Ort: Hinterhof, Yellow Submarine Hostel, Brisbane
Ortszeit: 13.05.2010, 21.00 Uhr
Temperatur: gefühlt 20 Grad, Sternenhimmel
Anwesende: 8 Backpacker, eine dröhnende Anlage und diverse alkoholische Getränke
Nachdem die letzten Tage wirklich anstrengend und geplant planlos waren, haben wir nun endlich einen Ort gefunden, an dem man sich wohl fühlen kann – die Yellow Submarine.
Alles fing im Prinzip damit an, dass unsere ganzen Partypeople nach und nach unser Hostel in Melbourne verlassen haben, das Wetter mit 17 – 21 nicht wirklich einladend war und wir uns irgendwie langweilten. Die Jobaussichten waren nicht gut und an Autos war auch nichts gescheites zu finden.
Von Bekannten bekamen wir den Tipp, uns ein „Relocation Car“ zu besorgen.
So riefen wir dann jeden Morgen bei der Agentur an und klopften die verfügbaren Autos ab. Leider war in die gewünschte Richtung Cairns oder Brisbane nicht wirklich was verfügbar. Am dritten Tag gab es dann einen Toyota Hi Top mit 4 Schlafplätzen nach Sydney und wir schlugen zu.
Als nächstes buchten wir via Internet direkt das nächste Hostel in Sydney für zwei Nächte. Dieses Hostel hatte im Netz fast ausschließlich positive Bewertungen, was sich später noch als echt unverständlich herausstellen sollte.
Am nächsten Tag sollten wir das Auto schon um 9.30 Uhr bei der Autovermietung in einem Melbourner Vorort abholen. So packten wir dann unsere 7.000 Sachen und fuhren gegen 8 Uhr mit der Bahn zur Vermietung, die entgegen unserer Informationen erst um 10 Uhr öffnete.
Nachdem wir die verbliebene Zeit abgefrühstückt hatten, bekamen wir unser Auto inkl. Navi. Wir freuten uns wie Glückskekse und stürzten uns das erste Mal in den Linksverkehr.
Maggus bekam den Linksverkehr ganz schnell auf die Reihe und kutschierte uns souverän durch den Großstadtjungel zurück zum Hostel, um unser Gepäck zu holen. Was sich jedoch schwieriger als der Linksverkehr gestaltete, war die ungewohnte Breite des Fahrzeugs, was sich darin äußerte, dass ich plötzlich ein parkendes Auto schon in unserem Motorraum sah. In letzter Sekunde das Steuer rum gerissen war dann auch die Situation gemeistert und ich war endlich richtig wach.
Los ging unsere Reise mit knapp 1.200 km, für die wir ca. 30 Stunden Zeit hatten. Solch ein Auto mehr als eine Stunde zu spät abzugeben kostet 1.500 Dollar Strafe, ist also keine gute Idee. Daher sahen wir zu, dass wir möglichst viele Kilometer gleich am ersten Tag abrissen. Belohnt wurden wir dafür mit der wunderschönen Landschaft Australiens.
Hier wird es schon im Herbst leider relativ schnell dunkel. So gegen 17 Uhr sah man die Hand vor Augen nicht mehr, was das Fahren nicht gerade angenehmer machte. Wir fuhren bis etwa 22 Uhr und machten Rast auf einer 24 Std. Tankstelle in Goulburn, dem ältesten Inlandsort des Kontinents. Nach einer relativ kühlen Nacht in unserem Auto ging es am nächsten Morgen nach einem Frühstück bei Subway weiter, denn vor uns lagen noch etliche Kilometer Wegstrecke.
Gegen 11 Uhr rollten wir dann in Sydney ein und kämpften uns zu unserem nächsten Hostel durch. Es befand sich in einem Block mit sehr engen Gässchen und fehlenden Parkmöglichkeiten für unser Schiff. So parkten wir um die Ecke und checkten erstmal ein. Nachdem wir in einer Blitzaktion all unser Gepäck in unser neues Zimmer geschafft hatten, irrten wir durch die City von Sydney, um den Rückgabeort für unser Fahrzeug zu finden.
Dort angekommen wurden wir unser Fahrzeug schnell los und standen nun irgendwo im Stadtteil Mascot. Unglücklicherweise erfuhren wir, dass ausgerechnet an diesem Tag die örtlich Metro wegen Gleisarbeiten still stand. Es war Sonntag, es fuhren auch keine Busse, man sah allerdings permanent Taxis an einem vorbei fahren. Also beschlossen wir uns ein Taxi in einer Stunde zu bestellen und erstmal essen zu gehen.
Nachdem wir satt und glücklich waren, fiel uns auf, dass wir uns in der Zeit verhauen haben und das Taxi dummerweise erst in zwei Stunden geordert hatten. So riefen wir noch einmal in der Zentrale an und bestellten das Taxi entsprechend früher. Wir sollten das nächste verfügbare Taxi bekommen. Und warteten….10 Minuten….20 Minuten….30 Minuten….40 Minuten….Sms von der Taxizentrale kam, dass unser Taxi vorfährt….50 Minuten….60 Minuten….70 Minuten…. Hunderte Taxen fuhren an uns vorbei, nur nicht das, was uns zugeteilt wurde….80 Minuten…..90 Minuten…. Kurzfristig hielten wir uns eines der im Sekundentakt passierenden Taxis an.
Max, unser kerniger Taxifahrer klärte uns während der Fahrt über Bandenkriminalität, Junkys und die örtlichen Waffengesetze auf. So erfuhren wir zum Beispiel, dass er Kopfschüsse für den einzig wahren Weg für einen endgültigen Drogenentzug hielt und klärte uns weiterhin u.A. über seine Einstellung zu Juden auf, die ich an dieser Stelle weder nennen, noch kommentieren möchte.
Nach dieser amüsanten Fahrt waren wir wieder zurück im Hostel. Im Zimmer angekommen fanden wir meine kanadische Bettgefährtin Chrystal immer noch schlafend auf (mittlerweile war es nach 16 Uhr).
Nicht nur, dass Chrystal in gewissen Kreisen als Künstlername verwendet wird, hatte sie auch eine erschreckend tiefe Stimme. Ich beschloss also die Nacht mit dem Arsch zur Wand zu verbringen.
Nachdem Chrystal erwacht und durch das Bad war, machten wir uns auch alle erstmal frisch und machten es uns im kleinen Vorgarten des Hostels gemütlich.
Nicht nur, dass der Laden echt verranzt war und eine echt ätzende Musik lief, machten auch die Leute dort einen echt unsympathischen und verstrahlten Eindruck. Für uns stand mehr oder weniger fest, dass wir dort nicht lange bleiben wollten. Einziger Pluspunkt des Hostels war, dass es 24 kostenloses W-Lan gab, was ich in meinem Bett nutzte, während die Anderen bereits schliefen.
Mitten in der Nacht kam dann Chrystal rein gestürmt, holte sich einen Sixpack Bier aus dem Kühlschrank und verschwand anschließend mit den Worten „see you in bed later“ wieder aus dem Zimmer. Diese Worte ließen mich mich natürlich nicht besser schlafen. So beschloss ich dann neben der Arsch-zur-Wand-Haltung auch mit einem offenen Auge zu schlafen. Gegen 3 Uhr kam sie wieder, fiel jedoch glücklicherweise in ihr eigenes Bett.
Am nächsten Tag riefen wir wieder bei unserer Fahrzeugvermittlung an und bekamen auf Anhieb auch einen Camper nach Brisbane angeboten. Wir zögerten nicht lange und beschlossen direkt unsere Sachen zu packen und wieder aus Sydney zu verschwinden.
So checkten wir kurzfristig wieder aus, bekamen jedoch das Geld für die zweite Nacht nicht zurück, was uns bei dem Saftladen sowieso nicht wunderte. Hauptsache da weg. Wir bestellten uns also wieder ein Taxi und warteten 20 Minuten….40 Minuten….60 Minuten, riefen noch mal an und kurze Zeit später fuhr dann auch tatsächlich unser Taxi vor. Wir hatten die Angaben für unser nächstes Auto in aller eile nur flüchtig gelesen und gesehen, dass es wieder in Mascot geholt werden sollte. Also ließen wir uns wieder zur Vermietung fahren, bei der wir am Vortag unser Auto abgegeben hatten.
Dort mussten wir uns nur leider sagen lassen, dass sämtliche Autovermietungen in Mascot ansässig waren und wir zu einer anderen Vermietung mussten. Es wäre aber nur ein kurzer Fußweg. Also schnappten wir alle unsere Sachen (pro Person 30 – 40 kg Gepäck) und liefen bei 24 Grad los. Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass wir irgendwie falsch sein mussten. So fragten wir uns durch und wussten nach gut 30 Minuten endlich, wo wir tatsächlich hin mussten. Auf letzter Rille schleppten wir uns in den Hof der Vermietung.
Dort dauerte es noch rund 2 Stunden bis endlich alles nötige erledigt war, um vom Hof zu rollen.
Diesmal hatten wir einen 6-Betten Ford Transit Camper mit Klo, Dusche, DVD-Player und anderen

7 Meter Lebensfreude
Annehmlichkeiten für kleines Geld bekommen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der abgeschrubbten Schaltung machten wir drei Kreuze als wir endlich aus dem Großraum Sydney raus waren. Langsam fing es an zu dämmern, war ja schon wieder früher Nachmittag. So wurde es also Zeit endlich mal was zu essen. Wir fuhren also vom Freeway ab und landeten in bei dem australischen Verschnitt von Burger King. Da wir den ganzen Tag noch nix gegessen hatten, war uns aber auch wirklich egal, was da in die Kauleiste geschoben wird.
Zurück am Auto entdeckte ich entsetzt unseren Schwarzfahrer Freddy über der Beifahrertür sitzen.

Ugly Freddy
Wir gingen davon aus, dass er sich beim Fahrtwind bald verabschieden würde und fuhren erstmal weiter. Einige Stunden später verfranzten wir uns uns Newcastle und landeten in einem Wendehammer direkt am Meer. Ich beschloss mit Maggus einen kurzen Abstecher an den Strand zu machen, wo wir das erste Mal die imposante Wucht des Pazifik zu Gesicht bekamen.
Wieder am Auto stellten wir entsetzt fest, dass Freddy nach wie vor über der Beifahrertür gammelte. So beschlossen wir nun etwas gegen ihn zu übernehmen. Als Mittel kamen uns ein gezielter Schlag mit dem Klappspaten oder ein Angriff mit Wasser in den Sinn. Wir holten also eine Fahrradflasche und versuchten Freddy mit einem gezielten Strahl vom Auto zu schießen. Er ließ sich jedoch nicht beirren. Er rannte kurz über die Windschutzscheibe und zurück an seine stelle. Nach dem zweiten Strahl war er so klever im Türschlitz zu verschwinden und war nicht mehr zu sehen. Auch einen halben Liter später saß er noch in der Ritze und lachte uns aus. Von innen leuchteten wir die Tür aus und vertrauten einfach auf die Dichtungsgummis. So blieb die Beifahrertür von nun an geschlossen und das Ein- und Aussteigen wurde etwas umständicher. Wir fuhren noch ein paar Stunden bis wir irgendwann erschöpft an einem 24-Std. Mc Cafe ankamen, wo wir auf dem Parkplatz nächtigen und das kostenlose W-Lan nutzen konnten. Am nächsten Morgen ging es dann nach einer Dusche und erneutem Frühstück bei Subway wieder auf die Piste. Unser nächstes Ziel war zur Abwechslung mal ein Strand. In Bonny Hills am Rainbow Beach angekommen machten wir, beeindruckt von der Schönheit, einen

Rainbow Beach
Spatziergang und plantschten etwas rum. Nach einer anschließenden Dusche ging es dann weiter nach Port Macquarie, wo wir ebenfalls einen sehr imposanten Küstenabschnitt entdeckten. Diesen Abstecher rundeten wir anschließend mit einem kurzen Spatziergang durch ein kleines Stück Küstenregenwald ab.
Bevor es wieder auf die Piste gehen sollte, speisten wir göttlich bei einem kleinen Italiener. Nun war es wieder dunkel und es lagen an dem Abend noch gut 400 km Holperstrecke vor uns.
Mit letzter Kraft steuerte ich gegen 23.30 Uhr wieder einen 24h Mc Cafe Parkplatz in der Nähe von Ballina an, wo wir noch schnell unsere

Suicide Beach - Das etwas andere Schwimmerlebnis
Doppelbetten aufbauten und anschließen schlummerten wie Babys.
Am nächsten morgen lagen noch rund 200km Strecke vor uns. Das Auto mussten wir wieder bis 15 Uhr abgeben. Allerdings wollte ich in jedem Fall noch einen Abstecher ins Meer machen. Byron Bay verpassten wir, mussten jedoch aufgrund Dieselknappheit ohnehin die nächste Abfahrt nehmen, um nicht bald stehen bleiben zu müssen. Nachdem wir unseren Tank mit gut 60 Liter wieder gefüllt hatten, tat sich vor uns wenige Meter weiter ein traumhafter Strand mit beeindruckender Brandung auf. Für mich stand fest, dass ich genau hier eine runde schwimmen musste. Da die Zeit jedoch rannte, hüpften wir schnell in die Badesachen und sprangen für rund 15 Minuten in die Badewannenwasser warmen, kristallklaren Fluten vor Brunswick Heads.
Weiter gings die letzten 100 km nach Brisbane. Auf Anhieb fanden wir die Rückgabestelle, hatten jedoch noch etwas Zeit, um uns ein Hostel zu suchten. Kurz in den Reiseführer geguckt, bekamen wir gleich in unserem favorisierten Hostel ein 3-Bett Zimmer. Unsere Unterkunft war auch schnell gefunden, eingecheckt. Während Meggy sich um unsere Dreckwäsche kümmerte und unseren „Haushalt“ organisiserte, brachten Maggus und ich das Auto weg. Die klassisch familiäre Aufgabenteilung 🙂
Jetzt sind wir hier in einem total abgefahrenen Hostel, zentral gelegen mit familiärer Atmosphäre, Billiardtisch und einem Pool. Die Leute sind echt nett und wir freuen uns auf Brisbane.
Nebenher sei gesagt, dass die Jobchancen hier gar nicht so schlecht stehen.
Evtl. Fahren wir am Sonntag noch ein Stück nach Norden, um dort Erdbeeren zu pflücken.
Ob etwas daraus wird, zeigt sich allerdings erst in den nächsten Tagen. So chaotisch wie es hier die letzten Tage ablief, lebt man hier echt von einer Minute auf die nächste.
Nun erholen wir uns erstmal von den Strapazen der letzten Tage und gucken was Brisbane noch so für überraschungen für uns bereit hält. Bis Samstag/Sonntag werden wir in jedem Fall erstmal in der Yellow Submarine bleiben….vielleicht 🙂
Erkenntnisse der letzten Woche:
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Nie wieder Rücksicht auf Spinnenleben
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In Sydney sollte man sich ein Taxi im besten Fall am Vorabend bestellen
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Kängurus sind ein Mythos. Außer Fleischbrocken am Straßenrand und einer köstlichen Salami haben wir in der Richtung noch nichts zu Gesicht bekommen.
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U Turn Bay ist überall
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Beschilderung in Australien ist fürn Arsch
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Ähm, warum liegt Paddys Rest eigentlich neben Sleepy Hollow?
Bis die Tage
Grüße vom Trucker-Schroddi