Schroddis Tag 562 – Und am Ende kam es dicke

17 11 2011

Ort: Km 21.273, Tully Caravan Park
Ortszeit: RoadtripTag 164, 11.11.2011, 13.15 Uhr
Wetter: 30 Grad, bewoelkt
Anwesende: Meine zum Entsorgen bereit liegenden in Rattenpisse getraenkten Arbeitsklamotten

Nach meiner ersten Woche auf den Bananenfeldern war mir bereits klar, warum die Bananenernte unter Backpackern als eine der haertesten und beschissensten Erntearbeiten bekannt war. Auf der Hand liegt auch, dass nicht jeder fuer diesen Job gemacht ist. So kam es, dass von unserem neu aufgestellten Team zu Beginn der zweiten Woche bereits Zwei Leute wieder arbeitslos waren. Ein Dritter sollte sich Tage spaeter verheben, ebenfalls ausscheiden und der Vierte im Bunde schmiss den Job zum Ende der zweiten Woche. So blieben nur noch meine beiden Chefs Ash, Bernard und ich. Vor Ash hatte ich echt Respekt. Er ist ein kleiner Inder, der gerade 64 Kilo auf die Waage bringt (also weniger als einige Bananenbuendel, die er schleppt) und vor Energie nur so strotzt. Wenn wir uns alle erschoepft hinsetzten, um etwas zu trinken, sprang er herum und begann u.A. mit Bananen zu werfen.

Die faule Banane liess sich bequem auf der Schulter herumtragen

Die faule Banane liess sich bequem auf der Schulter herumtragen

Fuer die folgende Woche bekamen wir erneut zwei Helfer, wovon am Mittwoch ebenfalls einer das Weite suchte. Auch ich fuehlte mich jeden Abend wie ein ordentlich gekopftes Schnitzel, jedoch wollte ich die drei Wochen irgendwie durchziehen. Davon mal abgesehen gab es immer wieder einige Momente, welche fuer die Qual entschaedigten (z.B. als sich unbemerkt eine Baumschlange um mein Handgelenk wickelte, sich ein Kangaroo an unserer Fruehstueckspause beteiligte oder mir ploetzlich die Machete eines Kollegen im Finger steckte).

Zwar hatte ich die Nase bis oben hin voll, jedoch standen nur noch zwei weitere Tage an. Ich dachte nicht, dass es noch viel schlimmer kommen koennte, aber wie das so ist…

Donnerstag bekamen wir Verstaerkung durch einen Vorarbeiter eines anderen Teams und mir wurde zwar angekuendigt, dass er ordentlich den Druck erhoehen wuerde, jedoch hatte ich mir nicht im geringsten ausgemalt, was das bedeuten koennte.

Monokultur im australischen Dschungel

Monokultur im australischen Dschungel

Als mich Donnerstag Morgen dann wie ueblich unser Chef zur Arbeit abholte sass Francis wie angekuendigt auf dem Beifahrersitz. Von hinten konnte ich bis auf seine Wadendicken Unterarme nicht viel sehen, da seine ueberdimensionalen Nackenmuskeln den Blick weitestgehend verdeckten. Ich war gespannt, was mich da wohl erwarten wuerde.

Als es wenig spaeter ins Feld ging wurde ich „gluecklicherweise“ auch direkt zugeteilt die Bananenbuendel fuer dieses Kraftpaket zu buckeln. Wir waren kaum am Ort der Schmerzen angekommen, rannte Francis wie ein Geisteskranker von einer Staude zur naechsten. Durch das unwegsame Gelaende stolperte ich mit meinen Gummistiefeln hinterher und versuchte irgendwie an ihm dran zu bleiben. Ich konnte kaum gucken, schon hatte ich das erste Buendel auf der Schulter und der Maschetenflitzer stand bereits am naechsten Baum. Ich eilte los, knallte die Bananen auf den Traktoranhaenger und versuchte rechtzeitig an der naechsten Staude zu sein. Naehzu unmoeglich, denn auf halbem Wege kam mir mein Foltermeister schon mit der naechsten Ware auf der Schulter entgegen und wuchtete sie mir gnadenlos auf mein bereits weichgekopftes Schulterfleisch. Mir ging nur durch den Kopf, dass dieser Verrueckte als Kind mal in den Red Bull Topf gefallen sein muss. Gegen ihn sah selbst Ash (welchem ich fuer das Arbeitstempo echt tiefen Respekt zollte) wie ein Beamter in der Mittagspause aus. Nach einiger Zeit kam mein Boss zu mir und meinte, dass Francis das Tempo den ganzen Tag so weitergehen wuerde. Anfangs belaechelte ich diese Aussage, musste jedoch spaeter einsehen, dass er das wirklich irgendwie schaffte und kam zum Entschluss, dass er wohl nicht in einen Topf mit Red Bull, sondern mit offensichtlich wesentlich haerterem Stoff gefallen sein muss. Ich sah mich bis zur Fruehstueckspause schon nach Luft ringend irgendwo halb tot in der Ecke liegen. So tauschte ich nach rund 100 getragenen Buendeln mit meinem Boss und setzte mich auf den Traktor, waehrend er schleppen musste. Auch er hielt das Tempo nicht lange durch und wir einigten uns, dass jeder einmal fuer Ash, dann fuer Francis buckelte und sich anschliessend eine Haengerladung lang auf den Trecker setzte. Am Nachmittag sollte der Schwierigkeitsgrad dann noch etwas erhoeht werden. Ploetzlich auftretender Starkregen verwandelte das Feld in eine wahre Schlammpiste. Das auf den Tueten der Bananenbuendel gesammelte Wasser lief permanent ueber den Ruecken, durch die Kimme und sammelte sich rasend schnell in den Gummistiefeln. Am Ende des Tages hatten wir rund 39 Tonnen Bananen geerntet, wovon mindestens 13.000 Kilo auf meine Schulter entfielen. Nach Feierabend robbte ich auf meinen Brustwarzen noch in die Dusche und fiel dann komplett erschlagen ins Bett. Schliesslich sollte am folgenden Tag das grosse Finale kommen. Zwar nur einen halben Tag, dafuer aber doppelt so schnell. Francis wollte das Tempo noch etwas steigern, da ja anschliessend ohnehin Wochenende sein wuerde. 04

Nach dieser Bemerkung fing ich an, mir Gedanken ueber meine Grabbepflanzung zu machen….evtl. eine Bananenstaude? Als ich am kommenden Morgen meine Augen gegen 4.30 Uhr oeffnete verrieten mir meine Schmerzen wenigstens, dass ich noch lebte.
Wer lebt kann auch arbeiten. So schleppte ich mich wenig spaeter wieder an den vereinbarten Treffpunkt. Nach einer halben Stunde Fahrt zur Farm. dann die erloesenden Worte: „Wegen Stromausfall kann nicht gearbeitet werden“. Wow, ich war selten so gluecklich ueber einen technischen defekt. Alles, was dann fuer den letzten Arbeitstag noch auf dem Programm stand, war die Reinigung unserer drei Traktoren. So bekamen wir eine Benzin betriebene Pumpe in einen nahegelegenen Bach gestellt und sollten dort unsere Gefaehrte abspritzten. Ich folgte Ash mit dem zweiten Trecker. Noch reichlich zerstoert vom Vortag traeumte ich des Weges als Ash vor mir unbemerkt in die Eisen ging. Schlaftrunken checkte ich das etwas spaet und rutschte dem vorausfahrenden Traktor mit blockierenden Raedern auf unbefestigter Strasse laut fluchend hinten rein. Zwar steht in meinem Arbeitsvertrag, dass ich saemtliche verursachten Schaeden am Farmequipment aus eigener Tasche bezahlen muss, jedoch sahen wir ueber die dicke Macke in der massiven Stahlverkleidung hinweg. So wuschen wir unsere Traktoren noch schnell und fuhren wieder nach Hause.

Es war geschafft!!! Drei Wochen Bananen und Schroddi hat es ueberlebt. Haengen geblieben sind rund 1.500 Dollar, einige nett anzusehende Narben und Erfahrungen, die ich so nicht nochmal machen muss.

Ohne Rast ging es ans Packen, um diesen verregneten Ort (hier fiel allein in der ersten Woche die in Frankfurt durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge) so schnell wie moeglich wieder zwecks Urlaub zu verlassen.

Es gruesst

Schroddi, mit dem Koerpergefuehl einer braunen Banane



Schroddis Tag 550 – Arbeiten mit Machete (schluss mit lustig)

30 10 2011

Ort: Km 21.273, Tully Caravan Park
Ortszeit: RoadtripTag 152, 30.10.2011, 19.15 Uhr
Wetter: 27 Grad, sternenhimmel
Anwesende: Diverse Schnittwunden

Wir kamen nicht nach Tully, weil wir den Regen vermissten, sondern um zu arbeiten. Noch waehrend der Sinnflut bekamen wir Jobs fuer den kommenden Montag vermittelt. Monique sollte auf eine Melonenfarm fahren und ich wurde ueber einen Subunternehmer auf einer Bananenfarm angestellt.

Am ersten Arbeitstag klingelte dann der Wecker bereits um 4.30 Uhr und wer haette es gedacht…?…es regnete immernoch. Rund 40 km fuhr ich mit meinen neuen Kollegen aus dem Ort raus bis wir endlich das Farmgelaende erreichten. Nach einer kurzen Einweisung am Buero mit gleichzeitiger Rollenverteilung ging es anschliessend nochmal 15 Minuten ueber Holperstrecke bis zum entsprechenden Feldabschnitt. Dort sattelten wir anschliessend auf einen Traktoranhaenger um, welcher den Eindruck einer ueberdimensionalen Couch machte. Damit durchquerten wir noch zwei Bachlaeufe und kamen letztendlich an unserem neuen Arbeitsplatz an. Wir waren ein bunt zusammengewuerfeltes Team. Ein Ire, ein Inder, ein Australier, zwei Koreaner und ich. Es regnete nach wie vor in Stroemen und die tiefen Spurrlillen im Feld luden dazu ein, gelegentlich bis knapp unter die Knie im Schlammwasser zu versinken. Ich bekam eine rasiermesserscharfe Machete in die Hand gedrueckt und Lee, einen unserer Koreaner, als Helfer zugeteilt. Ich hab der armen Socke meine Schroddi-Vorgeschichte lieber nicht erzaehlt und hoffte ihm bei der Arbeit nicht die Ohren oder ganze Koerperteile abzuhacken.

Mein Job bestand nun darin, die reifen Bananenbuendel zu finden, die Staude anzuschlagen und ein Stueck herunter zu ziehen. Lee (wenn er dann mal da war) hatte dann die Fruechte auf die Schulter zu nehmen, waehrend ich knapp an seinem Kopf vorbei das Buendel vom Baum schlug und mit einem weiteren Schlag die Staude anschliessend zu Fall brachte.

(Hier ein Beispiel, um sich das Ganze bildlich vorzustellen)

Nach einer Zeit gewoehnte man sich an die Naesse und einen klaren Vorteil hatte der Regen. Er verduennte etwas die Rattenpisse, welche sich regelmaessig aus den Bananenbuendeln ueber einen ergoss. Im Grunde genommen klingt die Arbeit nicht ganz so schwierig, laesst man mal aussen vor, dass die Bananen 40 – 80 Kilo wiegen und im Territorium von Kuestentaipanen (dritt giftigste Schlange der Welt) und anderem nicht ungefaehrlichen Viechzeug wachsen.

Wir kamen an diesem Tag gut voran und die offene Blase an meiner Hand sollte auch erst am naechsten Tag so richtig schmerzen. Dienstag meldeten sich zudem nahezu alle am Vortag benutzten Muskeln lautstark zu Wort und es hoerte endlich nach fuenf Tagen mal auf zu regnen. Irgendwie hatte ich mich zu frueh gefreut, denn die durch die Wolken lunzende Sonne heizte die Situation deutlich auf, die Konzentration liess nach und einer meiner Kollegen landete prompt mit dem Traktor und einer knappen Tonne Bananen auf dem Haenger im Wassergraben.

Selbst als alle Fruechte auf unser Zweitfahrzeug umgeladen waren, grub sich der Trecker bei saemtlichen Befreiungsversuchen nur tiefer ein. Erst nach einer geschlagenen halben Stunde liess sich das mittlerweile total verschlammte Gefaehrt mit Hilfe von zwei Zugmaschinen wieder aus dem Loch befreien. Wenig spaeter machten wir ohnehin Feierabend und hatten mangels Bananen im Feld unser Tagesziel nicht erreicht.

Auch am Mittwoch fanden sich nicht mehr viele reife Bananen. Um die Mittagszeit gaben wir auf und fuhren zurueck zum Farmgebaeude. Mein Chef auf dem ersten Traktor voraus und ich mit dem Zweiten hinterher. Als wir aus dem Feld rausfuhren und ich einen Gang hoeher schalten musste, machte die Schaltung ploetzlich einen ungewohnt leichtgaengigen Eindruck, jedoch bekam ich keinen Gang mehr eingelegt. Mir schwante boeses. Vorsichtig zog ich am Hebel und hatte ploetzlich den Schaltknueppel in der Hand. Zwangslaeufig liess ich die Schrottkiste mitten auf dem Weg stehen und rannte mit dem Knueppel in der Hand dem ersten Traktor hinterher. Dieser Anblick fuehrte bei meinen Kollegen zu lautem Gelaechter, allerdings nicht bei meinem Boss. Immernoch hielt ich lieber mit meiner schroddigen Vorgeschichte hinterm Berg.

Am gleichen Tag sollte es auch bei Monique nicht so toll laufen. Bei der Fahrt zur Farm verwandelte sich ein kleiner Steinschlag in unserer Windschutzscheibe in einen fetten Riss. Die Frontscheibe hatte also immerhin fuer knappe 4 Monate gehalten. Nun war es wieder Zeit fuer eine neue, noch bevor uns die Polizei anhalten wuerde.

Ungewohnt frueh fuhren wir nach getaner Arbeit zurueck zum Campingplatz. Es war gerade mal Mittag und ich konnte nichts mit mir anfangen. So ging ich auf ein kleines Schwaetzchen in unsere Campingplatz-Rezeption. Bereits fuenf Minuten spaeter hatte ich einen Job noch fuer den gleichen Nachmittag. Ich packte schnell wieder meine Sachen und wurde anschliessend zu einem Stahlhaendler im Ort gefahren. Dort sollte ich einige Rohre und stangen sortieren. Klang im ersten Moment nicht so schwierig. Allerdings waren die Dinger 8 Meter lang, entsprechend schwer und sollten zudem in ein bis 3 Meter hohes Regal eingeordnet werden. Zwar bekam ich einen Gabelstabler zur Verfuegung gestellt, jedoch konnte ich aufgrund des niedrigen Vordachs die Gabeln nicht hoch fahren und musste so alles in das Regal heben. Bereits nach kurzer Zeit lief mir der Schweiss aus allen erdenklichen Pooren und ich war kurz davor meinen zweiten Job (nach den Erdbeeren) in Australien zu schmeissen. Ich biss die Zaehne zusammen und ueberlebte irgendwie bis Feierabend. Mein Boss wollte mich am naechsten Tag unbedingt wieder haben, jedoch musste ich ihm „leider“ aufgrund meines Farmjobs absagen.

Donnerstag hatten wir auf der Farm nichts mehr zu pluecken, jedoch schnitten wir mit einem Sensenaehnlichen Werkzeug mit fuenf Leuten auf 18 Hektar haengende und ueberfluessige Bananenblaetter von den Baeumen. Es war diesmal koerperlich nicht so anstrengend, waren wir am Ende des Tages alle trotzdem echt erschlagen.

Wieder sollte es eine schlechte Nachricht fuer uns geben. Freitag und am Wochenende wuerde es mangels Arbeit auf der Farm nichts fuer uns zu tun geben. Nach einem erneut kurzen Gespraech in der Campingrezeption hatte ich spontan auch einen Job fuer Freitag und Samstag. Nachdem der Zyklon Yasi im Februar nahezu alle Wohneinheiten auf dem Campingplatz zerstoert hatte, sind rund 20 neue Fertigbau-Haeuser im Laufe der Woche aus China eingetroffen.04 Haeuser

Der Aufbau haette im Grunde relativ einfach sein koennen, wenn denn mal alle vorgefertigten Teile gepasst haetten und funktionstuechtig gewesen waeren. Ich habe wirklich selten so einen qualitativen Schrott ab Werk gesehen. Die mit Millimeter dicken Blechen verkleideten Styroporwaende waren nicht nur zu lang, sondern passten auch nichtmal in die dafuer vorgesehenden Aussparungen. Bereits im Vorhinein wurde ich gewarnt, dass die Blechwaende relativ scharfkantig seien. Dennoch versuchte ich mein Glueck anfangs noch ohne Lederhandschuhe…bis mir eine dieser Waende im wahrsten Sinne des Wortes „durch“ die Hand glitt und ein regelrechtes Blutbad anrichtete. Mein Vorarbeiter rief mir zu, dass ich Handschuhe anziehen und nicht so eine Sauerei machen soll. Da ich in diesem Moment jedoch zwei lose Waende hielt, musste ich es noch einen Moment tropfen lassen. Nur Sekunden spaeter eine unaufmerksame Sekunde. Eine der Waende begann zu kippen, ich griff nach und schnitt mir bei der Gelegenheit noch drei weitere Finger an der anderen Hand an. Nun war es wirklich an der Zeit, was zu unternehmen, bevor ich in kuerze einen Liter leichter wuerde.

In bruetender Hitze bekamen wir letztendlich zwei Haeuser bis Feierabend aufgestellt und wiederholten das Spiel am kommenden Tag. Diesmal arbeitete ich jedoch mit Handschuhen und die Anderen mit blutigen Haenden.

Da das Wetter die letzten Tage echt super und trocken war und wir am Sonntag etwas entspannen wollten, entschieden wir uns spontan am kommenden Tag einen Tandem-Fallschirmsprung ueber dem Strand im Nachbarort zu machen. Es war mal wieder an der Zeit das verdammte Schroddi-Gen herauszufordern. Endlich war die Arbeitswoche rum und ich fiel bereits um 6 Uhr total erschlagen ins Bett.

Als wir dann Sonntags aufwachten und aus dem Fenster schauten, kam die grosse Enttaeuschung. Der Himmel war wolkenverhangen und es begann mal wieder zu regnen. Dennoch machten wir uns auf den rund 30 Kilometer langen weg und bis wir an der Sprungschule ankamen, war der Himmel blau und dem Vergnuegen stand nichts mehr im Weg. Nach einem genialen Sprung und einem weiteren Haken auf meiner To do-Liste liessen wir den Abend gediegen mit leckeren Kaengeruhstreifen in Salat Wraps ausklingen.

Gestaerkt geht es jetzt auf in die naechsten knapp 2 Arbeitswochen. Auf das mal alles gut geht…

Es gruesst

Schroddi, der aus dem Dschungel kam



Schroddis Tag 506 – Wofuer man Angestellte hat

15 09 2011

Ort: Km 12.167, Im Wellblech-Wohnzimmer, Kununurra
Ortszeit: Roadtrip Tag 108, 15.09.2011, 20.30 Uhr
Wetter: 20 Grad
Anwesende: Kopfschmerzen

Bekanntlich muessen Angestellte gelegentlich den Kopf hinhalten, wenn der Chef Scheisse baut. So auch ich heute, als meinem Boss der Lkw-Kuehler aus der Hand rutschte. Keine Angst, aus dem Kopf kamen nur ein paar Dummheiten gequollen und die Wunde wurde mit knapp 500 Stichen schnell wieder genaeht.

Vor nur zwei Tagen wurde ich drauf angesprochen, dass mir schon so lange nichts passiert sei und wohl irgendwas mit meinem Schroddi-Gen nicht stimmen muesse…

…wie man sieht, ist also alles beim Alten und mir geht’s bestens.

Es gruesst

der Brummschaedel Schroddi



Schroddis Tag 504 – Du hast 3 Tage Arbeit fuer uns? Kein Ding, wir bleiben dann mal 5 Wochen

15 09 2011

Ort: Km 12.143, Im Wellblech-Wohnzimmer, Kununurra
Ortszeit: Roadtrip Tag 106, 13.09.2011, 21.00 Uhr
Wetter: Frostige 17 Grad, dunkel
Anwesende: Das Brummen des Kuehlraums

Schrottplatz unter Palmen

Schrottplatz unter Palmen

Nachdem uns oder eher Monique ein Job fuer wenigstens drei Tage zugesagt wurde, erschienen wir bereits zur Arbeit, nachdem wir keine 4 Stunden in Kununurra angekommen waren. Es handelte sich um keine sonderlich grosse Farm und die Besitzer schienen einen leichten aehm, ich nenne es mal Sammlertrieb, zu haben. Um den Wellblechverschlag standen 13 Autos, welche auf den ersten Blick allesamt nicht mehr fahrbereit waren und zum grossen Teil lange vor meiner Geburt gebaut wurden. Ansonsten stapelte sich nicht nur Metallschrott in beachtlichem Ausmasse, sondern fanden sich auch fuenf Wohnanhaenger aus den 70er Jahren, von denen vier ganz sicher nicht mehr auf eigener Achse bewegt werden konnten, ohne auseinander zu fallen.

Papaya- und Bananenmobil

Papaya- und Bananenmobil

Nach kurzer Begruessung wurden wir in unsere Arbeit eingewiesen. An diesem Nachmittag sollten wir Papayas pfluecken. Bis dato hatte ich diese Frucht noch nie in seiner eigentlichen Form gesehen und war fast der Meinung, dass es sich bei Papaya lediglich um einen Geschmacksstoff fuer Fruchtsaefte handelte. Hier liess ich mich also vom Gegenteil ueberzeugen und das Thema Saft war gerade der unangenehmste Punkt an diesen bis Fussball grossen Schwergewichten. Sie wachsen auf bis zu 5 Meter hohen Palmen. Sobald man eine dieser Dinger pflueckt, laeuft aus den Staengeln an der Pflanze, sowie der Papaya selbst eine milchige Fluessigkeit, welche bei Hautkontakt ganz ordentlich anfaengt zu brennen und im schlimmsten Fall einen Ausschlag ausloest. Daher wurden wir mit langen Gummihandschuhen ausgestattet, was bei 36 Grad im Schatten nicht unbedingt die angenehmste Bekleidung war.

Mit Gordon, unserem neuen Kollegen ging es dann ins Feld. Gordon war mindestens doppelt so alt wie ich und muss als Kind mal in einen Topf mit Valium gefallen sein. Er sprach nicht nur in Zeitlupe, nein, er bewegte sich auch so. Mit einem Vorarbeiter diesen Kalibers kam man wenigstens nicht ins schwitzen. Ok, das ist so nicht ganz richtig… Man waere bei 15 Grad weniger wohl nicht ins Schwitzen gekommen. In jedem Fall war die Pflueckarbeit echt gemaechlich.

Nachdem wir genug gesammelt hatten, ging es zurueck in den Verschlag, wo wir die Fruechte wuschen und verpackten. Nach der Arbeit bot man uns an, fuer die Zeit, in der wir arbeiteten in einem der Wohnwagen unterzukommen. Wir lehnten dies erstmal dankend ab und verzogen uns fuer die Nacht wie gewohnt in den Busch rund 10 km ausserhalb der Stadt. Entgegen unseres Gespaechs am gleichen Tag, bat man auch mich am naechsten Tag wieder zur Arbeit zu kommen. So schlugen wir noch mitten in der Nacht um 6.30 Uhr des naechsten Morgens wieder am Farmgelaende auf.

Eine "Ordnung", die nicht lange halten sollte

Eine "Ordnung", die nicht lange halten sollte

Innerlich hatte ich mich bereits auf eine neue Runde Papayas vorbereitet. An diesem Tag sollte es jedoch anders kommen. Die beiden Farmbetreiber-Opis Chris und Neville hatten andere Plaene fuer mich. Eine separate Wellblechhuette, welche bis unters Dach zugemuellt war, sollte entruempelt werden. Ausserdem hatten die Termiten saemtliche Holzbolen zerfressen, welche die Rumpelkammer eigentlich zusammenhielten. Diese sollten nun durch bissfeste Stahltraeger ersetzt werden. An genuegend Rohmaterial dafuer sollte es auf dem Hof schliesslich nicht mangeln.

Es ist immer wieder faszinierend, was sich in den zugemuellten Huetten von Farmern alles so findet. Neben einigen Motoren, groesstenteils in Einzelteilen, zogen wir unter anderem eine rund 50 Jahre alte Honda ans Tageslicht. Obwohl man gegen die dortigen Spinnenweben beinahe mit einer Machete haette vorgehen muessen, fand sich ueberraschenderweise relativ wenig Getier. Die dort heimischen Kroeten erledigte Chris mit einigen gezielten Tritten und nach nur wenigen Stunden kam endlich das Betonfundament zum Vorschein. Nun ging es daran, das zerfressene Holz gegen soliden Stahl zu tauschen. Zu meiner Belustigung wollte man mir dafuer die Bedienung eines Akkuschraubers erlaeutern. Mit einem laecheln erklaerte ich ihm, dass ich zu Hause mit dem grossen Schwestermodell Bosch PSR 18 arbeite. Nunja, man liess mir dann freie Hand. Schnell waren die Traeger zurecht geflext und alles neu verschraubt. Tags drauf stand die Huette wie neu und wartete auf neuen Schrott, der darin gelagert werden koennte.

Dachverlaengerung - nach Fertigstellung mit gut 800 Schrauben befestigt. Die letzten 150 mit blossen Zaehnen reingedreht

Dachverlaengerung - nach Fertigstellung mit gut 800 Schrauben befestigt. Die letzten 150 mit blossen Zaehnen reingedreht

Unsere anfangs besprochenen drei Tage Arbeit waren damit eigentlich um, von erneuter Arbeitslosigkeit jedoch keine Spur. Als naechstes wollten unsere alten Herren das Hauptdach verlaengern, um darunter einen Laster zu parken, welcher dafuer noch mit einem neuen Motor versehen werden muesse. Ausserdem stand noch ein Reifenwechsel von gut 1,5m hohen Traktorraedern, die Reparatur eines monstoesen Pflugs, sowie einigen anderen Kleinigkeiten an. Waehrend ich hier also Bob der Baumeister und Staplerfahrer Klaus spielte, pflueckte Monique weiterhin mit Gordon und zwei Hollaenderinnen Papayas und Bananen. Aus anfaenglichen 3 Tagen Arbeit sind nun vier Wochen geworden. Eine noch, dann hauen wir aber wirklich ab…

Es gruesst Bob der Stapler Schroddi



Schroddis Tag 502 – Mal wieder auf Jobsuche

11 09 2011

Ort: Km 12.102, Im Wellblech-Wohnzimmer, Kununurra
Ortszeit: Roadtrip Tag 104, 11.09.2011, 13.00 Uhr
Wetter: Kuehle 30 Grad, windig
Anwesende: Fliegen – wie fast ueberall

Nach unserem Offroad-Abenteuer steuerten wir langsam aber sicher Kununurra an. Von sehr vielen Leuten hatten wir bereits gesagt bekommen, dass wir ganz sicher einen Farmjob bekommen wuerden, da es um den Ort Anbauflaechen gibt, soweit das Auge reicht. Da wir ohnehin wieder arbeiten mussten, weil sich unser Reisebudget langsam aber sicher drastisch dezimierte, planten wir also am kommenden Montag in den Ort zu fahren und direkt nach Arbeit ausschau zu halten. Zwischen uns und Montag stand nur noch eines: Eine Nacht – Eine Nacht,

Schatz, werf mal nen Stahtraeger nach. Das Hoellenfeuer geht sonst aus

Schatz, werf mal nen Stahtraeger nach. Das Hoellenfeuer geht sonst aus

die wir ohne nerviges Generatorbrummen verbringen wollten. Auf unserer Suche nach einer geeigneten Nische wurden wir auch relativ schnell fuendig. Unser Platz fuer die dunkle Zeit des Tages war das Ufer eines weitestgehend ausgetrockneten Bachlaufs. Da es an trockenem Treibholz nicht mangelte, war eine Feuerstelle schnell eingerichtet und wir ueberlebten die Nacht ohne von wilden Tieren angefallen zu werden.

Am naechsten Morgen ging es dann die letzten gut 100 km vorbei an brennenden Waeldern in die Stadt. Auf den ersten Blick machte Kununurra keinen sonderlich einladenden Eindruck. Das Stadtbild war gepraegt von herumlungernden Aboriginies und die Gebaeude, sowie die nicht vorhandenen Gruenanlagen verspruehten nicht gerade tropischen Charme. Dennoch wollten oder besser MUSSTEN wir hier eine Weile zum Arbeiten bleiben. Entgegen der Aussage, dass es in Kununurra endlose Farmen gibt, hatten wir bisher nur karge Outbacklandschaft gesehen und wunderten uns, wo hier die riesigen Anbaugebiete sein sollten. Unser erster Anlaufpunkt war

Das Lagerfeuer fiel etwas groesser aus

Nach 30 Minuten Fahrt holten wir die Restglut des Vorabends wieder ein

die Touristeninformation, wo ich mich auch gleich schlau machte, wie es denn mit Arbeit aussieht. Die nette Dame am Tresen meinte, dass es gar nicht so schlecht waere und gab mir Telefonnummern von 6 Farmen und einer Arbeitsagentur. Da letztere direkt um die Ecke lag, statteten wir ihr einen kurzen Besuch ab. Der Vorraum war gefuellt mit Backpackern, was uns nicht gerade ein Gefuehl von Hoffnung auf einen Job gab. Dies bestataetigte mir leider auch die dortige Vermittlerin. Auf der Warteliste fuer Farmjobs befaenden sich rund 60 – 80 Leute und es koenne gut 1-2 Wochen dauern bis wir etwas bekommen wuerden. Nach dieser ernuechternden Aussage entschieden wir uns ertmal auf eigene Faust die Farmen abzuklappern. Dazu mussten wir diese jedoch erstmal finden. Da wir auf dem Weg in die Stadt aus westlicher Richtung nichts gesehen hatten, versuchten wir unser Glueck einfach weiter gen Osten. Wir fuhren einige Kilometer aus der Stadt und erspaehten durch die Baeume eine grosse Freiflaeche. Dort trafen wir auf einen alten

Kuerbisernte? Nein, Danke

Kuerbisernte? Nein, Danke

Herren, welcher uns spontan nichts anbieten konnte, jedoch in der kommenden Woche eventuell einige Helfer zur Kuerbisernte brauchte. Wir liessen zwar unsere Nummern da, waren uns jedoch sicher, dass wir nicht eine ganze Woche auf die Kuerbisernte warten wollten. Einige von euch wissen sicherlich, dass die Dinger nicht im Supermarktregal, sondern auf dem Boden wachsen und scheisse schwer sind. Bevor ich mir damit wieder einen Hexenschuss einfange, verkaufe ich doch lieber meine getragene Unterwaesche vorm oertlichen Einkaufzentrum.

So ging die Suche nach einer geeigneten Farm also weiter. Leider jedoch recht erfolglos. Als wir schon wieder beinahe auf dem Rueckweg in die Stadt waren, schleuderte uns ein entgegenkommendes Auto zu allem Ueberfluss auch noch einen Stein in unsere gerade mal drei Monate alte Scheibe und verpasste uns einen netten Steinschlag. Kununurra schien uns nicht gut gewogen. Waehrend Monique

Delorean - Fluxkompensator ausgefallen

Delorean - Fluxkompensator ausgefallen

langsam immer schlechtere Laune bekam und schon gar keine Lust mehr hatte, vor Ort zu bleiben, bekam ich grundlos immer bessere Laune. Auf dem Rueckweg stoppten wir noch an einem Verschlag mit einigen Traktoren, welcher wenigstens farmaehnlich aussah. Dort konnte man uns zwar keinen Job anbieten, jedoch verriet man uns, wo sich die Anbauflaechen befanden. So ging es diesmal gen Norden aus der Stadt und ploetzlich waren wir mitten im Land der Bananen und Mangos. Wir fuhren dort einige Hoefe an, trafen jedoch auf keine Menschenseele. Dann sollten wir jedoch Glueck haben. Arbeit gab es hier fuer uns nicht, allerdings gab man uns den guten Tipp, dass die Farmhelfer des Nachbarn am heutigen Morgen nicht auftauchten und wir unser Glueck mal dort versuchen sollten. Im entsprechenden Hof fand sich in einem Wellblechverschlag ein aelterer Herr, welcher von unserer Arbeitsanfrage etwas ueberfordert schien. Es machte den Eindruck als wuesste er nicht so recht, wie er ein „Nein“ formulieren sollte und kam gegen unsere Hartnaeckigkeit nicht so recht an. So bot er uns anfangs einen Job nur fuer Monique und das auch nur fuer die kommenden drei Tage, was er mit taeglich 100 Dollar vergueten wollte. Wir schlugen zu, da lediglich Monique auf Farmarbeit angewiesen war und wir in den drei Tagen genuegend Zeit haben wuerden, uns nach etwas anderem Umzusehen. Nach diesem kurzen Gespraech wollten wir nur noch mal bestaetigen, dass Monique dann nach der Mittagstause zur Arbeit kommt, jedoch bat er mich dann ueberraschend auch noch zu kommen.

So hatten wir nun noch eine ganze Stunde Zeit, uns ueber unseren ueberraschend schnell gefundenen Job zu freuen, bevor der Ernst des Lebens wieder anfangen sollte…

Es gruesst der Schroddi mit Jobgarantie



Schroddis Tag 107 – Splendor In The Grass

13 08 2010

Ort: Balkon, 2. Stock, Mooloolaba Backpackes, Mooloolaba
Ortszeit: 13.08.2010, 14.00 Uhr
Wetter: 19 Grad, sonnig
Anwesende: Keine S…, alle weg

Vor zwei Wochen hat etwa eine Autostunde von hier eines der groessten Musikfestivals Australiens stattgefunden. Von Donnerstag bis Sonntag haben etwa 35.000 Leute in Woodford das Splendor in the grass Festival gerockt.

Waehrend des Festivals waren bereits 6 meiner Mitbewohner zum Ausschank auf dem Festival arbeiten. Einer davon kam aufgrund eines Spinnenbisses, durch den er lt. Arzt fast seinen Fuss verloren haette (Was die Monster anrichten sieht man HIER), einen Tag frueher zurueck.

Nachdem wir bereits erfolgreich Hard cleaning im Bootcamp betrieben haben, war es fuer mich Zeit eine neue Herausforderung anzunehmen. So heuerte ich an, Mittwoch und Donnerstag das Festivalgelaende zu reinigen.

Am naechsten Morgen fiel ich gegen 6.00 Uhr aus dem Bett, um mir fuer die Arbeit noch ein Deutsches Brot (yeeeeahhhhh, hier gibt’s ne deutsche Baeckerei) zu schmieren.

Nachdem endlich die Motoren zum Laufen begracht wurden, rollten wir dann mit den verranzten Hostelkarren mit dem Ziel Woodford vom Hof. Es sollte direkt durch das Sunshinecoast Hinterland, vorbei an den Glasshouse Mountains Richtung Woodford Wasteland gehen.

Aufgrund eines noch nicht ganz zurechnungsfaehingen Beifahrers und der teilweise echt miserablen Beschilderung, wo wir mal wieder bei Australiens Schildern waeren, artete usere fuer 50 Minuten geplante Fahrt in eine rund 90 minuetige Odysee im Hinterland aus.

Nach der Irrfahrt durch malerische Landschaften auf Serpentinenpaessen, nach den sich jeder Motorradfahrer die Haende lecken wuerde, kamen wir rund 40 Minuten zu spaet auf dem riesigen Festivalgelaende an.

Kurze Zeit spaeter kam unser Boss (Diana, weiblich, mitte 40, Hippie Hut, riesige Sonnenbrille, kunterbunte Leggins und Gummistiefel) auf ihrem Motorrroller angeduest und eskortierte uns zu ihrem Buerocontainer.

Dort angekommen trugen wir uns fuer die laufende Schicht ein und fuellten die Kontatformulare aus. Anschliessend wurden wir mit den fuer Australien ueblichen Arbeitswesten, Greifern und Muelltueten ausgestattet und fuhren zu einem Teil des Campinggelaendes.

Woodford Wasteland

Woodford Wasteland

Waehrend der Fahrt bot sich uns ein Anblick von GAV (groesster anzunehmender Vermuellung) auf einem traumhaft schoenen Gelaende, das mit 1,3 km x 1,7 km etwa fast der Stadtflaeche Bad Sodens entspricht. Wir begannen also in gemuetlichem Tempo all den Muell einzusammeln und die dortigen Muelltonnen zu fuellen.

Den Ekel vor den Hinterlassenschaften der Camper hat man schnell verloren und es deutete sich an, dass die Arbeit nicht nur entspannt, sondern auch echt witzig werden wuerde.

Unsere Arbeitskollegen waren meist Backpacker und einige

Nachttauchgang - wenn das Hobby zur Sucht wird

Nachttauchgang - wenn das Hobby zur Sucht wird

Alternative, die aussahen als ob sie bereits seit Jahren nur noch auf Festivals leben, was in Grunde genommen auch richtig ist. Wie ich erfuhr reisten einige von ihnen wirklich von Festival zu Festival, um dort von den Hinterlassenschaften der Camper zu leben.

Bereits nach wenigen Minuten Arbeit waren die ersten verschlossenen Dosenbiere und versiegelten Tabakpaeckchen gefunden, woraufhin wir beschlossen die Funde erstmal mit einer Zigarettenpause und einem isotonischen Erfrischungsgetraenk zu feiern.

Auch waehrend der Arbeit wurde die Laune von Minute zu Minute besser.und die Funde immer

Mit Steigung, Reinigen fuer Fortgeschrittene

Mit Steigung, Reinigen fuer Fortgeschrittene

kurioser. Es ist unglaublich, was Festivalbesucher alles zurueck lassen.
Neben Kondomen in jeder Form (ausgerollt, zugeknotet, gefuellt oder gerissen) zahelten wohl der Vibro-Penisring, diverse Rauchinstrumente und jede Art von Drogen, ein voller Eierkarton (ich hatte bis dato noch nie jemand mit rohen Eiern beworfen) und ein Ganzkoerper-Schutzanzug mit Chuppa Chupps Logo zu unseren erheiternsten Funden.

Weiterhin entsorgte ich etwa 40 Brillen, 100 Flip Flops, diverse Unterwaesche, 20 Campingstuehle, 10 Zelte, hunderte Rollen Klopapier, Alkohol im wert von etlichen tausend Dollar, sowie tausende Getraenkedosen und Kippenstummel.

Woodfordia - Hollywood nur eine Kopie?

Woodfordia - Hollywood nur eine Kopie?

Aus den anfaenglich geplanten zwei Tagen wurden im Endeffekt Vier, was zum Einen wohl am unbaendigen Arbeitswille des gemeinen Backpackers und zum Anderen an unserer total planlosen Chefin lag.

Ueber die oertliche Verpflegung, welche aus einer Snackbude bestand, die kostenlos Sandwiches, Hot dogs und Burger an alle Arbeiter verteilte, konnte man sich absolut nicht beschweren. So gab es halt zum Fruehstueck einen saftigen Baconburger oder ein in Ketchup und Kaese ertraenktes, heisses Wuerstchen.

Neben einem etwas aufgefuellten Konto, einem Plastik-Patronenguertel, zwei neuen Campingstuehlen und 20 gefundenen Dollar bleiben mir die Erinnerungen an wohl einen der besten Jobs ever, sowie die nachfolgenden Erkenntnisse:

  1. Gruselige Spinnen fuehlen sich besonders in Plastiktueten wohl.
  2. Australier benutzen ausschliesslich rote Kondome?!
  3. Wenn du die Wahl zwischen Erdbeeren und Abfall hast, nimm den Abfall.
  4. Althippies sind die entspannteren Arbeitgebe
  5. Einmal buecken, 20 Muecken. Das Geld liegt hier nicht nur auf der Strasse, sondern auch im Gebuesch.
  6. Auch rohe Eier koennen bei einem weiten Wurf schmerzhaft einschlagen.

Es gruesst der Muellsammler aus Leidenschaft

Schroddi



Schroddis Tag 55 – Strawberry picking unter Gunnery Sergeant Hartman

23 06 2010

Ort: Balkon 2. Stock, Mooloolaba Backpacker Resort, Mooloolaba
Ortszeit: 22.06.2010, 18.50 Uhr
Temperatur: ….ist mir grad egal
Anwesende: Per soenlich und Kevin Russell im Hintergrund

Wochenlang haben wir uns hier die Zeit vertrieben und auf einen Job auf einer Strawberry Farm gewartet. Heute war es dann fuer mich soweit.

Als gruendlicher Deutscher ware ich natuerlich entsprechend auf meinen Wildlive Kriegseinsatz geruestet. Mit Kampfstiefeln, Hosengummis, Ueberlebensmesser und Carmoflage (Tarn-)Kappe bewaffnet sollte eigentlich nichts schief gehen.

Um 7 Uhr ging es mit dem Hostel Shuttlebus und einem noch „leicht“ alkoholisierten Fahrer zu naechsten Farm.

Dort angekommen erzaehlte mir Kev, dass er gestern seine Schuhe verlegt hat und heute barfuss arbeiten wuerde. Etwas spaeter stellte ich fest, dass er wohl nicht der einzige Schmerzbefreite war, welcher seine Schuhe verlegt hat.

Nach einer kurzen Anwesenheitsaufnahme wurde ich direkt Gunnery Sergeant Hartman vorgestellt. Dieser wies mich dann in aller Kuerze mit militaerischer Praezision in die hohe Kunst des Erdbeeren pflueckens ein. Keine 10 Minuten spaeter stand ich mit den anderen Arbeitsmaschinen auf dem Feld und pflueckte was das Zeug hielt.

Die Arbeitsanweisung lautete wie folgt: Mit beiden Haenden die Straeucher nach reifen Erbeeren durchsuchen und gleichzeitig braune Blaetter, schimmelige Fruechte und Runner zu entfernen. Des weiteren wies Gunnery Sergeant Hartman an, die durch schimmelige Erdbeeren kontaminierte Haende an der Hose abzuwischen, bevor man die naechste Pflanze anfasst.
„Is klaaar, Sir“

So versuchte ich nach kurzer Zeit eine schonende Haltung einzunehmen und beim Pfluecken in die Hocke zu gehen. Sofort stand unser Drill instructor wieder neben mir und bruellte mich an, dass ich gefaelligst im stehen arbeiten soll, weil alles andere zu langsam sei.

Nach einigen Stunden spielte meine ohnehin durch unsere beschissenen Betten abgeschlagene Lendenwirbelsaeule gar nicht mehr mit und ich konnte nicht weiter gebueckt arbeiten ohne mich irgendwo abzustuetzen. So behielt ich meine Hand zum Stuetzen am Gestaenge, welches mein Erdbeerkoerbchen enthielt. Hartmann, der eben noch hunderte Meter entfernt stand, tauchte sofort wieder neben mir auf und Bruellte mich erneut an. Diesmal, dass ich mich bei der Arbeit gefaelligst nicht auf meinem Korb abstuetzen und mit beiden Haenden arbeiten soll. Das war an dem Tag umgefaehr der 20. Moment, an dem ich einfach nur gedacht hab: „F**k you!“

So stuetzte ich mich weiterhin im Acker ab und ging hin und wieder in die Hocke, weil es einfach nicht mehr anders ging.

An den Lkw, auf welche die vollen Erdbeerkoerbe geladen wurden, klebten zusaetzlich motivierende Aufkleber, wie u.A.:

„Du hast mit beiden Haenden zu arbeiten“
„Wenn du nicht gleichzeitig reden und Arbeiten kannst, halts Maul“
„Es wird auch im Regen gearbeitet, solange es keine andere Anweisung gibt“

Ueber letzteren Spruch musste ich schmunzeln. Gluecklicherweise sind wir ja in Australien, wo es nicht so viel regnet.

Etwa 10 Minuten spaeter wurde ich (welch Ueberaschung) an diesen Gedanken erinnert.

Es folgten noch zwei weitere Schauer, und ja, es wurde im Regen gearbeitet….

Derweil sprang immer wieder Gunnery Sergeant Hartmann zwischen den Reihen rum, bruellte einzelne Leute an, schneller zu arbeiten, drohte mit Rauswurf und trennte sich unterhaltente Picker.

Nach dem Regen kletterten dann zwischen den Erdbeerreihen kleine Froesche rum.
Zu meiner Ueberaschung war dies nahezu das einzige Viechzeug, was ich an dem Tag zu Gesicht bekam. Abgesehen von den toten Fliegen zwischen den Pflanzen, was mich im zusammenhang mit meinem vom Insektizid brennenden Unterarmen davon abhielt, auch nur eine von den lecker aussehenden Erdbeeren zu probieren. Damit haette ich vermutlich ohnehin 20 Liegestuetzen vom Drill instructor verordnet bekommen.

Nach gefuehlten 200 Stunden gebueckt arbeiten bruellte dann Segeant Hartmann ein letztes Mal zum Feierabend

Es war garantiert die nicht die schlechteste Arbeit, die ich je gemacht habe, definitiv jedoch die schmerzhaftete.

Dennoch werde ich, wenn ich mich morgen noch irgendwie bewegen kann, wieder auf dem Feld stehen.

Um Abschliessend etwas positives ueber den Job sagen zu koennen, ist es, dass die Farm wunderschoen im dicht gewachsenen australischen Wald gelegen und bildhuebsch mit Palmen umrandet ist. Die Leidensgenossen (etwa 50) waren echt super und nicht nur die Fruechtchen am Boden waren nett anzusehen.

Leider war es mir aufgrund des ausdruecklichen Handy- und iPodverbots nicht moeglich Fotos zu schiessen.

Bis die Tage

Private van Schrottensen

UPDATE: Nachdem ich die halbe Nacht aufgrund Rueckenschmerzen nicht schlafen konnte und ich es heute morgen nicht annaehernd geschafft habe etwas vom Boden aufzuheben, habe ich kurzfristig mittels Post it gekuendigt.

Was mir also bleibt:

  • Rueckenschmerzen
  • Muskelkater von den Kniekehlen bis in die Schultern
  • Tierisch Bock auf eine verdammte Erbeertorte