Schroddis Tag 409 – Als mich die Zivilisation zurueck hatte und unser Muell geklaut wurde
12 06 2011Ort: Km 2.544, Geraldton
Ortszeit: Tag 8, 10.06.2011, 12 Uhr
Wetter: 23 Grad, sonnig
Anwesende: Das rauschen des Windes
Es war frueher Nachmittag als uns das Outback in der Millionenstadt Perth ausspuckte.
Mit jedem Kilometer stieg in mir das Grauen vor ersten Kontakten mit der Zivilisation.
Zum Einstieg sollte ich auch gleich eine Art Konfrontationstherapie bekommen, indem wir zum gnadenlos ueberlaufenen Hillarys Harbour fuhren. Nach 4 Tagen ohne Dusche in gnadenlos dreckigen Klamotten versuchte ich mich also unter Menschen zu begeben und fuehlte mich sichtlich unwohl. Um meine mittelschwere innere Krise zu ueberspielen fing ich also an, gegen alles zu mobben, was saubere Klamotten als ich trug – also gegen jeden. Naja, teils zu recht…
Nach diesem heftigen Einstieg fuhren wir zum Hostel, auf dessen Parkplatz wir die kommende Nacht verbringen sollten. Das Auto keine fuenf Minuten im Hof geparkt, verabschiedete ich mich wie ueblich direkt zum naechstgelegenen Thai Restaurant. Nachdem ich mich die letzten 4 Tage ausschliesslich von Dosenfrass, Instantsuppen und Brot ernaehrt hatte, schlenderte ich
anschliessend mit einer prall gefuellten Plautze zurueck zum Hostel. Dort war es an der Zeit die Staub- und Schlammkruste mit UV-Schutzfaktor 65.000 zu loesen. So verschwand ich mit einer Stahlbuerste und 5 Litern Terpentin in der Dusche und versuchte unter einem Duschkopf, welcher Wasser nur troepfchenweise abgab, meine urspruengliche Hautfarbe wieder zum Vorschein kommen zu lassen. Nach einer langwierigen Haeutung fuehlte ich mich wieder wie ein Mensch und konnte nun die abendlichen Feierlichkeiten angehen, welche wir mit einigen Bekannten des letzten halben Jahres begossen.
Am naechsten Tag lief dann alles etwas langsamer an. Nachdem wir uns erstmal bei einem deutschen Fleischer mit Wiener wuerstchen, Leberwurst und Emu- & Kangaroosalami eingedeckt hatten, ging es am fruehen Nachmittag endlich auf die Strasse in den waermeren Norden. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Yanchep, wo es einen Nationalpark gibt, in dem wir uns am kommenden Morgen Koalas ansehen wollten. Den Sonnenuntergang schauten wir uns noch am Strand an und zogen uns zum Abendessen an ein Kiosk zurueck, wo wir ausgesprochen luxurioes mit Beleuchtung an einem Tisch essen konnten. Die anschliessende Suche nach einem Nachtlager fuehrte uns keine 200m weiter in einen kleinen Pfad mitten im Busch. 
Am folgenden Morgen ging es dann zu frueher Stunde noch vor Oeffnung (um den Eintritt zu sparen) in den Nationalpark. Wir wollten die dortigen Koalas sehen, trafen stattdessen jedoch auf sehr zutrauliche Kangaroos. Die Eukalyptus mampfenden Schlafmuetzen pennten noch in den Baeumen und waren fuer morgentliche Besuche offensichtlich nicht besonders aufgeschlossen. So hatte uns nach relativ kurzer Zeit der Highway zurueck und es ging weiter nach Norden. Auf dem Weg schauten wir uns einige verschlafene Kuestenstaedte und deren Straende an. Bei Lancelin taten sich vor uns die groessten Sandduenen auf, die ich in meinem Leben gesehen
habe. Wie mittlerweile beinahe ueblich, misshandelten wir unseren fahrenden Untersatz wieder gnadenlos und buegelten ueber eine unmoegliche Piste mitten in die Wueste, wo wir wie kleine Kinder im Sandkasten fuer die Grossen tollten.
Rund 100 km weiter sollte unser naechster Stop an einem See sein. Es war nicht irgendein See, denn dort gab es lebende Stromatoliten zu sehen. Wer sich jetzt fragt:“Was sind denn Stromalotitten?“ Liegt richtig, titten, titten, titten…. Kurze Zeit spaeter ging es dann weiter zum Gegenprogramm fuer das weibliche Geschlecht, zu den Penicles, sorry Pinnacles. Welche aus schoen anzusehenden Sandsteinsaeulen in einer Sandwueste bestehen. Puenktlich nach
Schliessung des Nationalparks erfreuten wir uns erneut ueber freien Eintritt und drehten bei untergehender Sonne eine Runde durch diese ausserirdische anmutende Landschaft. Anschliessend befanden wir uns mal wieder im Dunklen mitten im Kangarooland. So schlichen wir mit 60 Sachen ueber den Highway, die Blicke stets in die Strassengraben gerichtet und hielten Ausschau nach geeigneten Schlafplaetzen. Wir bogen also in diverse unasphaltierte Nebenstrassen ein, fanden jedoch ausser Schildern mit der Beschriftung „No Camping“ keine geeignete Nische, unser Auto zu verstecken. Bis auf das Vergnuegen ein etwas genervtes Kangaroo vor dem Auto her zu scheuchen, war die Suche leider sehr frustrierend.
Rund 50 Kilometer und diverse Kangaroobegegnungen weiter fand sich die Einfahrt zu Sandy Cape, einem Campingplatz, auf dem man nichts bezahlen braucht, wenn man spaet kommt und dreist genug ist. Nach etwa 8 Kilometern auf extrem holpriger Strecke, gesaeumt von suizidgefaehrdeten Kangaroos, fand sich ein sehr ruhiger Schlafplatz, welcher uns jedoch von Millionen Blutsaugern mies gemacht werden sollte.
Nach einer angenehm warmen Nacht ging es frueh zurueck auf die Strasse, um nicht dem Platzwaechter in die Haende zu fallen. Diesmal jedoch in umgekehrte Richtiung, wo wir nach gut 13 km wieder in Jurien Bay ankamen. Dort fruehstueckten wir gemuetlich und verbrachten einen entspannten Tag am Strand. Im oertlichen Toilettenhaeuschen wartete endlich eine extrem erfrischende (kaltwasser)Dusche auf uns. 
Nachdem unser Tank wieder gut gefuellt war, ging es endlich weiter in Richtung Norden.
Alerdings blieb uns nach diesem verbummelten Tag nicht viel Fahrzeit und wir mussten uns nach rund 100km bereits wieder einen Schlafplatz suchen. Diesmal bot sich der Strand von Cliff Head an, wo wir ein recht einsames Plaetzchen gefunden hatten und endlich legal Feuer machen konnten. Schnell hatte sich eine kleine, verrostete Metalltonne gefunden, aus der rasch der Boden getreten war. Nach einem schoenen Sonnenuntergang am Strand hatten wir also an unserer brennenden Pennertonne ein vorzuegliches Abendessen.
Einige Zeit spaeter fiel scheinbar eine der in der neben dem Auto platzierten Muelltuete gelagerten Flaschen um. Im gleichen Augenblick klimperte es nochmal und ploetzlich entfernte sich unser Muell unter lautem rascheln in rasender Geschwindigkeit. Etwas verdutzt leuchteten wir unserem Muell hinterher und sahen in der Ferne lediglich zwei gruselige Augen leuchten. Nur wenig spaeter schlich der Fuchs, zu welchem diese Augen gehoerten wieder nur wenige Meter um uns herum und liess sich vom Schein unserer Lampen nicht beeindrucken. Nach einiger Zeit verzog er sich jedoch, als er feststellen musste, dass es ausser Plastik und Glas bei uns nichts zu holen gab.
Heute Morgen ging es dann gemaechlich weiter. Wir besuchten einige verschlafene Staedchen, deren Straende und rissen ansonsten haptsaechlich Kilometer. Verdaechtig waren lediglich die entgegenkommenden ueberaus freundlich winkenden Schulbusfahrerinnen, seit ich ohne Shirt fuhr. Wenig spaeter folgte uns mal wieder die Polizei. Vermutlich bekamen sie beim Nummernschildabgleich zu hoeren, dass unser Auto dermassen vermuellt ist, dass eine Frage nach den Fahrzeugpapieren recht aussichtslos ist. So wurden wir nach einer Weile ueberholt und man sah die freundlichen Beamten nicht mehr wieder.
Unser Nachtlager haben wir nun auf einem kostenlosen 24h Parkplatz AUFgeschlagen und hoffen, dass unsere Nachbarn ihre Kinder bald ERschlagen.
Weitergehen soll es morgen in den bei Kalbarri beheimateten Nationalpark, wo wir endlich mal etwas Bewegung bekommen…sehen wir mal, ob das gut geht.
Viele Gruesse
oben ohne Schroddi












