Schroddis Tag 424 – Einen Fensterplatz im Himmel, bitte
25 06 2011Ort: Km 4.993, Kleiner Parkplatz mit Blick aufs Riff bei Coral Bay
Ortszeit: Tag 23, 25.06.2011, 11.20 Uhr
Wetter: 23 Grad, Regen *waeh*
Anwesende: 1000% Luftfeuchtigkeit
Rund 30km nach unserer Schlammexkursion kamen wir endlich in der Grossstadt (ca. 7.000 Einw.) Carnarvon an. Wie fuer grosse Orte ueblich, wollten wir uns hier nicht lange aufhalten, und fuhren daher zielstrebig den ersten groesseren Supermarkt seit Perth an, um unsere eigentlich noch eine Weile ausreichenden Lebensmittelvorraete aufzufuellen. Mit Rechnungen
von insgesamt etwas ueber 160$, sowie tonnenweise Lebensmittel im Einkaufswagen steuerten wir wieder unser Auto an und hatten keinen blassen Schimmer, wie und wo wir alles unterbringen sollten. Da es auf dem dortigen Parkplatz von schnorrenden Aboriginies nur so wimmelte, schmissen wir die Tueten erstmal ins Auto und hielten Ausschau nach einem ruhigeren Ort, um alles zweckmaessig zu verstauen. Etwa 30 Minuten und einen logistischen Meisterakt spaeter passte alles perfekt, jedoch gingen unsere hinteren Stossdaempfer maechtig in die Knie und wir machten uns ernsthaft sorgen bei der sportlichen australischen Strassenbauweise nicht aufzusetzen. Die Stadt machte bis auf einige huebsche Gebaeude keinen wirklich einladenden Eindruck und legal kostenlos konnte man hier ohnehin nicht schlafen. So fuhren wir wie bereits am Vortag geplant weiter, zu den etwa 70 km entfernten Blaseloechern (eng. Blowholes), wo sich auch ein sehr guenstiger Campingplatz befinden sollte. Da sich der Weg zog und die Dunkelheit schnell naeher rueckte, passierten wir die Blaseloecher ungesehen und hielten erstmal ausschau nach einem Schlafplatz.
Der Campingplatz wand sich hinter den Duenen auf einer Laenge von 1,7km entlang des Strandes und bestand aus vielen kleinen, sandigen Parkbuchten. Etwa 20m vor Ende des Areals fand sich dann endlich der perfekte Ort. Wir stellten unser Auto an einen kleinen Hang, direkt neben einer Feuerstelle und fingen an, die Gegend nach einem ebenen Platz fuer unser Zelt abzusuchen. Auf der Spitze einer Duene hatten wir gefunden, wonach wir ausschau hielten. Von unserem Zelt aus sollten wir Ausblick ueber die gesame Bucht, sowie die beste Meeresrausch-Klangkulisse jenseits des 26. Breitengrades haben.
Nachdem wir uns dort haeuslich eingerichtet hatten, ging es erstmal daran, den Strand zu erkunden. Es tat sich uns eine riesige, einsame Bucht mit nicht sehr grossen, jedoch kraftvollen Wellen auf. Monique wollte mich in Klamotten schwimmen sehen, hatte mich jedoch in der hinsicht etwas unterschaetzt. So landeten wir nur Augenblicke spaeter beide in voller Montur im ueberraschend warmen Nass. Den Rest des Abends liessen wir recht entspannt angehen und freuten uns auf die Erkundung der Gegend am naechsten Tag.
Es versprach wieder ein vom guten Wetter gesegneter Tag zu werden. Wir packten also unsere sieben Sachen und machten uns auf die Socken, um die felsige Kuestenlandschaft und die dazugehoerigen Blaseloecher zu erkunden. Nach rund 2km erreichten wir eine wunderschoene Bucht, durch eine einsame Insel weitestgehend abgegrenzt vom offenen Meer. In diesem relativ
flachen Gewaesser schien es vor Korallen und Fischen nur so zu wimmeln, was uns veranlasste, nach unserem Rundgang das erste Mal auf diesem Roadtrip unser Schnorchelequipment auszupacken. Weiter ging es auf die Felskueste, an welcher sich extrem grosse Wellen brachen und die gischt mit Leichtigkeit ueber 10 Meter hoch schleuderten. Ein Schild warnte unvorsichtige Besucher, dass Riesenwellen toedlich sind, was uns ja natuerlich nieeeee passieren koennte. So trauten wir uns recht nahe an den Rand des Abrunds, um einige imposante Bilder zu schiessen. Als Monique dann froehlich vor den brechenden Riesen posierte und locker anmerkte, dass man von den riesigen Gischtwolken im Ruecken doch nichts spuere…
…erreichte uns wohl eine dieser besagten Riesenwellen, als haetten sie ihr diesen Spruch uebel genommen. Gluecklicherweise ist nicht viel passiert und es schwamm lediglich einer ihrer Flip Flops davon, welchen wir gluecklicherweise spaeter wieder einfangen konnten. Ihr nasser ruecken war schnell getrocknet und wir spatzierten weiter die zerkluefteten Felsformationen entlang, bis wir letztendlich die besagten Blaseloecher erreichten, welche bei Eintreffen der Wellen Wasserfontaenen bis ca. 20 Meter senkrecht in die Luft bliessen.
Nachdem wir dort einige Zeit verweilt hatten, begaben wir uns zurueck an das Korallenriff. Monique war so clever ihr Schnorchelequipment bereits unbemerkt morgens eingepackt zu haben. Mir standen dann ungluecklicherweise noch einmal rund 4km beschwerliche Strandwanderung bevor, bis wir endlich ins (nicht so) kuehle Nass springen konnten. Auf dem Weg zurueck zu unserem Plaetzchen traf ich auf unseren alten Freund John, welcher uns bereits am Whalebone Beach bei Denham mit frischem Fisch versorgt hatte. Dieser kam gerade vom Angeln – was auch sonst. Er erklaerte mir, dass er ein wahrer Jaeger ist und Fische ja so ziehmlich das Einzige sind, was man noch legal jagen duerfe. So kommt es, dass er in diesen fischreichen Gewaessern grundsaetzlich wesentlich mehr faengt als er essen kann und daher zwangslaeufig den Grossteil des Fischs verschenkt. Nach dem Wechsel weiterer Worte bekam ich dann wieder einige fertig filetierte Fische in die Hand gedrueckt, bedankte mich und wanderte mit unserem Abendessen weiter froehlich meines Weges.
Nach knapp 2 Stunden auf dem Zahnfleisch wieder am Schnorchelspot angekommen, war in der Zwischenzeit bereits die Flut zurueckgegangen, was es nahezu unmoeglich machte ueber das Riff zu schnorcheln. So begnuegten wir uns am Rande des Riffes und wollten am naechsten Tag mehr sehen.
Ungluecklicherweise musste ich am naechsten Tag nach Carnarvorn fahren, um eine auf meine Mailbox gesprochene Nachricht abzuhoeren, da ausgerechnet am kommenden Montag meine Mailbox umgestellt wuerde und mir somit die aeusserst wichtige Nachricht verloren gehen wuerde.
Am gleichen Abend ging es erstmal darum, unseren frischen Fisch zuzubereiten. Da wir ausser einem Gaskocher und zwei Toepfen kein passendes Equipment hatten, machten wir halt ein Feuer und garten den leckeren Fisch anschliessend in der Glut. Mit vollen Maegen ging es ins Zelt und der naechste Morgen liess nicht lange auf sich warten.
Frueh machten wir uns fertig, damit ich rechtzeitig zur Mittagszeit wieder zurueck sein wuerde, um bei Flut Schnorcheln gehen zu koennen. Ich liess Monique also meine Uhr da und kuendigte an, in rund 3-4 Stunden zurueck zu sein, was sich bei der folgenden Misere als grobe Fehleinschaetzung erwies. In gemaechlichem Tempo machte ich mich also auf die rund 70km einfache Strecke und nutzte die Gelegenheit, unsere Elektroartikel waehrend der Fahrt zu laden. Da ich ohnehin in die Stadt fuhr, nahm ich unsere seit Perth nicht mehr gewaschene Dreckwaesche mit und hatte auch noch einige andere Erledigungen auf der To Do-Liste. Im Ort angekommen drehte ich eine kleine Runde, um den dortigen Waschsalon zu erspaehen, musste nach einiger Zeit jedoch erfolglos aufgeben. Daher fand ich mich erstmal in der zentral gelegenen Touristeninformation ein, um noch einige weitere Dinge in Erfahrung zu bringen. Zu meiner „Freude“ bekam ich gesagt, dass sich der Waschsalon versteckt etwas ausserhalb der Stadt in der Richtung befand, aus der ich kam. Also eierte ich die 5 Kilometer wieder zurueck, um festzustellen, dass sowohl die Waschmaschine, als auch der Trockner mit jeweils fuenf Dollarmuenzen gefuettert werden wollten. Nach einer laengeren Suche im Auto schaffte ich es immerhin auf drei Muenzen, was so oder so zu wenig war. Im Waschsalon konnte mir natuerlich niemand mit Kleingeld aushelfen. So wanderte ich erstmal hoffnungsvoll zum benachbarten Elektroladen, wo man mir ohne einen Blick in die Kasse zu werfen freundlichst mitteilte, dass man nur drei Dollarmuenzen habe. So dachte ich mir also etwas neues aus, setzte mich ins Auto und fuhr zur naechsten Tankstelle, wo ich mir eine Cola kaufte und das Wechselgeld in Dollarmuenzen erbat. Auch hier wurde ich unfreundlich abgewiesen und bekam offensichtlich bewusst nicht eine passende Muenze im Wechselgeld. Direkt nebenan gab es ein kleines Kiosk, wo ich ebenfalls einen Korb bekam und langsam wohl sichtlich angefressen war. Wieder setzte ich mich ins Auto und fuhr weiter in Richtung Stadt. An einer Fast Food-Kette gehalten, hatte ich endlich Glueck und bekam zaehneknirschend mein benoetigtes Kleingeld.
So fuhr ich MAL WIEDER aus der Stadt, um endlich die Waesche anzuschmeissen. Natuerlich war nur 2 Minuten vor mir ein Auto mit drei Arbeitern angekommen, die natuerlich die verbliebenen Waschmaschinen fuellten, sodass ich erstmal 15 weitere Minuten auf eine freie Maschine warten musste. Entgegen den typischen australischen Waschmaschinen dauerte hier das Programm jedoch eine viertel Stunde laenger und ich bummelte die Zeit ab. Auch der Trockner liess nicht wie in Donnybrook nur 20, sondern satte 50 Minuten auf sich warten. Mittlerweile hatten wir fruehen Nachmittag und Schnorcheln war quasi gestorben. So spielte ich mir noch Buena Vista Social Club auf meinen Mp3-Player und eierte anschliessend ganz entspannt zu unserem Campingplatz zurueck, wo seit mittlerweile knapp 6 Stunden Monique auf mich wartete und bereits kurz davor war, den Ranger nach einem Anruf bei der Polizei zu bitten, weil sie sich nach rund 3 Stunden Ueberfaelligkeit langsam Sorgen machte. Nachdem ich ihr meine Misere in dem Ort, welcher mir langsam immer unsympatischer wurde, erlaeuterte, war die Situation auch wieder entspannt und wir entschlossen uns, noch 1-2 Naechte laenger zu bleiben.
Waehrend meiner Abwesenheit hatte sich direkt neben uns Lazy K mit seinem Bus inkl. angehaengter Garage, in der sich neben einem Gelaendewagen auch noch ein Boot befand, ein gemuetliches Plaetzchen verschafft. So hatten wir nun Proll und Protz als unsere Nachbarn. Dennoch bekamen wir mit unserer aeusserst gemuetlichen Dackelgarage keine Minderwertigkeitskomplexe und genossen einen gemuetlichen Abend am Feuer.
Den naechsten Morgen liessen wir ruhig angehen, da ausser Schnorcheln um die Mittagszeit nicht viel auf dem Programm stand. Durch unseren geoeffneten Zelteingang konnten wir vor dem Aufstehen noch eine Gruppe Wale beobachten, die in aller Ruhe ihren Weg vorbei an unserer Bucht zogen. Gegen Mittag wanderten wir dann wieder zum Riff und wurden mit dem richtigen Timing bei Flut mit einem absolut umwerfenden Schnorcheltrip belohnt. Den dortigen Fischreichtum hatte ich selbst auf den Malediven nicht oft zu Gesicht bekommen und kurz vor Schluss tauchte als Kroenung direkt vor uns noch ein sehr zurtraulicher Engelshai auf, welcher uns bis knapp einen Meter an sich heran liess.
Auf dem Rueckweg trafen wir mal wieder auf unseren Freund John, welcher sich (wer haette es gedacht) auf dem Weg zum Angeln befand. Er versprach uns erneut Fisch, falls wir ihn abends in seinem Koenigreich besuchen wollten.
Zurueck in der heimischen Nachbarschaft oeffnete Lazy K aufgrund des Windes seine Garage fuer die Oeffentlichkeit und lud zu einem nachbarlichen Umtrunk mit kleinen Leckereien ein. Nach Einbruch der Dunkelheit verabschiedeten wir uns aus der mittlerweile mit knapp 15 Mann besetzten Garage und machten uns mit Bier und Wein auf den Weg zu John. Dort angekommen praesentierte er uns erstmal einen Wassereimer mit drei grossen Fischen, welche er fuer uns „gejagt“ hatte. Leider kam an diesem Abend nicht mehr rum, da ein rund 4 Meter grosser Hai auftauchte und saemtliche Fische vertrieb. Gut zu wissen, dass wir wenige Tage zuvor an nahezu der gleichen Stelle baden waren…wir sind ja aber sowieso nicht geniessbar.
So verbrachten wir einen lustigen Abend mit John und schleppten diesmal kiloweise frischen Fisch mit nach Hause, welchen es jedoch erst am kommenden Tag zum Mittagessen geben sollte.
Tags drauf schmiss ich dann bereits mittags die Feuerstelle an, waehrend Monique den Mann stellte und fachmaennisch die Fische ausnahm. Als Lazy K um seine Residenz schlich, schnorrte ich ihn bei der Gelegenheit um etwas Solarstrom an und lud endlich meine arg gechwaechten Fotoakkus.
Als wir dann abends im Auto sassen und uns gerade fuer ein Abendessen entscheiden wollten, klopfte es dann ploetzlich an der Scheibe und Ali, Lazy K’s Frau reichte uns eine Schuessel mit gebratenen Nudeln, Huehnchen und Gemuese ins Auto. So hatten wir erneut ein kostenloses und echt leckeres Mahl.
Am naechsten Tag packten wir nach bald einer Woche Aufenthalt unsere 6,5 Sachen und verliessen unseren Fensterplatz im Himmel, welcher gerade mal umgerechnet 1,80 EUR pro Nacht und Person gekostet hatte.
Es gruesst
ein himmlicher Schroddi
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