Schroddis Tag 87 – Huehnchen suess sauer oder wie man einen Baum toetet

25 07 2010

Ort: Balkon, 2. Stock, Mooloolaba Backpackes, Mooloolaba
Ortszeit: 24.07.2010, 21.00 Uhr
Wetter: 17 Grad, dunkel
Anwesende: Ein Hauch von Muskelkater

Nachdem ich die letzten 2 Tage bereits um 6.15 Uhr im Bootcamp angetreten bin, um 90 hungrigen Kids das Fruehstueck zu machen, wollte ich diesen Tag mal ruhiger angehen lassen. So bin ich fuer meine Verhaeltnisse ausgesprochen spaet gegen 9.30 Uhr aufgestanden und habe mich zu meiner taeglichen Ration Marmeladentoast geschleppt.

Waehrend ich so schlaftrunkend am Toast-Buffet stand, bekam ich von der Rezeption zugerufen, dass heute jemand vom Hostelbesitzer benoetigt wird, um ein Loch zu graben.
Ich vergewisserte mich kurz, dass es sich nicht um ein Grab fuer dessen Geschaeftspartner handelt und sagte spontan zu. So sollte es eine Stunde spaeter losgehen.

Etwa eine halbe Stunde spaeter begann es zu regnen. Nach kurzer Nachfrage bekam ich dann gesagt, dass sich die Arbeit wegen der Naesse auf unbestimmte Zeit verzoegern wird, vorausgesetzt es findet heute ueberhaupt noch statt.

So beschloss ich erstmal eine Waschmaschine anzuwerfen. Als ich die Waesche 20 Minuten spaeter (ja, australische Waschmaschinen sind so schnell) in den Trockner geraeumt hatte, bekam ich dann gesagt, dass ich 10 Minuten spaeter doch zur Arbeit abgeholt werde. Keine fuenf Minuten spaeter tauchte wirklich Siek, der Hostelbesitzer auf.

Ich ging also wieder an die Rezeption, wo ich gesagt bekam, dass man nicht wisse, ob ich heute noch zur Arbeit benoetigt werde. Kurze Zeit spaeter bestaetigte Siek, dass die Arbeit stattfinden wird, wies mich jedoch vorab an, einige Lattenroste in den dritten Stock zu tragen.

Hostelpanzer - Benutzung nur mit Ohrschuetzern

Hostelpanzer - Benutzung nur mit Ohrschuetzern

Anschliessend ging es mit unserem Hostelpanzer mit fehlendem Auspuff auf die Reise. Diese Schrottmuehle hat mit 5 Litern Hubraum und mangels Auspuff nicht nur einen abgefahrenen Sound, sondern geht im Standgas auch immer aus, nimmt meistens das Gas nicht an und hat noch ein paar andere gruselige Geraeusche auf Lager (mal abgesehen von den Fehlzuendungen, die mich haben in Deckung gehen lassen, da ich dachte, dass jemand auf uns schiesst). Auf Rueckfrage erzaehlte mir Siek, dass man in Australien ein Auto fahren darf solange es faehrt – unabhaengig von der Lautstaerke.

Nach einer abenteuerlichen Reise kamen wir an seinem Wohnhaus an, wo ich direkt in den Garten gefuehrt wurde, um zu erfahren was ich denn zu tun habe.

Dort fand ich einen wasserbefuellten, muschelfoermitgen Kindersandkasten mit Abfluss vor. Dieser sollte durch eine groessere Wanne ersetzt werden, um den Lebensstandard seiner Enten zu verbessern.

Er drueckte mir also einen Spaten in die Hand und wollte wieder kommen, um den Abfluss abzuschrauben. Aufgrund des mit Kieselsteinen durchsetzten Matsches war allerdings mit dem Spaten nichts zu bewegen. So begann ich also mit den Haenden den Matsch mit den Kieselsteinen weg zu schaffen. Nachdem die ersten Schichten abgetragen waren konnte ich endlich mit dem Spaten arbeiten.

Neben den beiden Enten sprangen auch 4 Huehner im Garten rum, welche ganz schnell

Die drei Damen der Bauaufsicht

Die drei Damen der Bauaufsicht

Interesse an den vielen im Matsch befindlichen Regenwuermern fanden. So sprangen permanent die suizidgefaehrdeten Huehner um mich herum und liessen sich von nichts beirren. Da die Wuermer genau dort zu vorschein kamen, wo ich mit dem Spaten hin hackte, habe ich beim Hacken etliche Male den Huehnerkopf nur knapp verfehlt. Ich schubste die Huehner immer wieder bei Seite, allerdings liessen diese sich auch davon nicht beeindrucken. Irgendwann begann ich mit ihnen zu reden – auf Englisch, es waren ja keine deutschen Huehner. Dennoch verstanden sie mich nicht und hielten immer wieder die Koepfe unter den Spaten.

Als ich den Abfluss endlich freigebuddelt hatte und Siek immer noch nicht wieder aufgetaucht war, liess ich mir von seiner Frau eine Rohrzange geben und begann selbst den Abfluss vom Rohr zu loesen. In diesem Moment begann eines der Huehnchen liebevoll an meinem Ohr zu knabbern.

Langsam war das Verhalten der Maedels nicht mehr an dreistigkeit zu ueberbieten. So wurde ich dann auch langsam „handgreiflich“ und begann die Huehner durch den Garten zu werfen, was scheinbar nicht nur mir Spass brachte und letztendlich dafuer sorgte, dass die Huehner genauso verschlammt waren wie meine Haende.

Bis ich endlich genug des mit Kieselsteinen und Wurzeln durchsetzten Schlamms weggeschafft hatte, um die neue Wanne einzusetzen, lief mir der Schweiss in Stroemen und ich war von oben bis unten komplett eingesaut mit der schlammigen Erde. In diesem Moment tauchte auch Siek wieder auf, um festzustellen, dass das Abflussrohr fuer die neue Wanne viel zu hoch lag. So machte ich mich daran auch noch das Rohr auszugraben. Als dies geschafft war und ich den Graben vertiefen wollte, musste ich mit entsetzen feststellen, dass sich darunter eine beindicke Hauptwurzel einer der nebenstehenden Baeume befand.

Unbeeindruckt vorn der Tatsache, dass das Zertrennen der Wurzel zum Tod des gerade 50 cm entfernten Baums fuehren koennte, wurde ich angewiesen diese Wurzel mit dem Spaten zu zerhacken. Langsam begannen diverse Muskeln in meinem Koerper zu krampfen und schrien nach Wasser und fester Nahrung.

Nachdem ich einen Teil der vorher abgetragenen Schlammmasse wieder den Berg hoch geschleppt habe, um den Rest der Grube wieder aufzufuellen, sehnte ich mich einfach nur noch nach einer Dusche. Im gleichen Moment bekam ich gesagt, dass Siek noch einige Saecke Komposterde im Auto hat, die in den Garten runter getragen werden muessen. So kam er mit einem 20 kg Sack nach dem anderen an.

Nach einigen Saecken fragte ich ihn, wie viele er denn noch hat und er grinste nur unverschaemt – falsche Antwort….

Nach 12 Saecken mit 240 kg Torf war dann endlich Feierabend und er fuhr mich zurueck ins Hostel. Nachdem ich meine verschlammten Klamotten in die Ecke geschmissen habe und mir die braune Kruste von der Haut gewaschen habe, entdeckte ich die etlichen Wunden und Splitter in meinen Haenden, die mich neben meinem aufkommenden Muskelkater die naechsten Tage noch an einen wundervollen Arbeitstag erinnern werden.

Was habe ich also an diesem Tag gelernt?

  • Das Schimpfwort „dummes Huhn“ gibt’s nicht ohne Grund
  • Grabe keine Loecher im Streichelzoo
  • Wenn jemand auf die Frage nach dem Arbeitsvolumen grinst – einfach totstellen

Heute trete ich dann meinen Tellerwaescherjob beim oertlichen Mexikaner an. Hoffentlich haben die keine (lebenden) Huehner in der Kueche.

Ich staerke mich jetzt erstmal mit Huehnchen Suess Sauer, denn Rache ist suess.

Es Gruesst

der Erdlochschroddi



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3 Antworten zu “Schroddis Tag 87 – Huehnchen suess sauer oder wie man einen Baum toetet”

  • Katja =) sagt:

    Hi Schroddi ;o)
    habe es heute endlich geschafft deinen Block komplett durchzulesen und bin begeistert, was du schon alles erlebt hast!! Der Wahnsinn.
    Vorallem witztig geschrieben, tolle Kommentare und Anhänge =)

    Habe aber grad gar nicht verstanden was du den genau arbeitest??
    Bist du grad aufm Work for Accomondatin Trip? 😀 Das is ja super… spart man ne Menge Geld!! Und wie ist der Job beim Mexicaner… hoffe wirklich der Australische Traum wird sich für dich erfüllen .. vom Tellerwäscher zum Aussie Millionär :D:D:D *hahhaha* hab da grad was verwechselt, aber wer weiss 😛

    Hab jetz auch wieder einen neuen Job gefunden.. Arbeite in meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb im Restaurant, .. die haben dort echt Personalmangel und ich „darf“ jetzt wohl die ganze Woche jeden Tag arbeiten ;( aber da kommt auch wieder Geld rein.. habe ja ne Menge in OZ gelassen… aber es war es Wert… ;D;D

    Wünsche dir noch viele erfolgreiche Arbeitstage .. wenig Arbeitsunfälle, viele tolle bekanntschaften mit gP`s und… pass auf dich auf and beware of the canal =) machs einfach so dreist wie ich *hahhahaa*

    Ach so ja nochwas.. in good old G ging am WE mächtig die Post ab, auf der LOVEPARADE die diesmal in Duisburg stattfand sind 19 (!!!) Menschen ums Leben gekommen .. unfassbar was sich die deutschen da mal wieder geleistet haben..!! Lies es mal nach auf N24 oder so… ein Australier war auch unter den toten.. das sind so die News die dich die Tage hier begleiten… sei froh, dass du so weit weg bist!! Liebe Grüsse und auf bald !!

    Katja

  • Jan sagt:

    Gaude Möhre…

    Deine Blogs sind einfach der wahnsinn;-).. Könnt die den ganzen Tag lesen.
    Was zwar meinen Stapel von Arbeit zwar nicht verringert, aber sich immer wieder aufs neue lohnt. Hoff du schreibst noch viel mehr von deinen geilen Geschichten.;-))

    Viel Spaß noch und Grüß mir den Maggus!!!

    Gruß Django

  • schroddi sagt:

    Vielen Dank,

    ich arbeite hart daran fuer den Bloedsinns Nobelpreis nominiert zu werden.
    Wenn es also auf dem Aussie-Tellerwaescher-Weg nicht zum Millionaer reicht, schaffe ich es vielleicht wenigstens als Schriftsteller. 🙂

    Was bei der Loveparade passiert ist, habe ich mit bekommen. Habe eine Freundin, die den Spass direkt im Tunnel miterlebt hat. Was die Organisatoren da fuer eine SchXXX gebaut haben, geht ja auf keine Kuhhaut. Kann man nur hoffen, dass die entsprechenden Leute dafuer zur Rechenschaft gezogen werden.

    Was viele scheinbar nicht fuer moeglich halten, ich bin auch immer bestens ueber das deutsche Wetter informiert. Bin ja hier nicht ganz hinterm Mond 🙂

    @Django, Maggus liest mit 😉

    So far,

    Gruesse an die „Heimat“

    Schroddi

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