Schroddis Tag 233 – Pflaumen, Aeppel, Spinnen und Traktor fahren

21 12 2010

Ort: Zimmer 3, Brook Lodge, Donnybrook
Ortszeit: 13.12.2010, 21.10 Uhr
Wetter: 19 Grad, Sternenhimmel
Anwesende: Stetig zunehmende Muedigkeit

Mit ordentlich Muskelkater vom Holzstapeln ging es am dritten Arbeitstag im schoenen Donnybrook endlich auf eine richtige Farm. Mein neuer Freund Steven Robocop Segal sagte mir vorab, dass meine Arbeit wohl hauptsaechlich aus Apple thinning bestehen wuerde, was bedeutet, dass man an Apfelbaeumen die ueberfluessigen Jungaepfel und Aeste entfernt.

Mit dem Shuttlebus des Hostels wurde ich also am Haus des Farmbesitzers Peter abgesetzt. Dieser erwartete mich bereits und bat mich in sein Auto, mit dem er mich zu seinem Feld fuhr. Waehrend der Fahrt erklaerte er, dass er Arbeit bis mindestens Weihnachten fuer mich hat. Zumindest, wenn ich mich gut anstelle. Anschliessend teilte er mir mit, dass ich erstmal Pflaumen anstatt Aepfel pfluecken muss. Nachdem er erstmal ueber meine unfaehige franzoesische Vorgaengerin hergezogen hat, wies er mich sehr bestimmt an, mit beiden Haenden gleichzeitig zu pfluecken. Dieser Satz schlug bei mir ein und wuehlte ein bereits verdraengtes Trauma auf, was mich beinahe veranlasste durchs geschlossene Autofenster auszusteigen. Er klang in diesem Moment genau wie mein Freund Gunnery Sergenat Hartman auf seinem verdammten Erdbeerfeld an der Sunshine Coast.

Nachdem sich mein Schock ein wenig gelegt hatte, erreichten wir ein riesiges mit Vogelnetzen abgedecktes Feld. Wir hielten neben einem Kerl, der aussah wie gerade bei RTL’s „Bauer sucht Frau“ entlaufen. Er wurde mir als John, mein Boss vorgestellt.

Dieser Stellte mich direkt Shane, meinem neuen Kollegen vor, welcher bereits auf einer fahrbaren Plattform Pflaumen pflueckte. Shane hatte bereits ausgeduenntes, lang gewachsenes und zotteliges Haar, welches zu seinem Vollbart und den nahezu komplett taetowierten Armen passte. Mit seinen mehr Luecken als Zaehnen sah er aus als waere er gerade aus einem Werner Comic entlaufen. Mit einem starken Aussie Slang (Ja, es war wirklich der Slang und kein Kaugummi) erklaerte er mir welche Pflaumen wie gepflueckt werden muessen und zu guter letzt, dass ich mir ueber die Spinnen in den Bueschen keine Gedanken machen brauche. Alles ganz ungiftig.

Made in Italy und dauernd kaputt...

Made in Italy und dauernd kaputt...

Aaaahja, alles ganz ungiftig….So verliess ich mich also auf sein Wort und begann zu pfluecken. Nachdem wir die oberen Haelften der Baeume auf der Plattform stehend geerntet hatten, ging es an den weitaus beschwerlicheren Teil der Arbeit. So mussten wir uns die Sammelbehaelter umhaengen und die unteren Haelften der Baeume abpfluecken, was mit 20kg Pflaumen im Saeckel doch etwas zaeh ist. Man gewoehnt sich aber an alles. So pflueckten wir die naechsten Tage munter die ausgesprochen leckeren Pflaumen.

Tataechlich hingen massenhaft Spinnenetze und ich versuchte weitestgehend die dahinterliegenden Pflaumen um die Netze herum zu angeln. Die am haeufigsten vertretene Weihnachtsspinne schien tatsaechlich harmlos, da sie sich in der Regel aus dem Staub machte, wenn man ihr nahe kam. Allerdings gab es auch weitaus groessere und haesslichere Exemplare, die anstatt aus dem Weg zu gehen, auf einen zustuermten. Das loeste etwas unbehagen in mir aus, da man nicht selten im Eifer des Gefechts doch mal in ein Netz greift. Immer mal fragte ich meinen Kollegen, um was fuer Spinnen es sich handelt . Als Antwort kamen dann so beruhigende Saetze wie: „Das ist die Sonstwiespinne. Sie wird dich warscheinlich beissen, jedoch bringt dich das nicht um“. Ich versuchte also mit dem Getier ganz schnell Freundschaft zu schliessen und blieb bisher bis auf einige erfolglose Attacken auch unversehrt.

v.l.n.r. ungefaehrlich, ungemuetlich, unbekannt, UNGEHEUER

v.l.n.r. ungefaehrlich, ungemuetlich, unbekannt, UNGEHEUER

Eines Tages schaffte es dann mein Kollege ueber einen Ast zu stolpern und sich ungluecklich den Fuss zu verdrehen. Um nach seinem Ausfall alleine weiterarbeiten zu koennen, erklaerte mir John schnell, wie sich der Traktor fahren laesst. So hatte ich den Nachmittag das Vergnuegen mit dem Traktor unsere Pflaumen durch die Gegend zu karren.

Wieder Zwichenfall bei Hoechst AG - Diesmal hagelte es gruen

Wieder Zwischenfall bei Hoechst AG - Diesmal hagelte es gruen

Als wir nach einer Woche die Plaumenbaeume ordentlich geleert hatten, ging es dann ans Aeppel thinnen, was die deutlich aetzendere Arbeit ist. So arbeite ich mich taeglich durch rund 50 Baeume und lasse mich waerend dessen via Kopfhoerer anbruellen.

Alles ist besser als das permanente Fliegengesumme um mein ueber dem Kopf haengendes Netz. Zu allem Ueberfluss treibt unser Farmer auch regelmaessig sein Rind direkt neben dem Feld zusammen und trennt die Jungtiere von den aelteren. Das artet dann in einem tagelang ununterbrochen anhaltenden Muhen aus.

Mit dieser Geraeuschkulisse mache ich dann meine Pausen mit Blick auf einen Teich, an deren anderen Seite froehlich die Kaengurus lang hoppeln.

Hey Ladies, guckt mal doof...danke, passt schon

Hey Ladies, guckt mal doof...danke, passt schon

Alles in allem fuehle ich mich auf der Farm echt wohl, verdiene in Euro das zweifache wie zuletzt in Deutschland und bin mal gespannt, wie lange dieser Job Bestand hat 🙂

Es gruesst der Aeppel Schroddi