Schroddis Tag 223 – Alice, das Wunderland
8 12 2010Ort: Terrasse vorm Honeymoon-Caravan, Alice Lodge, Alice Springs
Ortszeit: 04.12.2010, 13.15 Uhr
Wetter: 39 Grad waermer als in Deutschland, leicht bewoelkt
Anwesende: Sunshine Reggae
Nachdem wir mit Pauken und Trompeten, Blitz und Donner in diesen beschaulichen Outback-Ort eingefahren sind, waren wir natuerlich gespannt, was Alice noch so fuer uns bereit halten wird.
Vor Meggys Hostel erwarteten uns bei Ankunft bereits Kris und Dallas, welche uns aus Mooloolaba mit dem Flieger nachgereist waren. Immernoch verwirrt von drei Zeitumstellungen in den letzten Tagen fragte ich Dallas, meinen Mooloolaba-Zimmergenossen nach der richtigen Zeit. So hielt er mir grinsend seine Armbanduhr unter die Nase. Seine? Es dauerte eine Sekunde, um zu schalten, dass es sich dabei um meine Uhr handelte, welche ich schon seit einiger Zeit vermisste. Wie sich herausstellte, hatte ich sie vor Wochen in seinem Rucksack liegen lassen.
Meggy hatte bereits einen Job rund 130 km ausserhalb in einem Touristenresort, wollte allerdings noch eine Woche in Alice bleiben, bevor es an die Arbeit geht. Unerwartet wurde sie dann bereits am naechsten Tag abgeholt und verschwand mit Kris und Dalls nach Glen Helen.
So stand ich mit Jana alleine da. In unserem Hostel wurden wir mangels freier Zimmer in einem luxurioesen Caravan im Garten einquartiert. Da wir aufgrund des Preises nicht laenger im grossen Caravan bleiben konnten, bot man uns am naechsten Tag einen „etwas“ kleineren Caravan fuer kleines Geld auf Basis einer woechentlichen Rate an.
Nach zwei Naechten in diesem Kaefig, der ausser einem Bett gerade noch genug Platz fuer das Gepaeck bot, stellten wir fest, dass diesen Caravan ausser uns noch eine Maeusefamilie ihr Zuhause nannten.
Jana fand das gar nicht so lustig und beschwerte sich am naechsten Tag bitterlich an der Rezeption, woraufhin ein Angestellter des Hostels lediglich ein paar Maeusefallen aufstellte. Am naechsten Tag stellten wir fest, dass die Koeder zwar gefressen, die Fallen jedoch nicht ausgeloest waren. Nach erneuter Beschwerde ueber die Maeuse, sowie deren Hinterlassenschaften mit der Bitte diese doch zu beseitigen, kam als Antwort nur, dass die Maeuse vor uns angeblich nicht dagewesen waeren und wir den Dreck doch selbst wegmachen koennten.
Ein weiterer Service des Hostels war kostenloses Fruehstueck von 4 bis 10 Uhr, welches aus Muesli und Toast mit Butter bestand. Ungluecklicherweise war das Muesli in aller Regel zwischen 8 und 9 Uhr leer und trockenes Toast zum Fruehstueck war nicht unbedingt das gelbe vom Ei. So beschwerte sich Jana wieder, dass doch bitte das Muesli noch mal aufgefuellt werden soll, da das kostenlose Fruehstueck ja schliesslich noch mindestens eine Stunde zur Verfuegung stehen muesste. Wieder bekam sie eine patzige Antwort. Sie solle doch Toast anstatt Muesli essen. Keine 2 Minuten spaeter stand sie mit einem verschimmelten Toast an der Rezeption und verlangte zu Recht ein Frisches. Genervt von so vielen Beschwerden am Morgen kuendigte der Manager an, dass sie am naechsten Tag das Hostel zu verlassen habe.
Da unsere Plaene ohnehin im Groben darin bestanden, mittelfristig in den Grossraum Perth zu verlegen, hielt sie nun Ausschau nach einer Mitfahrgelegenheit. Es bot sich ein Australier mittleren Alters an, welchen sie wenig spaeter in der Stadt treffen sollte.
Zur verabredeten Zeit bittete er sie in ein Pub zu kommen, wo er schon stark angetrunken mit leichten Sprachdefiziten auf sie wartete.
Ich waere wohl nicht zu ihm ins Auto gestiegen, Jana hatte jedoch keinen Skrupel. So sollte es dann am naechsten Tag losgehen. Gesagt – Getan, Jana verschwand am naechsten Tag so ploetzlich, wie sie zu unserem Roadtrip hinzugestossen war.
Ich war nun alleine in Alice und verlegte mein Zuhause erstmal in ein Mehrbettzimmer in das Haupthaus des Hostels. Von dort bewarb ich mich online auf Jobs vom Nordwesten bis nach Tasmanien im Sueden.
Das Einzige, was sich kurzfristig ergab, war ein Jobangebot wie folgt: „193km noerdlich von Alice kannst du auf einem Weinberg arbeiten und wirst nach Menge bezahlt, wodurch du mir harter Arbeit bis 200$ taeglich verdienen kannst. Wenn du kannst, komm hoch. Die Arbeit beginnt am Freitag.“ Passenderweise haette ich am Freitag eine Mitfahrgelegenheit von zwei Bekannten bekommen koennen, allerdings waren mir die Informationen einfach zu mau, um von jetzt auf gleich in einen Outbackort mit 190 Nicht-Aboriginal Einwohnern zu verlegen. So schrieb ich ihm am Vortag eine Mail mit einigen Fragen bezueglich Kontakt, Unterkunft, Arbeit und sonstigen Umstaenden.
Von der Antwort machte ich es abhaengig, ob ich am naechsten Morgen aufbrechen wuerde. Als mich dann 30 Minuten vor geplanter Abfahrt eine Mail mit dem Inhalt: Fahr 183km, gucke nach einer Farm und frage nach Hannes“ erreichte, entschied ich mich es lieber sein zu lassen.
So buchte ich mich weitere zwei Tage in mein Zimmer ein. Nach diesen zwei Tagen fragte mich der Hostelmanager wie es denn jetzt weitergehen wuerde. Ich sagte ihm, dass ich noch ein paar Tage bleibe, woraufhin er mir freundlich mitteilte, dass er bereits mein Bett weiter vermietet hatte. Na super, er haette ja mal fragen koennen. Schliesslich weiss er wo ich zu finden bin….
Ersatzweise bot er mir an mit einer Person meiner Wahl wieder in den Maeusecaravan zu gehen. Alternativ haette er noch ein Auto mit einer Matratze drin, auf der ich schlafen koennte. Ich traute meinen Ohren nicht recht und entschied mich fuer den Caravan. Noch am gleichen Tag zog ich dann mit Katharina wieder in die Maeusehoehle.
Auch arbeitstechnisch hielt Alice einige Ueberraschungen fuer mich bereit. Im Internet hatte ich 8 Jobagenturen ausfindig gemacht und auf einer Karte eingezeichnet, Ungluecklicherweise schienen lediglich zwei davon noch zu existieren.
Nr. 1 war uns keine grosse Hilfe, da wir dort lediglich im Internet nach Arbeit suchen konnten. Die zweite Jobagentur direkt ueber einem Sexshop gelegen war hingegen jedoch ein Volltreffer. Sie suchten fuer den kommenden Samstag noch Leute, die auf einem Pferderennen an der Bar arbeiteten, wofuer jedoch eine Alkoholausschanklizenz erforderlich ist, welche 75 Dollar kostet. Alternativ gab es noch eine Stelle als Klofrau zu besetzen, wo ich direkt zuschlug.
Ich freute mich unheimlich auf diesem Job, da in Australien die Jugend lediglich zu Pferderennen geht, um sich hemmungslos zu besaufen. Fuer 37 Dollar die Stunde war ich jedoch bereit einigen Ekel in Kauf zu nehmen. Jana hingegen bevorzugte an einer Bar zu arbeiten und ihrer Ausschanklizenz zu machen. So fuhren wir also samstags mit dem Bus zur Pferderennbahn, wo wir beide bereits etwas frueher anfangen konnten zu arbeiten.
Entgegen meines Klofrauenjobs bestand meine Aufgabe darin, auf dem ganzen Gelaende die Muelltonnen in einen bereits reichlich gefuellten Muellcontainer zu leeren und auf den Toiletten lediglich das Klopapier auffuellen. Mangels Gaesten fuellten sich jedoch die Muelltonnen nicht und die Toiletten waren auch naehzu unberuehrt. So verdiente ich meine ersten 100$ mit ein wenig durch die Gegend laufen und ersetzte immerhin eine Klopapierrolle. Die Arbeit zog jedoch in den spaeteren Stunden etwas an und bei 34 Grad Aussentemperatur stand mir doch recht schnell der Schweiss auf der Stirn, was meinem Chef gefiel. So tingelte ich permanent um das (nicht gerade kleine) Gelaende, zog die Muelltonnen zum Container und leerte sie aus.
Ploetzlich stand eine leicht schwankende Frau neben mir und empoerte sich darueber, dass wir ja gar kein Recycling betreiben. Als ich ihr anbot in den Container zu steigen und den Mist zu sortieren, waehrend ich fuer Nachschub sorgte, verlor sie ihren Sinn fuer Umweltschutz auch ganz schnell wieder und stolperte davon.
Auch auf den Toiletten wurden die Leute immer lustiger. Als ich mit einer Hand voll Klopapierrollen wieder in die Toilette flitzte, um die Bestaende aufzufuellen, war die betroffene Kabine allerdings gerade besetzt. So parkte ich eine Rolle auf der Kabinentuer. Von innen angelte eine Hand nach der Rolle, woraufhin ich ihm direkt eine andere in die Hand drueckte. Kaum drehte ich mich rum, flog mir die Rolle ueber die Tuer an den Kopf.
Das war es wohl nicht, was er wollte…..
Nach getaner Arbeit, gefuehlten 10 Litern Fluessigkeitsverlust und einer wohltuenden Dusche war ich mal schnell 250$ reicher….so schnell kanns gehen.
Auch unser manchmal echt aetzender Hostelmanager versorgte mich hin und wieder mit Arbeit. Er betreibt auch ein Motel, in dem ein Sonnendach fuer seinen Pool errichtet werden sollte. Fuer die dazugehoerigen Pfosten hatte ich dann die vorgesehenen Loecher zu graben. Klang im ersten Moment nicht so kompliziert, entpuppte sich jedoch mit 37 Grad Aussentemperatur, einem stumpfen Spaten und armdicken Wurzeln als echte herausforderung. Nach rund zwei Stunden war das Werk vollbracht und ich hatte 8 beinahe muenzgrosse Blasen an den Haenden.
Anschliessend durfte ich noch mit einem Benzinbetriebenen Stihl-Rasentrimmer den riesigen Garten maehen.
Tommy, falls du das liest….ja, es war ein echter S-T-I-H-L 🙂
Am naechsten Tag ging es darum die Pfosten fuer das Sonnendach einzubetonieren. Waehrend ich schweisstriefend schuftete, unterhielt sich mein Chef neben mir stehend mit einem kalten Bier in der Hand mit einem aelteren Ehepaar darueber, dass die bescheuerten Backpacker ja tolle Billigarbeitskraefte sind, aehnlich wie die Polen in Europa. In meinem Kopf spielten sich binnen Sekunden Bilder davon ab, was ich mit meinem Spaten und seinem Gesicht alles anstellen koennte – Arschloch…
Des weiteren habe ich noch Hecken fuer ihn geschnitten und diverse Kleinigkeiten erledigt, wodurch ich in den letzten 3 Wochen fuer meine Unterkunft nicht mal die Haelfte des Preises zu zahlen hatte.
Nach einer schoenen Zeit im Outback geht morgen mein Flieger in einen etwas angenehmer temperierten Part Australiens, wo das Arbeiten dann (hoffentlich) angenehmer sein wird.
Tschuess Outback, du hast mir gefallen!
Gruesse vom
Schroddi, dessen Antidehydrationsmanagement manchmal ein wenig ins Wasser gefallen ist…









