Ort: Km 10.691, , Highway zwischen Fitzroy Crossing und Halls Creek
Ortszeit: Tag 79, 18.08.2011, 17.00 Uhr
Wetter: 26 Grad, wolkenlos
Anwesende: Der scheinbar unendliche Highway
Mit lautem Gejohle hatten wir endlich Exmouth hinter uns gelassen. Wir freuten uns ein Loch ins Knie, dass wir endlich wieder auf der Strasse waren und unserem Entdeckungstrieb nachgehen konnten. Unser naechstes Ziel sollte rund 650 km Entfernt liegen und Karijini National Park heissen. Wir hatten bereits von vielen Leuten gehoert, dass einige Besucher des Parks mit bis zu drei platten Reifen zu kaempfen hatten und der naechstgelegene Ort quasi vom Reifenhandel lebe. So holten wir uns ein spitzen Angebot des Exmouther Reifenhaendler fuer ein zweites Ersatzrad ein, wie wir es guenstier wohl nie wieder bekommen wuerden. Ungluecklicherweise hatten wir jedoch nicht den blassesten Schimmer, wo wir ein zweites Ersatzrad unterbringen sollten, zumal unser Autochen nach alleine schon 100 kg Zuladung nur fuer Lebensmittel, Getraenke und Zusatztreibstoff ohnehin bereits ordentlich in die Knie ging. So entschieden wir letztendlich, unser Glueck mit nur einem Ersatzrad heraus zu fordern. 
Nach Stunden Fahrt durch das absolute Niemalsland, in der wir auf gut 500km nicht einen Ort passiert hatten, endeten wir unglaeubig an einer roten Ampel. Wir trauten unseren Augen nicht, Inmittten dieser kargen Outbacklandschaft stand tatsaechlich die seit ueber 7.000 km Strecke die erste Ampelanlage inlusive zwei Strassenlaternen. Nachdem uns ein Mienen zugehoeriger Roadtrain kreuzte, setzten wir immernoch total entsetzt unsere Fahrt fort. Nach einem Tankstop und einigen kleineren Besorgungen in der am Nationalpark gelegehenen Stadt Tom Price, fuehrte uns unser Weg an einen Aussichtspunkt, wo wir unser Nachtlager aufschlugen. Nach einer Muetzte Schlaf erreichten wir am kommenden Vormittag den Parkeingang. Karijini ist nicht nur fuer die vielen Plattfuesse, sondern ebenfalls als einer der schoensten Nationalparks des Kontinents mit

Die Putzfrau war im Urlaub und hatte den Staubwedel mitgenommen
traumhaften Schluchten bekannt. Ausserdem sollte es „etwas“ staubig werden. Wenige Kilometer nach Parkeingang endetete auch bereits die befestigte Strasse und es ging auf roter Schotterpiste weiter. Binnen kuerzester Zeit waren nicht mehr die Reifen unsere groesseste Sorge, sondern brachten uns die Hals- und Achsbrecherischen Schlagloecher ganz schoen ins Schwitzen. Durch den aufgewirbelten Staub setzte sich binnen kuerzester Zeit ein orange-roter Schleier ueber alles, was sich am und im Auto befand. Nach rund 48km Holperstrecke erreichten wir die Weano Schlucht mit exakt 200 000 km auf dem Tacho. Zur Feier des Tages wurde also an Ort und Stelle eine Flasche warmer Sekt gekoepft und auf unseren treuen und mittlerweile arg staubigen Begleiter angestossen.
Im ganzen Land sind Wanderwege mit den Streckenklassen „1 – Rollstuhlfahrertauglich“ bis

Der Staubteufel tobte sich im Kofferraum aus
Klasse „6 – Geh ruhig weiter, wenn du schmerzvoll sterben willst“ gekennzeichnet. Da wir noch nicht im Rollstuhl sitzen, suchten wir uns also fuer den ersten Trip einen Weg mit den Klassen 4 bis 6 aus.
Bereits am Eingang zur ersten Schlucht schien die unglaubliche landschaftliche Schoenheit oder der Feinstaub der letzten 50 Kilometer meiner Kamera einen optischen Schock verpasst zu haben. So sollte meine Kamera ausgerechnet an einem Mekka fuer Hobbyfotographen, mehrere hundert Kilometer entfernt vom naechsten Elektrowarenhaendler, seinen Dienst einstellen. Zwar hatten wir noch Moniques Kamera dabei, jedoch hatte die seit dem letzten Diebstahl ebenfalls einen Schlag weg und machte keine scharfen Bilder mehr. Etwas angefressen aber erwartungsfroh ging es dann einen relativ steilen Abstieg in die Schlucht hinab.

Das letzte Bild...Objektivsprengende Schoenheit oder doch Staub?
Von hier an sollte es nun in Schwierigkeitsgrad 5 weitergehen. Wir waren bestens augestattet:
Ueberlebensausruestung Schlucht 1:
- 2 Rucksaecke
- Kampfstiefel
- Taschenmesser
- 3 Liter Wasser
- Muesliriegel
- 2 Digitalkameras, 1 Unterwasserkamera
- Badesachen
- Kappe
- Handtuecher
- Sonnencreme

Nach einiger Felskraxelei am Wasser entlang, erreichten wir bereits nach 50 Metern die erste unvermeidliche Wasserdurchquerung. Also Schuhe aus, Hose hochgekrempelt und ab durchs kuehle nass. Ha, kuehle Nass? Die glasklare Bruehe hatte in etwa die gleiche Temperatur wie Trockeneis!!!! Holla die Waldfee, ich dachte mir frieren die Fussgelenke ein. Anschliessend ging es dann mit nassen Fuessen in Stiefeln weiter. Allerdings nicht lange, da es nach dem folgenden Felspool in eine enge Felsspalte ging, durch welche sich Wasser in rasender Geschwindigkeit drueckte. Diese Engstelle fuehre uns zu einem weiteren Pool, hinter dem das Wasser ein steiles Stueck hinabschoss und vorlaeufig in einem kleinen Wasserfall mit angrenzendem Wasserloch endete. Ab diesem Punkt hatte der Pfad bereits die Todesstufe 6 und sollte nicht mehr ohne Ausbildung, Kletterequipment, Guide oder etremen Todeswillen betreten werden.

Extravagante Badewanne
Etwas frustirert sassen wir am oberen Rand des Abgrunds, als ich ploetzlich jemand in blauem Shirt am Fusse des Wasserfalls vorbeihuschen sah. Von da an ward er fuer einige Zeit nicht mehr gesehen. Rund 10 Minuten spaeter tauchte dann ploetzlich dieser Herr in blauem Shirt und ostdeutscher Herkunft bei uns auf und erzaehlte, dass man da mit leichtem klettern noch ein ganzes Stueck weiter kommt und wir es ruhig probieren koennten. Er musste ein echter Kletterfreak oder total bekloppt sein. Seine Rambo-Unterarme deuteten auf ersteres hin. Dennoch schoepften wir neuen Mut, doch noch ein Stueck weiter zu kommen. Wir wagten uns also vorsichtig etwas den angeblich leicht bekletterbaren Wasserfall herunter, um dann schliessend an einem etwa 2m hohen Ueberhang zu enden. Wir entschieden uns gegen einen Einsatz der Flying Doctors und sprangen stattdessen in eines der eiskalten Wasserloecher. Nachdem ich auf dem Rueckweg zum 27. Mal Meine Stiefel aus -und angezogen hatte, beschloss ich mein Equipment in der zweiten Schlucht den Gegebenheiten etwas anzupassen. Wir kraxelten also den ganzen weg zurueck zum Auto, um uns etwas zu staerken. Mit leicht geaendertem Gepaeck machten wir uns auf den Weg in die zweite Schlucht.
Ueberlebensausruestung Schlucht 2:
- 2 1 Rucksaecke
- Kampfstiefel Sneaker
- Taschenmesser
- 3 1,5 Liter Wasser
- Muesliriegel
- 2 1 Digitalkameras, 1 Unterwasserkamera
- Badesachen
- Kappe
- Handtuecher
- Sonnencreme
Diesmal mit etwas leichterem Gepaeck wollten wir unser Glueck auf einem Weg der Klasse 4 versuchen. Bereits nach wenigen Metern mussten wir die Schuhe wieder ausziehen, wateten erneut durch Wasser, kraxelten Steilwaende entlang und erreichten diverse Pools, bevor erneut kein Weiterkommen war. Auf dem Rueckweg erwischte es Monique. Sie verlor den Halt und Rutsche baeuchlings die Wand entlang ins eisige Wasser. Gluecklicherweise hatte sie sich ausser einigen groesseren Blessuren nichts geholt und ich hatte zu diesem Zeitpunkt ihre Kamera.
Nachdem wir uns den Weg wieder aus der Schlucht erkaempft hatten, neigte sich der Tag bereits dem Ende nahe und es war Zeit ein geeignetes Nachtlager zu finden. Die Wahl lag irgendwo zwischen einem nahe gelegenen Zeltplatz in 10km Entfernung fuer 14$/Nacht, einem rund 50km entfernten Platz fuer die Haelfte oder einer kostenlosen Nische am Strassenrand. Option 1 fiel fuer uns definitiv aus und wir machten uns erstmal auf dem Weg zum entfernter gelegenen Platz fuer billig Geld. Rund 10 Kilometer vor unserem Ziel trafen wir auf eine Strassengabelung, an der verdaechtigerweise nur eine Richtung ausgeschildert war.
Unsere Neugier trieb wie nicht anders zu erwarten in die unbeschilderte Richtung. Dort trafen wir nach wenigen Metern auf einen kostenlosen Ueberlaufcampingplatz.
Wir bauten also das Zelt auf und erprobten unsere mittlerweile teilweise staubig rot gefaerbte Luftmatratze auf steinigem Untergrund.
Am naechsten Tag fuehrte uns unser Plan erneut etliche Kilometer ueber die Staubpiste. Nach sauberer Atemluft japsend erreichten wir die Knox Schlucht.
Ueberlebensausruestung Schlucht 3:
- 1 Rucksack Wasserdichter Beutel
- Sneaker
- Taschenmesser
- 1,5 Liter Wasser
- 1 Digitalkameras, 1 Unterwasserkamera
- Badesachen (bereits angezogen)
- Handtuecher
Nachdem wir einige Stunden Wanderung in reinster Luft hinter uns hatten, erreichten wir gegen Mittag dennoch etwas ausser Atem das Auto. Als naechstes Stand ein Wasserfall auf dem Programm, in dem wir endlich die rote Hautschicht abwaschen wollten.
Als wir gerade vom Parkplatz rollten, fiel mir ein fieses metallisches Schleifgeraeuch auf, welches von unserem Auto stammen musste. Genau genommen schien der Laerm von unserem rechten hinteren Rad stammen, es liess sich jedoch von aussen nichts erkennen.
Ich hatte keine Ahnung was das sein koennte, jedoch beschloss ich, mich in meiner maennlichen Ahnungslosigkeit einfach mal fachmaennisch unter das Auto zu legen.
Gut, dass ich kurz vor Abfahrt in Donnybrook noch einen Wagenheber vom oertlichen Schrotthaendler auftreiben konnte, dem Ding jedoch nicht wirklich vertraute.

Wagenheber mit nebenliegender Gesichtsversicherung
Ich wollte nicht, dass in meiner Todesanzeige eines Tages stehen wird „Von einem Kofferraum voll Thunfisch und Dosenfutter erschlagen“. Daher suchte ich die Gegend nach einer entsprechenden Gesichtsversicherung ab und fand relativ schnell einen bestimmt 500 Kilo schweren Hinkelstein, welchen ich wie Obelix zum Auto schleppte und neben den Wagenheber legte. Nun konnte ich endlich auf Schadenssuche gehen. Relativ schnell war zu meiner Beruhigung der Uebeltaeter ausgemacht. Es handelte sich um ein gebrochenes Schutzblech fuer die Bremsscheibe, welches in der Felge schliff. Ich habe es entfernt und nun faehrt es halt im Kofferraum mit,
Frage an jemand, der Ahnung von der Materie hat: Sollten wir das besser wieder festschweissen lassen? Ich meine, noch bremst das Auto 😀
Wenig spaeter am Wasserfall angekommen, diesmal mit der gleichen Ausruestung wie am Morgen, ging es ueber einen gruselig steilen Abstieg an den Fuss des Wasserfalls, in dem wir endlich unsere rote Staubschicht abwaschen wollten. Etwas unbeholfen musste ich im Eiskalten Wasser feststellen, dass der Feinstaub offenbar nicht wirklich wasserloeslich war. Zumindest nicht im -500 Grad kalten Wasser. Nach einer Verschnaufpause am Wasserloch versuchten wir uns am steilen Aufstieg und erreichten wenig spaeter wieder unser staubiges Zuhause auf vier Raedern.
Mittlerweile war es frueher Nachmittag und wir wollten auf dem Rueckweg ins Camp noch eine weitere Schlucht mitnehmen.
Mittels der Erfahrungen der vorherigen beiden Wanderung stellte ich dann mein Ueberlebensequipment fuer die letzte Schlucht des Tages zusammen:
- Wasserdichter Beutel
- Sneaker Flip Flops
- Taschenmesser
- 1 Digitalkamera, 1 Unterwasserkamera
- Badesachen (bereits angezogen)
- Autoschluessel
…Manchmal ist weniger einfach mehr!
Entgegen allem was wir zuvor abgekraxelt waren, handelte es sich hier lediglich um einen Spatziergang ohne jegliche Herausforderungen, allerdings fuer die am Vortag gestuerzte und mit einem dicken Knie gezeichnete Monique genau das Richtige. Gegen Abend wollten wir uns dann wieder auf dem kostenlosen Ueberfuellungscampingplatz breit machen. Diesmal fanden jedoch nicht das entsprechende Schild und ausser uns war niemand zu sehen. Etwas verunsichert kuemmerten wir uns erstmal um die Verpflegung. Zur spaeteren Stunde kamen dann doch noch einige Autos angefahren und wir bauten beruhigt unser Zelt auf.
Am naechsten Morgen stand noch ein Besuch einer weiteren Schlucht mit Wasserfall auf dem Programm. Unerwartet frueh waren wir bereits gegen 11 Uhr zurueck am Auto und kehrten dem Nationalpark nach knapp drei echt schoenen Tagen den Ruecken…ungluecklicherweise jedoch ohne anstaendige Fotos. Dies hatte jedoch den nicht ganz unvorteilhaften Punkt, dass die dort entstandene Bilderreihe „Wildpinkeln an den schoensten Orten der Welt“ ebenfalls nicht ganz scharf geworden ist. Der Kauf einer neuen Kamera war daher einer der naechsten Punkte, sobald wir die Zivilisation wieder erreichen sollten.
Es gruesst der un(ab)gebildete Schroddi