Schroddis Tag 550 – Arbeiten mit Machete (schluss mit lustig)

30 10 2011

Ort: Km 21.273, Tully Caravan Park
Ortszeit: RoadtripTag 152, 30.10.2011, 19.15 Uhr
Wetter: 27 Grad, sternenhimmel
Anwesende: Diverse Schnittwunden

Wir kamen nicht nach Tully, weil wir den Regen vermissten, sondern um zu arbeiten. Noch waehrend der Sinnflut bekamen wir Jobs fuer den kommenden Montag vermittelt. Monique sollte auf eine Melonenfarm fahren und ich wurde ueber einen Subunternehmer auf einer Bananenfarm angestellt.

Am ersten Arbeitstag klingelte dann der Wecker bereits um 4.30 Uhr und wer haette es gedacht…?…es regnete immernoch. Rund 40 km fuhr ich mit meinen neuen Kollegen aus dem Ort raus bis wir endlich das Farmgelaende erreichten. Nach einer kurzen Einweisung am Buero mit gleichzeitiger Rollenverteilung ging es anschliessend nochmal 15 Minuten ueber Holperstrecke bis zum entsprechenden Feldabschnitt. Dort sattelten wir anschliessend auf einen Traktoranhaenger um, welcher den Eindruck einer ueberdimensionalen Couch machte. Damit durchquerten wir noch zwei Bachlaeufe und kamen letztendlich an unserem neuen Arbeitsplatz an. Wir waren ein bunt zusammengewuerfeltes Team. Ein Ire, ein Inder, ein Australier, zwei Koreaner und ich. Es regnete nach wie vor in Stroemen und die tiefen Spurrlillen im Feld luden dazu ein, gelegentlich bis knapp unter die Knie im Schlammwasser zu versinken. Ich bekam eine rasiermesserscharfe Machete in die Hand gedrueckt und Lee, einen unserer Koreaner, als Helfer zugeteilt. Ich hab der armen Socke meine Schroddi-Vorgeschichte lieber nicht erzaehlt und hoffte ihm bei der Arbeit nicht die Ohren oder ganze Koerperteile abzuhacken.

Mein Job bestand nun darin, die reifen Bananenbuendel zu finden, die Staude anzuschlagen und ein Stueck herunter zu ziehen. Lee (wenn er dann mal da war) hatte dann die Fruechte auf die Schulter zu nehmen, waehrend ich knapp an seinem Kopf vorbei das Buendel vom Baum schlug und mit einem weiteren Schlag die Staude anschliessend zu Fall brachte.

(Hier ein Beispiel, um sich das Ganze bildlich vorzustellen)

Nach einer Zeit gewoehnte man sich an die Naesse und einen klaren Vorteil hatte der Regen. Er verduennte etwas die Rattenpisse, welche sich regelmaessig aus den Bananenbuendeln ueber einen ergoss. Im Grunde genommen klingt die Arbeit nicht ganz so schwierig, laesst man mal aussen vor, dass die Bananen 40 – 80 Kilo wiegen und im Territorium von Kuestentaipanen (dritt giftigste Schlange der Welt) und anderem nicht ungefaehrlichen Viechzeug wachsen.

Wir kamen an diesem Tag gut voran und die offene Blase an meiner Hand sollte auch erst am naechsten Tag so richtig schmerzen. Dienstag meldeten sich zudem nahezu alle am Vortag benutzten Muskeln lautstark zu Wort und es hoerte endlich nach fuenf Tagen mal auf zu regnen. Irgendwie hatte ich mich zu frueh gefreut, denn die durch die Wolken lunzende Sonne heizte die Situation deutlich auf, die Konzentration liess nach und einer meiner Kollegen landete prompt mit dem Traktor und einer knappen Tonne Bananen auf dem Haenger im Wassergraben.

Selbst als alle Fruechte auf unser Zweitfahrzeug umgeladen waren, grub sich der Trecker bei saemtlichen Befreiungsversuchen nur tiefer ein. Erst nach einer geschlagenen halben Stunde liess sich das mittlerweile total verschlammte Gefaehrt mit Hilfe von zwei Zugmaschinen wieder aus dem Loch befreien. Wenig spaeter machten wir ohnehin Feierabend und hatten mangels Bananen im Feld unser Tagesziel nicht erreicht.

Auch am Mittwoch fanden sich nicht mehr viele reife Bananen. Um die Mittagszeit gaben wir auf und fuhren zurueck zum Farmgebaeude. Mein Chef auf dem ersten Traktor voraus und ich mit dem Zweiten hinterher. Als wir aus dem Feld rausfuhren und ich einen Gang hoeher schalten musste, machte die Schaltung ploetzlich einen ungewohnt leichtgaengigen Eindruck, jedoch bekam ich keinen Gang mehr eingelegt. Mir schwante boeses. Vorsichtig zog ich am Hebel und hatte ploetzlich den Schaltknueppel in der Hand. Zwangslaeufig liess ich die Schrottkiste mitten auf dem Weg stehen und rannte mit dem Knueppel in der Hand dem ersten Traktor hinterher. Dieser Anblick fuehrte bei meinen Kollegen zu lautem Gelaechter, allerdings nicht bei meinem Boss. Immernoch hielt ich lieber mit meiner schroddigen Vorgeschichte hinterm Berg.

Am gleichen Tag sollte es auch bei Monique nicht so toll laufen. Bei der Fahrt zur Farm verwandelte sich ein kleiner Steinschlag in unserer Windschutzscheibe in einen fetten Riss. Die Frontscheibe hatte also immerhin fuer knappe 4 Monate gehalten. Nun war es wieder Zeit fuer eine neue, noch bevor uns die Polizei anhalten wuerde.

Ungewohnt frueh fuhren wir nach getaner Arbeit zurueck zum Campingplatz. Es war gerade mal Mittag und ich konnte nichts mit mir anfangen. So ging ich auf ein kleines Schwaetzchen in unsere Campingplatz-Rezeption. Bereits fuenf Minuten spaeter hatte ich einen Job noch fuer den gleichen Nachmittag. Ich packte schnell wieder meine Sachen und wurde anschliessend zu einem Stahlhaendler im Ort gefahren. Dort sollte ich einige Rohre und stangen sortieren. Klang im ersten Moment nicht so schwierig. Allerdings waren die Dinger 8 Meter lang, entsprechend schwer und sollten zudem in ein bis 3 Meter hohes Regal eingeordnet werden. Zwar bekam ich einen Gabelstabler zur Verfuegung gestellt, jedoch konnte ich aufgrund des niedrigen Vordachs die Gabeln nicht hoch fahren und musste so alles in das Regal heben. Bereits nach kurzer Zeit lief mir der Schweiss aus allen erdenklichen Pooren und ich war kurz davor meinen zweiten Job (nach den Erdbeeren) in Australien zu schmeissen. Ich biss die Zaehne zusammen und ueberlebte irgendwie bis Feierabend. Mein Boss wollte mich am naechsten Tag unbedingt wieder haben, jedoch musste ich ihm „leider“ aufgrund meines Farmjobs absagen.

Donnerstag hatten wir auf der Farm nichts mehr zu pluecken, jedoch schnitten wir mit einem Sensenaehnlichen Werkzeug mit fuenf Leuten auf 18 Hektar haengende und ueberfluessige Bananenblaetter von den Baeumen. Es war diesmal koerperlich nicht so anstrengend, waren wir am Ende des Tages alle trotzdem echt erschlagen.

Wieder sollte es eine schlechte Nachricht fuer uns geben. Freitag und am Wochenende wuerde es mangels Arbeit auf der Farm nichts fuer uns zu tun geben. Nach einem erneut kurzen Gespraech in der Campingrezeption hatte ich spontan auch einen Job fuer Freitag und Samstag. Nachdem der Zyklon Yasi im Februar nahezu alle Wohneinheiten auf dem Campingplatz zerstoert hatte, sind rund 20 neue Fertigbau-Haeuser im Laufe der Woche aus China eingetroffen.04 Haeuser

Der Aufbau haette im Grunde relativ einfach sein koennen, wenn denn mal alle vorgefertigten Teile gepasst haetten und funktionstuechtig gewesen waeren. Ich habe wirklich selten so einen qualitativen Schrott ab Werk gesehen. Die mit Millimeter dicken Blechen verkleideten Styroporwaende waren nicht nur zu lang, sondern passten auch nichtmal in die dafuer vorgesehenden Aussparungen. Bereits im Vorhinein wurde ich gewarnt, dass die Blechwaende relativ scharfkantig seien. Dennoch versuchte ich mein Glueck anfangs noch ohne Lederhandschuhe…bis mir eine dieser Waende im wahrsten Sinne des Wortes „durch“ die Hand glitt und ein regelrechtes Blutbad anrichtete. Mein Vorarbeiter rief mir zu, dass ich Handschuhe anziehen und nicht so eine Sauerei machen soll. Da ich in diesem Moment jedoch zwei lose Waende hielt, musste ich es noch einen Moment tropfen lassen. Nur Sekunden spaeter eine unaufmerksame Sekunde. Eine der Waende begann zu kippen, ich griff nach und schnitt mir bei der Gelegenheit noch drei weitere Finger an der anderen Hand an. Nun war es wirklich an der Zeit, was zu unternehmen, bevor ich in kuerze einen Liter leichter wuerde.

In bruetender Hitze bekamen wir letztendlich zwei Haeuser bis Feierabend aufgestellt und wiederholten das Spiel am kommenden Tag. Diesmal arbeitete ich jedoch mit Handschuhen und die Anderen mit blutigen Haenden.

Da das Wetter die letzten Tage echt super und trocken war und wir am Sonntag etwas entspannen wollten, entschieden wir uns spontan am kommenden Tag einen Tandem-Fallschirmsprung ueber dem Strand im Nachbarort zu machen. Es war mal wieder an der Zeit das verdammte Schroddi-Gen herauszufordern. Endlich war die Arbeitswoche rum und ich fiel bereits um 6 Uhr total erschlagen ins Bett.

Als wir dann Sonntags aufwachten und aus dem Fenster schauten, kam die grosse Enttaeuschung. Der Himmel war wolkenverhangen und es begann mal wieder zu regnen. Dennoch machten wir uns auf den rund 30 Kilometer langen weg und bis wir an der Sprungschule ankamen, war der Himmel blau und dem Vergnuegen stand nichts mehr im Weg. Nach einem genialen Sprung und einem weiteren Haken auf meiner To do-Liste liessen wir den Abend gediegen mit leckeren Kaengeruhstreifen in Salat Wraps ausklingen.

Gestaerkt geht es jetzt auf in die naechsten knapp 2 Arbeitswochen. Auf das mal alles gut geht…

Es gruesst

Schroddi, der aus dem Dschungel kam



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