetze sah ich wie jemand aus dem Auto mit noch laufendem Motor ausstieg und zu meiner Beifahrertuer lief. Es handelte sich um einen staemmigen Mann mit langem Vollbart und Aboriginie Herkunft. Da ich wusste, dass eines unserer Messer (natuerlich rein zufaellig) im Handschuhfach direkt vor mir lag, blieb ich regungslos liegen und wartete ab, was passierte.
Er kam mit seinem Gesicht so nah an meine Scheibe, dass seine dicke Nase beinahe einen Fettfleck hinterliess, guckte und entdeckte uns vermutlich. So drehte er sich einen Augenblick spaeter um, nuschelte etwas in seinen Bart und brauste wieder davon.
Was ein Glueck, dass ich noch kurz vorher die Tuer wieder geschlossen hatte.
Nach einem Fruehstueck ging es dann weiter bis wir die (Geister-)Stadt Gascoyne Junction erreichten. Dieser halb verlassene Ort wurde vergangenen Sommer schwer von einem Zyklon erwischt und wirkte ein wenig ausgestorben. Niemand schien sich hier um den Wiederaufbau zu bemuehen. Ueberall lagen Strassenschilder herum und selbst die teilweise weggespuelte Hauptstrasse schien noch unveraendert. In diesem Ort endete auch die unbefestigte Strasse in jede Richtung. Nach unserer letzten Erfahrung mit verschlammten Gravel Roads waren wir uns diesmal einig sofort umzudrehen, sobald die Strassenverhaeltnisse fuer uns kritisch werden, da wir nun wirklich nicht in dieser unwirklichen und gruseligen Gegend liegenbleiben wollten. Nach wenigen Metern fuehrte uns die Strasse bereits durch einen Fluss, was uns fuers erste nicht zurueckschrecken liess. Auch die spaeteren Sprurrillen, welche eher Spurfurchen waren und es zum Balanceakt machten, nicht aufzusetzen, erlagen unserem Abenteuerwillen. So kam es, dass wir uns weiter des Weges kaempften und die Strassenverhaeltnisse bald besser wurden. Der Strassenbelag war sehr steinig und uneben, was die Fahrt zu einer echt holprigen angelegenheit machte. Wir konnten uns nur mit 20 – 40 kmh fortbewegen, was bei rund 60km Streckenabschnitt jedoch nicht so dramatisch war, denn wenn wir eins hatten, dann war es Zeit. So holperten wir des Weges durch verlassene Outback Landschaften und ausgetrocknete Flussbette bis wir nach einer gefuehlten Ewigkeit am Nationalpark ankamen.
Als wir am Strassenrand ranfuhren, um die dortigen Informationstafeln zu lesen erklang beim Einschlagen des Lenkrads ein furchteinfloessender Klang aus Richting des Motors. Genau das, was man nicht hoeren moechte, wenn man seit Stunden kein Auto mehr gesehen hat und sich gelinde gesagt am Arsch der Welt befindet. So taten wir einfach so als haetten wir nichts gehoert und fuhren die letzten wenigen hundert Meter zu unserem endgueltigen Ziel. Bis dato liess dieses grauenvolle Geraeusch beim Lenken nicht nach und ich warf mal einen gegruselten Blick unter die Motorhaube. Dort schien sich das Problem gut sichtbar bemerkbar zu machen. Wir verloren Hydraulikfluessigkeit der Servolenkung – und davon nicht wenig. Gluecklicherweise hatten wir zufaellig noch einige hundert Milliliter im Kofferraum und ich fuellte erstmal nach. Durch die Hitze und das ewige geruettel waren wir recht fertig und an diesem Tag nicht mehr wirklich zum Wandern aufgelegt. So entschieden wir uns in dieser wunderschoenen Gegend erstmal den Nachmittag und eine Nacht zu verweilen und uns vielleicht am naechsten Tag auf die Socken zu machen. In jedem Fall war uns nicht danach, das Auto so schnell wieder bewegen zu muessen. Ungluecklicherweise wimmelte es an unserem Nachtlager nur so von Fliegen und Moskitos, die einem das Leben nicht einfacher machten. Ausgeschlafen am naechsten Morgen lockte uns dann doch die malerische Kulisse und wir machten uns mit festem Schuhwerk auf in diese zerklueftete Landschaft. Wir kraxelten zwischen hohen und steil abfallenden Felswaenden, erklommen ausgetrocknete Wasserfaelle und kamen am Ende an einem malerisch gelegenen Wasserloch an – stets in Begleitung unserer treudoofen Fliegen, die uns keinen Augenblick von der Seite wichen. 
Nach gut 2 Stunden zurueck am Auto, war es nun Zeit fuer uns wieder aufzubrechen. Beim ersten recht schwegaengigen Lenkeinschlag standen mir bereits die Haare zu Berge, da dieses Mark durchdringende Gerauesch nach wie vor nicht verstummt war. Wir fuhren wieder zum Ausgang des Nationalparks, wo ich noch einmal stoppte und einen Blick unter die Motorhaube warf. Die nachgefuellte Hydraulikfluessigkeit hatte sich bereits wieder verfluechtigt. Da wir noch ein Wenig des kostbaren Tropefchens uebrig und noch rund 250km bis zur naechsten Werkstatt vor uns hatten, versuchten wir das Problem zu lokalisieren und evtl. zu beheben. Wir fuellten also wieder auf, ich startete den Motor und nach einer Weile liess sich schnell erkennen, dass es aus saemtlichen Schlaeuchen zwischen dem Behaelter und der Hydraulikpumpe tropfte. Meine einzig logische Erklaerung war, dass sich von dem Gerappel die Schellen geloest oder die Schlaeuche verschoben haben. Daher zog ich die Schellen schnell etwas nach und versuchte einen Zulauf mit Kabelbindern zu fixieren. Dennoch tropfte es weiter und wir konnten offensichtlich fuer den Moment nichts dagegen ausrichten.
So fuhren wir weiter und hofften, dass unser Kleiner uns noch irgendwie bis zurueck nach Carnarvon bringen wuerde. Nach wenigen Kilometern war das wirklich elende Geraeusch wieder da und wir versuchten es einfach mit lauter Musik zu uebertoenen. Nach einer Weile verstummte der schreckliche Klang, das Lenken fiel deutlich schwerer und bei jedem Stein verriss es mir das Lenkrad.
Unsere Servolenkung war also floeten gegangen und das Fahrzeug unter Kontrolle zu halten und dort hin zu lenken, wo wir es haben wollten fiel sogar noch wesentlich schwerer als bei Fahrzeugen ohne Servolenkung. Mir fiel ein Stein vom Herzen als wir wenigstens wieder die gruselige Geisterstadt erreichten, wo wir an den oeffentlichen Toiletten nicht nur unsere Dusche auffuellten, sondern auch noch mal einen ordentlichen Schluck der Hydraulikfluessigkeit nachschenkten. Fuer einen Moment fiel das lenken wieder angenehm leicht, jedoch legte sich das auch bereits wieder nach wenigen Kilometern. Da diese Strasse jedoch nicht so kurvenreich und holprig war, war die restliche Fahrstrecke wenigstens nicht so ein Kraftakt. Wieder hielten wir am Parkplatz, an dem Wir bereits zwei Naechte zuvor geschlafen hatten, genossen erneut eine gute Dusche und sassen den Abend einfach aus. Diesmal war es wenigstens eine Nacht ohne furchteinfloessende Begegnungen oder unerklerliche Tueroeffnungen.
Am naechsten Mittag erreichten wir endlich die Stadt. Auch wenn ich mittlerweile mit meinem ganzen Koerper am Lenkrad hing, um Kurven zu fahren, fuhren wir noch, was ja die Hauptsache war. In der Stadt angekommen gab es erstmal was wichtiges zu erledigen und der naechste Programmpunkt war dann die Reparatur unseres angeschlagenen Wohnzimmers. Bereits bei der Einfahrt in den Ort hatte ich zwei Werkstaetten entdeckt, die ich auf dem Rueckweg anfahren wollte. Bei Nummer eins angekommen ging ich rein und traf auf die freundliche Lady aus dem Buero. Ich beschrieb ihr unser Problem, sagte ihr, dass voraussichtlich nur ein paar Schlaeuche gewechselt werden muessen und wir das Problem sofort geloest haben braeuchten. Sie antwortete, dass sie derzeit fuer mindestens die naechsten 5 Tage ausgebucht seien, sie jedoch kurz Ruecksprache mit dem Mechaniker halten wolle. Dies aenderte ihre Meinung nicht und sie verwies mich an zwei andere Werkstaetten. So fuhren wir weiter zu Werkstatt Nummer Zwei. Diesmal hatte ich die Gelegenheit direkt beim Werkstattchef vorstellig zu werden. Leider war die Antwort wieder die Gleiche. Kein Termin vor dem 4. Juli.
Irgendwie schien in diesem Ort, den ich mittlerweile schon so gar nicht mehr leiden konnte , niemand auch nur annaehernd Interesse zu haben, wie ueblich ein paar hilflose Backpacker auszunehmen und das schnelle Geld verdienen zu wollen. Ich fragte mich ernsthaft, warum die nicht alle gleich wegen Reichtum geschlossen hatten. Die verzweiflung auf die Stirn geschrieben hielt ich bei einem Toyotahaendler. Diesmal liess ich Monique reingehen und die hoffnungslos Ahnungslose spielen. Keine zwei Minuten spaeter traute ich meinen Augen nicht, als sie doch tatsaechlich mit einem Mechaniker im Schlepptau wieder raus kam. Er tauschte uns die Schlaeuche aus, fuellte anschliessend unsere Hydraulikfluessigkeitsvorraete wieder auf und wollte am Ende nicht einmal Geld dafuer haben. Vermutlich war diese Werkstatt auch wegen ploetzlichem Reichtum geschlossen, im Gegensatz zu den anderen Laeden schienen hier die Mechaniker jedoch Langeweile zu haben. Erleichtert fuellten wir unseren Tank und verliessen die Stadt, der reichen Werkstaetten und wechselgeldlosen Geschaefte endlich gen Norden.
Tschuess Carnarvon, ich will dich nie wieder sehen.
Es gruesst
der Schroddi mit dem Lenkerarm