Schroddis Tag 250 – Mal so unter uns gesagt

31 12 2010

Ort: Ufer des Preston River, Donnybrook
Ortszeit: 27.12.2010, 16.45 Uhr
Wetter: 36 Grad
Anwesende: Eine Spinne in meiner Netbooktastatur *grr‘

Wieder geht ein Jahr zu Ende. Fuer mich war 2010 nicht nur irgendein, sondern ein ganz besonderes Jahr, denn es war 7 Stunden kuerzer als sonst.

Ihr denkt jetzt sicher, was sind schon 7 Stunden doch 7 Stunden koennen sich anfuehlen wie eine halbe Ewigkeit.

Zum Beispiel entsprich dies der Zeit,…

…in der ich fluchend auf einem Erdbeerfeld gestanden habe (gebueckt, natuerlich).
…in der man pausenlos mit dem Auto fahren kann und unter Umstenden nur 2 Orte passiert.
…die man ungeschuetzt in der Sonne verbringen kann, bevor man sich mit schweren Hautverbrennungen ins Krankenhaus einliefern lassen muss.
…die taeglich Fliegen auf meinem Koerper verbringen
…die ich gebraucht habe, um in Alice Springs 7 Liter Wasser zu trinken
…die ich in etwa fuer diesen Blogeintrag gebraucht habe
…die ich braeuchte, um von hier an den Strand zu laufen

Ebenso koennen 7 Stunden jedoch auch eine wunderschoene Zeit sein, denn 7 Stunden…

…hat mir 2010 locker die Kinnlade vor Begeisterung offen gestanden.
…verbringe ich in 14 Tagen alleine mit Lachen
…wundere ich mich woechentlich ueber schraege und kuriose Dinge (gerade fuhr bei 36 Grad Aussentemperatur ein Typ mit Jacke und langer Hose auf einem Fahrrad an mir vorbei?!)
…entsprechen meiner Freizeit an einem typischen Arbeitstag
…reichen in diesem wunderschoenen Land aus, um viele nette Menschen kennen zu lernen, gleich mehrere Abenteuer zu erleben, dreimal seine Plaene zu aendern und trotzdem vor neuen Ideen zu spruehen,Tiere und Landschaften zu entdecken, die man sonst nur aus Buechern, Tv oder von Postkarten kennt oder einfach mal die Seele baumeln zu lassen.

Nachdem ich nun also feststellen musste, dass man mich bei meinem Australienjahr um diese sieben u.U. wunderschoenen Stunden beschissen hat, habe ich mich nun dazu entschlossen, mein erstes Visum mittels drei Monaten (22 Tage sind nun geschafft ) Farmarbeit zu verlaengern, um dann noch mal ein ganzes Jahr mit vollen 365 Tagen im Land zu verbringen.

Ich habe ja immer gesagt, dass ich ein Jahr in Australien bleibe, haette ich die 364 Tage und 17 Stunden andauernde Vorbeireitungszeit jedoch erwaehnen sollen?

Leider konnte meine Firma diese Entscheidung nicht nachvollziehen und hat mir Weihnachten mit der Aussage „versuesst“, dass es derzeit so aussieht, dass aufgrund Nichtdarstellbarkeit mein Arbeitsvertrag bei einer Verlaengerung meiner Reise dann beendet waere, was jedoch nicht bedeutet, dass man sich ueber meine Rueckkehr in 2012 nicht freuen wuerde. Lest diesen Satz ruhig mehrmals durch und lasst euch diesen sueffig schwammigen Geschmack mal auf der Zunge zergehen.

Heisst es dann mittlerweile auch in den Medien, das Firma XY aus Nichtdarstellbarkeit gegenueber der wirtschaflichen Gesamtsituation dann mal die Arbeitsvertraege von 5.000 Arbeitnehmern beendet, was jedoch nicht bedeutet, dass sich das Unternehmen ueber eine Rueckkehr ihrer ehemaligen Angestellten in besseren Zeiten nicht freut?

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich nicht meine Familie und Freunde vermisse. Klar vermisse ich sie. Ich wuerde mich auch riesig freuen, wenn sie mich mal besuchen kommen. Aber sollte ich wegen ein paar Menschen, die ich vermisse, meinen derzeit gelebten Traum aufgeben?

Wenn mich also jemand fragen sollte, ob ich zurueck kommen moechte, wuerde meine Gegenfrage wohl wie folgt lauten:

„In das Land der Dichter und Denker, bestehend aus Richtern und Henkern, gefuehrt von paranoiden Wendehaelsen, ferngesteuert oder angetrieben von wirtschaftlichen Selbstinteressen und in ein Zuhause, welches nur noch aus einer 6cbm Holzkiste besteht, um im Endeffekt auf die Haelfte meines jetzigen Lohnes, sowie auf die unzaehligen Abenteuer, Menschen, Erfahrungen, Eindruecke, das Meer, den ewigen Sommer und die wohl beste Zeit meines Lebens zu verzichten?“

Wer in dieser Gegenfrage keine klare Antwort lesen kann, loescht bitte sofort meinen Blog aus seinen Favoriten, macht den Meinungsbilder wieder an und gibt sich die volle Droehnung, einer Dieter Bohlen „Ich stelle euch bloss und zerstoere eure Traeume-Sendung“. Ich lebe derweil meinen Traum weiter, auch in 2011.

Ich wuensche allen, die an mich geglaubt, meinen meinen Traum unterstuetzt und mich ab und an gestuetzt haben, einen guten Rutsch, sowie ein wunderschoenes 2011, gepraegt von Gesundheit, Erfolg, Zufriedenheit und der Erfuellung wenigstens eines eurer Traeume.

Allen, die gelegentlich in meine Suppe gespuckt, mir Steine in den Weg gelegt (damit ist nicht der Rheinstein gemeint) oder mir einfach nur das Leben zur Hoelle gemacht haben, gilt an dieser Stelle ein ganz besonderes Dankeschoen, denn ohne euch haette ich wohl nie die Eier gehabt, einfach alles stehen und liegen zu lassen und in ein neues Leben aufzubrechen..

Alles, was es nun noch zu sagen gaebe, wurde bereits gesagt. Naemlich von einem sehr genialen frankfurter Kuenstler, den ich an dieser Stelle einfach das Wort zum, aehm, Freitag sprechen lasse…

Viele Gruesse

Schroddi

Download Video

Du solltest träumen für all jene, denen die Angst den Schlaf geraubt,
deren Hoffnung man zertreten, irgendwo im Strassenstaub.
Du solltest springen für all jene, denen der Fuss in Ketten liegt,
deren Willen man gebrochen, deren Freiheit man bekriegt.

Du solltest leuchten für die Lichter, die man in Dunkelheit gesperrt,
für die Kinder die nicht wissen, ob die Väter wiederkehren.
Du solltest wissen um dein Glück, das dir ein Zufall zugespielt ,
zu jeder Stunde, jeden Tag an dem du die Sonne siehst.

Du solltest sprechen für all jene, die nicht reden können von diesen Dingen,
weil die die es nicht hören wollen, sie soll’s ganz schnell zum schweigen bringen,
Etwas bewegen für all jene, deren Leben längst erstarrt,
die von deiner Freiheit träumen und den Chancen die du hast.

Sei frei – solange es geht!
Bleib frei – solange du lebst!
Sei frei – und reite die Welle!
Sei frei – an ihrer Stelle!



Schroddis Tag 248 – Wir werden alle sterben – also vielleicht

29 12 2010

Ort: Innenhof, Brook Lodge, Donnybrook
Ortszeit: 29.12.2010, 21.30 Uhr
Wetter: 25 Grad, verqualmt
Anwesende: Dieses Brennen in den Augen…

Aufgrund der Tatsache, dass es hier im trockensten Winter/Fruehjahr seit Wetteraufzeichnung seit ueber drei Monaten nicht mehr wirklich geregnet hat und es so gut wie keinen gruenen Grashalm in der Gegend gibt, fuehlt man sich manchmal schon etwas komisch, wenn man mit Fluppe im duerren Gras steht.

Waehrend der der Arbeit roch es dann heute ploetzlich nach Feuer, was mich in Vergangenheit nie nervoes gemacht haette, sich hier aber doch irgendwie komisch anfuehlt. Zu allem Ueberfluss erzaehlte mir mein Arbeitskollege, welcher nebenher noch bei der freiwilligen Feuerwehr ist, dass er anstatt Weihnachten zu feiern mit etwa 100 Kameraden und mehreren Lueschlugzeugen in der naehe zwei Tage lang ein Buschfeuer bekaempft hat.

Roadtrain - Russpartikelfilter kaputt

Roadtrain - Russpartikelfilter kaputt

Bereits eine Weile nach Feierabend kam in Donnybrook wieder der Geruch von Feuer auf und es schien etwas diesig zu werden. Etwa zwei Stunden spaeter hatte die gesamte Stadt keinen Strom mehr, der Rauch in der Luft verdichtete sich und begann in den Augen und in der Lunge zu Brennen. Beim Blick auf die aktuellen Buschbrand Warnungen, musste ich zudem feststellen, dass in der Gegend nicht nur ein Feuer lodert.

Der Rauch fuehrte zu einem Wunderschoenen „feuerroten“ Sonnenuntergang, was einen Chinesen veranlasste ganz trocken zu sagen: „Sieht ja aus wie in Hong Kong“.

Da ich ja jetzt mit meinem Wlan stick etwas mobiler bin, werde ich dann im Zweifelsfall waehrend meiner Evakuierung oder beim Verbrennen noch bloggen, wie das so kommt.

In dem Sinne…

…beschwere sich noch mal einer ueber Schnee…

Es gruesst der Schroddi, ganz Feuer und Flamme



Schroddis Tag 246 – Meine neue Freundin

27 12 2010

Ort: Waschsalon BP Tankstelle, Donnybrook
Ortszeit: 27.12.2010, 17.00 Uhr
Wetter: ca. 36 Grad, Sonnenschein
Anwesende: Der stechende Geruch von Diesel

Wie es nunmal so passiert, es kam ganz unvermittelt. Waehrend der Arbeit kam sie ploetzlich auf mich zu, sah mich mit ihren grossen Augen an und wollte mir von da an nicht mehr von der Seite weichen.

Sie ist eine ganz ruhige und darueber hinaus auch eine echte Langschlaeferin. Waehrend ich schon um 6.45 Uhr auf dem Feld stehe, taucht sie in aller Regel erst gegen 7.30 Uhr auf. Typisch Frau ist sie natuerlich auch eine ganz schoene Frostbeule, was sich darin bemerkbar macht, dass sie mir regelmaessig ihre kalten Fuesse in den Mund steckt. Ansonsten ist sie aber eher verschmust und ruesselt mir meistens zaertlich im Gesicht rum.

Unsere Beziehung wird jedoch ein baldiges Ende haben…

…wenn ich diese scheiss Fliege naemlich endlich erschlage!!!



Schroddis Tag 241 – Weihnachten

22 12 2010

Ort: Am Ufer des Preston River, Donnybrook
Ortszeit: 22.12.2010, 17.45 Uhr
Wetter: 30 Grad, bewoelkt
Anwesende: Jede Menge, es zirpst, zwitschert, klackt und raschelt ueberall. Massenhaft Papageien, Grillen Spinnen und Schlangen und ahhhhh alle wolln’se mich toeten =)

Nun ist es ja wie jedes Jahr ploetzlich wieder Weihnachten und wir feiern Marias Niederkunft mit den kleinen Konsumerus & Kommerzus und lassen z.B. an den Wuehltischen fuer last minute Weihnachtsgescheke unsere Naechstenliebe walten – und zwar mit den Ellenbogen…

Macht euch keinen Stress, meine Weihnachtsgeschenke schippern wohl auch noch auf einem der 7 Weltmeere nach Europa.

Ich wuensche jedenfalls Allen eine schoene und besinnliche (fuer einige vielleicht besinnungslose) Weihnachtszeit. Ich werde von Freitag bis Sonntag mit einem Arbeitskollegen Grillen, die Nachbarn und Schwiegermutter besuchen und vielleicht mit dem Motorrad das ein oder andere Kaenguru jagen.

Unser Wetterbericht fuer die Weihnachtstage ist sich recht einig und besagt 34 – 36 Grad und Sonnenschein. Grillen werden wir also in jedem Fall, mit oder ohne Essen…

Frohe Weihnachten und alles Gute fuer euch und eure Anhaenger 🙂

LG Schroddi



Schroddis Tag 233 – Pflaumen, Aeppel, Spinnen und Traktor fahren

21 12 2010

Ort: Zimmer 3, Brook Lodge, Donnybrook
Ortszeit: 13.12.2010, 21.10 Uhr
Wetter: 19 Grad, Sternenhimmel
Anwesende: Stetig zunehmende Muedigkeit

Mit ordentlich Muskelkater vom Holzstapeln ging es am dritten Arbeitstag im schoenen Donnybrook endlich auf eine richtige Farm. Mein neuer Freund Steven Robocop Segal sagte mir vorab, dass meine Arbeit wohl hauptsaechlich aus Apple thinning bestehen wuerde, was bedeutet, dass man an Apfelbaeumen die ueberfluessigen Jungaepfel und Aeste entfernt.

Mit dem Shuttlebus des Hostels wurde ich also am Haus des Farmbesitzers Peter abgesetzt. Dieser erwartete mich bereits und bat mich in sein Auto, mit dem er mich zu seinem Feld fuhr. Waehrend der Fahrt erklaerte er, dass er Arbeit bis mindestens Weihnachten fuer mich hat. Zumindest, wenn ich mich gut anstelle. Anschliessend teilte er mir mit, dass ich erstmal Pflaumen anstatt Aepfel pfluecken muss. Nachdem er erstmal ueber meine unfaehige franzoesische Vorgaengerin hergezogen hat, wies er mich sehr bestimmt an, mit beiden Haenden gleichzeitig zu pfluecken. Dieser Satz schlug bei mir ein und wuehlte ein bereits verdraengtes Trauma auf, was mich beinahe veranlasste durchs geschlossene Autofenster auszusteigen. Er klang in diesem Moment genau wie mein Freund Gunnery Sergenat Hartman auf seinem verdammten Erdbeerfeld an der Sunshine Coast.

Nachdem sich mein Schock ein wenig gelegt hatte, erreichten wir ein riesiges mit Vogelnetzen abgedecktes Feld. Wir hielten neben einem Kerl, der aussah wie gerade bei RTL’s „Bauer sucht Frau“ entlaufen. Er wurde mir als John, mein Boss vorgestellt.

Dieser Stellte mich direkt Shane, meinem neuen Kollegen vor, welcher bereits auf einer fahrbaren Plattform Pflaumen pflueckte. Shane hatte bereits ausgeduenntes, lang gewachsenes und zotteliges Haar, welches zu seinem Vollbart und den nahezu komplett taetowierten Armen passte. Mit seinen mehr Luecken als Zaehnen sah er aus als waere er gerade aus einem Werner Comic entlaufen. Mit einem starken Aussie Slang (Ja, es war wirklich der Slang und kein Kaugummi) erklaerte er mir welche Pflaumen wie gepflueckt werden muessen und zu guter letzt, dass ich mir ueber die Spinnen in den Bueschen keine Gedanken machen brauche. Alles ganz ungiftig.

Made in Italy und dauernd kaputt...

Made in Italy und dauernd kaputt...

Aaaahja, alles ganz ungiftig….So verliess ich mich also auf sein Wort und begann zu pfluecken. Nachdem wir die oberen Haelften der Baeume auf der Plattform stehend geerntet hatten, ging es an den weitaus beschwerlicheren Teil der Arbeit. So mussten wir uns die Sammelbehaelter umhaengen und die unteren Haelften der Baeume abpfluecken, was mit 20kg Pflaumen im Saeckel doch etwas zaeh ist. Man gewoehnt sich aber an alles. So pflueckten wir die naechsten Tage munter die ausgesprochen leckeren Pflaumen.

Tataechlich hingen massenhaft Spinnenetze und ich versuchte weitestgehend die dahinterliegenden Pflaumen um die Netze herum zu angeln. Die am haeufigsten vertretene Weihnachtsspinne schien tatsaechlich harmlos, da sie sich in der Regel aus dem Staub machte, wenn man ihr nahe kam. Allerdings gab es auch weitaus groessere und haesslichere Exemplare, die anstatt aus dem Weg zu gehen, auf einen zustuermten. Das loeste etwas unbehagen in mir aus, da man nicht selten im Eifer des Gefechts doch mal in ein Netz greift. Immer mal fragte ich meinen Kollegen, um was fuer Spinnen es sich handelt . Als Antwort kamen dann so beruhigende Saetze wie: „Das ist die Sonstwiespinne. Sie wird dich warscheinlich beissen, jedoch bringt dich das nicht um“. Ich versuchte also mit dem Getier ganz schnell Freundschaft zu schliessen und blieb bisher bis auf einige erfolglose Attacken auch unversehrt.

v.l.n.r. ungefaehrlich, ungemuetlich, unbekannt, UNGEHEUER

v.l.n.r. ungefaehrlich, ungemuetlich, unbekannt, UNGEHEUER

Eines Tages schaffte es dann mein Kollege ueber einen Ast zu stolpern und sich ungluecklich den Fuss zu verdrehen. Um nach seinem Ausfall alleine weiterarbeiten zu koennen, erklaerte mir John schnell, wie sich der Traktor fahren laesst. So hatte ich den Nachmittag das Vergnuegen mit dem Traktor unsere Pflaumen durch die Gegend zu karren.

Wieder Zwichenfall bei Hoechst AG - Diesmal hagelte es gruen

Wieder Zwischenfall bei Hoechst AG - Diesmal hagelte es gruen

Als wir nach einer Woche die Plaumenbaeume ordentlich geleert hatten, ging es dann ans Aeppel thinnen, was die deutlich aetzendere Arbeit ist. So arbeite ich mich taeglich durch rund 50 Baeume und lasse mich waerend dessen via Kopfhoerer anbruellen.

Alles ist besser als das permanente Fliegengesumme um mein ueber dem Kopf haengendes Netz. Zu allem Ueberfluss treibt unser Farmer auch regelmaessig sein Rind direkt neben dem Feld zusammen und trennt die Jungtiere von den aelteren. Das artet dann in einem tagelang ununterbrochen anhaltenden Muhen aus.

Mit dieser Geraeuschkulisse mache ich dann meine Pausen mit Blick auf einen Teich, an deren anderen Seite froehlich die Kaengurus lang hoppeln.

Hey Ladies, guckt mal doof...danke, passt schon

Hey Ladies, guckt mal doof...danke, passt schon

Alles in allem fuehle ich mich auf der Farm echt wohl, verdiene in Euro das zweifache wie zuletzt in Deutschland und bin mal gespannt, wie lange dieser Job Bestand hat 🙂

Es gruesst der Aeppel Schroddi



Schroddis Tag 230 – Was man Unterkunft nennt

20 12 2010

Ort: Parkplatz, Brook Lodge, Donnybrook
Ortszeit: 11.12.2010, 14.45 Uhr
Wetter: 27 Grad, sonnig
Anwesende: Fliegen, was auch sonst…

Nach ersten Andeutungen, moechte ich heute mal ein paar Saetze ueber das verlieren, was man wohl Unterkunft nennen muss.

Ungewoehnlich pigmentierte Taube

Ungewoehnlich pigmentierte Taube

Als wir hier ankamen, wussten wir noch nicht, ob wir ueberhaupt ein Zimmer bekommen wuerden, da das Hostel in den beiden Tagen zuvor auf keinen meiner Kontaktversuche reagierte. An der Rezeption trafen wir auf Lynne, die Managerin, welche uns ganz herzlich willkommen hiess und uns ein Zimmer organisierte. Des weiteren erklaerte sie uns ein paar grundlegende Dinge ueber das Hostelleben. Unter Anderem bat sie uns nach dem Kochen bzw. Essen unser Geschirr abzuspuelen, falls dies moeglich ist. Verdutzt fragte ich sie, was denn mit dem Nebensatz „falls dies moeglich ist“ gemeint sei. Daraufhin sagte sie nur, dass wir das schon sehen werden.

Anschliessend machte sie einen kleinen Rundgang mit uns, was uns einfach nur die Kinnlade offen stehen liess. Diesmal jedoch vor Entsetzen.

Liebevoll eingerichtetes Bad - mit IKEA :-)

Liebevoll eingerichtetes Bad - mit IKEA 🙂

In unserem Hostel leben rund 160 Leute. Davon sind, wenn es hoch kommt, 30 nicht aisatischer Abstammung. Alle Einwohner teilen sich einen mit Essensresten bedeckten Raum, der sich nach gelegentlicher Reinigung annaehernd Kueche nennen laesst. Ebenso gibt es pro Geschlecht einen Nassraum (Nassraum aufgrund der Pisslachen am Boden) mit vier Duschen (von denen bis zu Drei ausfallen, weil irgendjemand aus unbekannten Gruenden regelmaessig Wasserhaehne und Duschkoepfe klaut…und drei Toiletten, in denen man am liebsten nichts beruehren moechte.

Im gegensatz zu unseren europaeischen Mitbewohnern, die es selten laenger als drei Wochen hier aushalten, scheint dies ein Paradies fuer unsere asiatischen Freunde

Besonders ins Auge sticht doch hier der rot-gelb-gruene Gardena Spruehkopf

Besonders ins Auge sticht doch hier der rot-gelb-gruene Gardena Spruehkopf

zu sein, die sich hier auch sichtlich wohl fuehlen und teilweise schon seit zwei Jahren „wohnen““. Dies aeussert sich darin, dass sie im Prinzip permanent die Kueche blockieren und nicht nur Kochen, sondern die Zubereitung von Mahlzeiten geradezu rituell und Stunden lang zelebrieren, was die Benutzung der im Regelfall komplett verdreckten Kueche nahezu unmoeglich macht.

Wie wir erfahren haben, haben die Putzleute am Wochenende frei, was u.A. dazu fuehrt, dass der Kotzfleck, welchen wohl einer unserer Freunde nach dem freitaeglichen Karaokeabend auf dem Badboden hinterhlassen hat, auch am Montag Morgen dort noch zu finden war..

Um unser Zimmer zu erreichen, haben wir das Vergnuegen durch einen Flur zu gehen, in welchem die Arbeiter, also quasi jeder seine mueffeligen Arbeitsschuhe abstellt, was zu einer Geruchsbelastung fuehrt, welche mir bei einem tiefen Atemzug die Fussnaegel hoch rollt und zu extremen Schwindel fuehrt.

Dschungelpruefung - Der Flur des Wuergreizes

Dschungelpruefung - Der Flur des Wuergreizes

Zu guter letzt weist unser absolut unisoliertes Zimmer (was bei naechtlichen Temperaturen um 10 Grad gelinde gesagt unangenhem ist) eine weitere Besonderheit auf. Nicht nur, dass uns bei Betreten binnen kuerzester Zeit die Nase zuschwillt und Paolo einen seltsamen Husten bekommt, haben wir seit unserer ersten Nacht immer Alptraeume, was wir uns nicht erklaeren koennen, da die Traeume nicht mal was mit dem Hostel zu tun haben, was ja noch verstaendlich waere….

Wie man also vorstehend lesen kann, fuehle ich mich hier pudelwohl und werde wohl noch eine Weile in unserem wunderschoenen neuen Zuhause verweilen.

Bis ich hier raus komme, spreche ich dann die hier meistgesprochenen Sprachen Taiwanesisch und Koreanisch fluessig. Wer braucht schon Englisch?! 🙂

Es gruesst der Schroddi mit der nahezu nicht mehr existenten Ekelgrenze



Schroddis Tag 226 – Arbeiten mit Robo Segal

12 12 2010

Ort: Zimmer Drei, Brook Lodge, Donnybrook
Ortszeit: 07.12.2010, 18.15 Uhr
Wetter: 21 Grad, wolkig
Anwesende: Alle meine Mitbewohner….woanders kann man sich ja hier nicht aufhalten…

Bei Ankunft hatte man mir an der Rezeption mitgeteilt, dass ich die naechsten Tage voraussichtlich schon anfangen koennte zu arbeiten. Nach einem freien Tag, an dem ich mich totgelangweilt und einfach nur auf Arbeit gehofft habe, kam abends die erloesende Nachricht ueber den Arbeitsplan des Folgetags. Am naechsten morgen sollte ich um 8 Uhr auf dem Parkplatz bereitstehen, um (vermutlich) von meinem neuen Arbeitgeber Russell abgeholt zu werden. Als ich am naechsten Morgen gerade am Zusammenpacken war, entdeckte ich auf dem Parkplatz vorm Hostel zwei staemmige Maenner, von denen einer ganz sicher Russell sein musste.

Sowie ich aus der Tuere kam, fragte man mich schon, nach meinem Namen, was fuer ihn einen Volltreffer bedeutete. Russell, der kleinere von beiden stellte mich auch sofort Peter, einem befreundeten Farmer vor, welcher von meiner stattlichen Groesse (immerhin einen Kopf hoeher als der oertliche Durchschnittsasiat) sehr angetan war und mir sagte, dass er grosse Leute braucht und mich unbedingt haben will, wenn ich den Job fuer Russell erledigt habe.

Waehrend der Fahrt zur Farm meines neuen Chefs stellte sich heraus, dass es sich bei meinem Job gar nicht um Erntearbeit, sondern um das Stapeln und Transportieren von Hartholz handelte, was etwa 1 ½ Tage in anspruch nehmen wird.

Auf seinem Anwesen angekommen, sprang er aus dem Auto, rief mir zu, dass er sich den Lkw holt und ich ihm anschliessend folgen sollte. So ueberliess er mir einfach mal so sein geliebtes Auto, ohne mich auch nur eine Viertelstunde zu kennen. In Kolonne fuhren wir dann etwa 10 Minuten seine Farm

Ein guter Grund für Muskelkater

Ein guter Grund für Muskelkater

entlang, bis wir an einer Metallhuette ankamen, vor der etliche Tonnen Holz gestapelt und anschliessend vom Freund seiner Tochter umgefahren wurden. Da er in kuerze das Holz verkaufen wollte, sollten die Balken nach Groesse sortiert auf den Lkw geladen und zu seinem Hof gebracht werden.

Russell ist klein, staemmig, etwa mitte 50 und strotzt geradezu vor Testosteron. Sein Bewegungsablauf erinnerte stark an Robocop und er schaute wie Mr. „ich habe nur einen Gesichtsausdruck“ Steven Segal, denn er hatte permanent einen echt grimmigen Blick drauf, was ihm durchaus gut stand, wenn er nahezu permanent mit den wuestesten Kraftausdruecken um sich warf. Er schaffte es sogar grimmig zu schauen, waehrend er lachte. Ansich war er aber ein ganz lieber Kerl. Es gab jedoch etwas, das den Job nahezu unertraeglich machte.

Es waren die verfickten Fotzen, wie Robo Segal sie nannte (ich haette sie einfach als Fliegen bezeichnet). Und zwar waren es so viele davon, wie ich es selbst im Outback noch nicht erlebt habe. Ich denke ich kann mir gutem Gewissen und ohne zu uebertreiben behaupten, dass auf mir und um mich herum meistens ganz locker weit ueber 100 Fliegen schwirrten, deren Vorliebe es war, sich

Antiquitäten....restaurationsbedürftig

Antiquitäten....restaurationsbedürftig

ausgerechnet in Augen-, Ohren- und Mundgegend niederzulassen. Ich hielt das etwa 2 Stunden aus, bis ich mir aus dem Auto mein Fliegennetz (1000 Dank an Meggy fuer das tolle und absolut notwendige Geschenk!!!) holte.

Damit liess es sich dann wesentlich angenehmer arbeiten. So sortierten wir diese riesigen Balken nach einem sehr eigensinnigen System meines Chefs, was im Endeffekt nicht wirklich etwas mit Sortieren zu tun hatte, da am Ende alle groessen wieder annaehernd durcheinandergewuerfelt waren wie zuvor. Einen Grossteil bekamen wir am ersten Tag fertig. Nachdem wir am zweiten Tag alles „sortiert und abtransportiert hatten, stand als naechste Aufgabe an, seine Blechhuette aufzuraeumen. Ungluecklicherweise war dies in den letzten 50 – 100 Jahren nicht mehr geschehen, sodass verdeckt unter Spinnenweben und Nestern von Tieren, die ich lieber nicht kennenlernen will (hier versuchen sie dich ja eh alle umzubringen), die abgefahrensten Sachen zum Vorschein kamen. Darunter waren antike Moebel, ein Pferdepflug, der Radsatz einer Pferdekutsche und eine uralte gusseiserne Badewanne. Nachdem seine Huette anschliessend sauber und ich dreckig war, hatte dieser Job fuer mich ein Ende, allerdings sollte der Naechste bei Peter schon auf mich warten…

Gruesst denn der alte Holzschroddi noch, Holzschroddi noch…?

Jaaaa, er gruesst noch



Schroddis Tag 224 – Die Reise ins Dunny

10 12 2010

Ort: Etwa 10.000 Meter ueber der Great Victoria Dessert
Ortszeit: 05.12.2010, 09.45 Uhr (also Ortszeit Perth)
Wetter: Draussen bestimmt kaelter als in Deutschland
Anwesende: Etwa 70 gelangweilte Mitreisende

Nun ist es soweit, ich habe Alice und meinem geliebten Outback den Ruecken zugekehrt. Die Reise soll zwecks Arbeit weitergehen – und zwar in eine Region, in der man mit leichter koerperlicher Arbeit in wenigen Stunden nicht gleich 5 Liter Wasser verliert.
Nachdem ich vom Osten nach wie vor die Nase voll habe, zieht es mich weiter Richtung Westen. Die Entscheidende Frage war nur: Wohin?

In Alice habe ich mich via Internet die komplette Westkueste entlang auf diversen Farmen beworben, was bisher leider keine groesseren Erfolge hervorbrachte. Nachdem ich vor Wochen mit Jana bereits das grobe Ziel Perth festgelegt habe und sie sich wenige Tage spaeter mit einer Mitfahrgelegenheit auf den Weg machte, verfehlte sie ihr Ziel um nur knappe 250 km und landete voller Begeisterung im kleinen Ort Margaret River, von wo sie mich anrief und von massenhaft verfuegbaren Jobs berichtete.

Da dieser Ort wunderschoen in Strandnaehe gelegen ist und dort wohl eine wesentlich entspanntere Atmosphaere als in Alice Springs herrscht, liess ich mich dazu hinreisen, auch meinen Weg in dieses Oertchen zu planen.

Da ich keine Lust hatte unnoetig viel Geld fuer Sprit auszugeben und nahezu die gleichen 1.600 km nach Adelaide zurueck zu eiern (direkter Weg nach Perth geht mangels Strassen leider nicht), welche wir bereits vor drei Wochen in Gegenrichtung gefahren sind, entschied ich mich ausnahmsweise einen Flug nach Perth zu nehmen. Zwar sind oeffentliche Verkehrsmittel an der Westkueste relativ mau, dennoch fand sich von Perth ein Bus nach Margaret River. Dieser sollte jedoch bereits rund 90 Minuten nach meiner Landung in einem anderen Stadteil Perth’s abfahren. Alternativ haette ich ein Hostel buchen koennen und waere in der City fuer teuer Geld in irgendeinem Drecksloch abgestiegen. So entschied ich mich relativ schnell diese sportliche Herausforderung anzunehmen und wollte versuchen meinen Bus binnen kuerzester Zeit zu erreichen, um moeglichst schnell die Grossstadt wieder verlassen zu koennen.

Somit war der Trip nach Margaret eigentlich bestens geplant und ich stand quasi in den Startloechern als ich gestern dann einen liebreizenden Anruf von Jana erhielt, in dem sie mir mitteilte, dass nun die Arbeitsmoeglichkeiten in Margaret stark nachgelassen haben und man sich bezueglich Jobs etwas gedulden muss.

Da ich jetzt in Alice eigentlich erstmal genug rumgesessen habe und gerne mal wieder ein bissi Bewegung und einen regelmaessigen Geldfluss haette, starb der Plan nach Margaret zu gehen recht schnell, da ich nicht dort rumsitzen und weiter Geld verbrennen wollte. Wie wir ja mittlerweile gelernt haben, sind Plaene in Australien dafuer da, ueber den Haufen geworfen zu werden. Gluecklicherweise erzaehlte Jana zusaetzlich, dass in einem kleinen Ort namens Donnybrook, etwa 100km weiter, zur Zeit Erntesaison und somit Arbeit verfuegbar sei.

Dieser Ort war mir bis dato noch kein Begriff, was zwei Gruende haben konnte:

1. Der Ort ist einfach zu klein, um auf einer Landkarte zu landen
2. Ich hab mal wieder schlampig gearbeitet

Im Endeffekt denke ich einfach, dass es am Namen liegt, denn aus Donnybrook wird mit einem kleinen Buchstabentausch Dunnybrook, was in etwa = Plumpsklobach bedeutet und diesen Ort nicht wirklich attraktiv erscheinen laesst. Auf den meisten Landkarten ist er zumindest zu finden und oh Wunder, eine Busanbindung hat er auch.

Das bereits nach Margaret gebuchte Ticket liess sich leider nicht mehr stornieren, jedoch gibt es die Moeglichkeit einfach auf halbem Wege auszusteigen und einen anderen Anschlussbus nach Dunnyb…, aehm Donnybrook zu nehmen.

Leider war das einzige Hostel im Ort, welches u.A. die Farmarbeit vermittelte, telefonisch zu dem Zeitpunkt nicht erreichbar. Da ich die Rezeption in der Mittagspause vermutete, buchte ich einfach auf gut Glueck das Busticket.

Ungluecklicherweise war das Hostel auch den restlichen Tag weder per Telefon, noch auf Handy erreichbar. Daher schickte ich am gleichen Nachmittag noch eine Email mit der Bitte mich zu kontaktieren, wenn sie diese Lesen. Leider sollte sich auch diesbezueglich nichts mehr tun.

Wovor es mir bezueglich meiner Reise am allermeisten graute, war das Gepaecklimit von 23kg. Nachdem ich in Deutschland mit 19,8kg vor ueber einem halben Jahr gestartet bin und mittlerweile einiges dazugekommen und anderes dafuer rausgeflogen ist, hatte ich keine Ahnung wie sich dies in meinem Gepaeck auswirken wuerde. Gluecklicherweise hatten wir zur Kontrolle eine Personenwage im Hostel, welches mein Gepaeckgewicht mit 21,5kg angab. In wie weit ich dieser Waage trauen sollte, wusste ich nicht, da sie mein eigenes Gewicht noch vor einer Woche 5kg hoeher angegeben hatte als an diesem Abend. Ich verliess mich also auf die Waage, eine andere Wahl hatte ich schliesslich nicht.

Nachdem die Rucksaecke gepackt, die Essensreste vertilgt und die Angehoerigen vor einem eventuellen Flugzeugabsturz informiert waren, ging es dann ins Bettchen, da am naechsten Morgen bereits um 8.30 Uhr das Taxi auf uns warteten sollte.

Selbst machdem sich das Ziel geaendert hatte, klang der erdachte Reiseplan einfach noch zu perfekt, um zu funktionieren (mal abgesehen von dem Hostel, welches auf auf keine meiner Kontaktierungsversuche reagierte).

Gegen 7 Uhr wurde ich dann von einem Donnergrollen aus dem Schlaf gerissen. Wie haette es auch anders sein koennen?! Ich habe mit einem Gewitter in Alice Springs Einzug gehalten und verliess den Ort auch wieder mit einem Donnerschlag. Das hat doch Stil. Achtung wueste, der Gewitterschroddi geht und das Wetter wird bald wieder besser.

Ueberpuenktlich sammelte uns dann das bestellte Taxi vor der Hosteltuer ein und brachte uns sicher und mit reichlich Zeitpuffer zu dem Ort, den man in Alice Springs einen Flughafen nennt. Von aussen sah es mehr wie eine kleine Bahnhofshalle aus. Das Einzige, was diesen Ort von einem Bahnhof unterschied, war die Tatsache, dass wir neben den beiden Damen am Check In-Schalter scheinbar die einzigen Menschen am „Flughafen“ waren. Nach und nach trudelten einige weitere Leute ein bis alle Passagiere unserer mit rund 70 Menschen zu ¾ gefuellten Maschine anwesend waren. An der Sicherheitsschleuse bekam ich ungluecklicherweise zwei meiner drei Feuerzeuge abgenommen. Weitere Dinge wie z.B. ein Pfefferspray gab es diesmal gluecklicherweise nicht zu bemaengeln. 10 Minuten vor der offiziellen Boardingzeit kamen wir am bereits geoeffneten Gate an. Da offensichtllich an diesem Tag alle Leute ueberpuenktliich waren, hoben wir auch gleich einige Minuten frueher ab. Mit einem ueberfuellten Flugraum schien es hier ja keine Probleme zu geben.

So flogen wir rund drei Stunden der Zeit hinterher, was im Endeffekt eine Flugzeit von nur 1,5 Stunden ergab. Entgegen der ausdruecklichen Sicherheitsvorschriften filmte ich Start und Landung mit meiner Kamera und brachte damit enttaeuschenderweise den Piloten nichtmal ins Schwitzen. Das naechste Mal werde ich versuchen gleichzeitig noch mit dem Handy zu telefonieren, ohne dabei von einem Skymarshall erschossen zu werden.

Wir landeten auch 15 Minuten frueher, was dem knappen Zeitplan in Perth etwas entgegen kam. Da auch der Flughafen einer 2 Millionen Stadt ueberraschend klein ausfiel, hatten wir unsere Rucksaecke nach rund 20 Minuten unversehrt wieder und sattelten erstmal von Waldbrandaustretern auf Flip Flops um.

Anschliessend stiegen wir zu einem ehemaligen Rennfahrer ins Taxi, welcher in Wohngebieten gerne mal das Dreifache der erlaubten Geschwindigkeit fuhr, was unserem Portemonaie ganz gelegen kam. Ungluecklicherweise war er nicht ganz sicher, wo wir hinmussten, landete jedoch am richtigen Busterminal eine Punktlandung. Dort angekommen checkten wir bei der freundlichen Vertreterin unserer Busagentur ein und hatten noch einige Minuten bis wir uns zum Bus begeben mussten, was ich mir mit einem Mittagessen beim oertlichen Asiaten versuesste.

Auf den bequemen Ledersitzen im Bus bequem gemacht ging es dann die naechsten 2,5 Stunden weiter nach Sueden. Das vorlaeufige Ziel hiess Bunbury, wo wir einen rund dreistuendigen Aufenthalt hatten, bevor es weiter zu unserem endgueltigen Ziel ging.

Aufgrund einer Art Weihnachtsmarkt war das dortige Busterminal jedoch nicht erreichbar, woraufhin wir an einer Landstrasse rausgeschmissen wurden. Erstmal ziel- und orientierungslos liefen wir zu einem Kiosk, wo ich mit einem Asiaten ins Gespraech kam. Dieser verriet mir, dass unser Busterminal, von dem wir weiterreisen sollten, ausserhalb der Laufdistanz lag. Sofort bot er uns an, uns in seinem Auto mitzunehmen. Da wir aber ohnehin noch drei Stunden Zeit hatten, lehnte ich erstmal dankend ab. Gleichzeitig kam Katharina mit einem deutschen Paerchen ins Gespraech. Sie erzaehlten viele lustige Geschichten von ihrer Auswanderung und dem Leben, was sie in Australien fuehren. Nebenher boten sie uns immer wieder an, uns Arbeit auf diversen Farmen von Bekannten vemitteln zu koennen und sollten alle Stricke in Dunnyb…. Donnybrook reissen, koennten wir sie anrufen, um fuer den Notfall erstmal bei ihnen unterzukommen. Mit einigen einer guten Unterhaltung und kuehlen Bierchen verging die Zeit wie im Fluge und unsere drei Stunden Aufenthalt waren so gut wie totgeschwaetzt. So luden sie uns in ihren VW-Transporter und fuhren uns zu unserer naechsten Bushalltestelle.

Der dortige Bus kam wie irgendwie alles an diesem Tag ueberpuenktlich und kutschierte uns die naechsten 30 Minuten an unser Tagesziel. Nach kurzer Orientierung war der Weg zum oertlichen Hostel gefunden und ich war gespannt wie ein Flitzebogen, ob am gleichen Abend noch ein Zimmer zu bekommen war. Schliesslich hatte ich bis dato das Hostel nicht erreicht und auch nch keine Rueckmeldung bekommen.

An der Bar mit integrierter Rezeption empfang man uns recht herzlich und gab uns die vermutlich letzten Schlafplaetze im Hostel. Im 4 Bett-Zimmer angekommen traf ich direkt auf einen sehr sympatischen Kerl, mit dem ich bereits an der letzten Haltestelle ins Gespraech gekommen war.

Ein kurzer Rundgang im Hostel lies mir jedoch graue Haare wachsen. Die Kueche, sowie die Waschraeume waren total verdreckt und in einem erbaermlichen Zustand, was offensichtlich nicht ausschliesslich daran lag, dass die Hostelbetreiber ihr Geschaeft nur halbherzig fuehrten, sondern auch an den 150 Bewohnern, die sich dem ersten Anschein nach nur 4 Toiletten und Duschen, sowie eine Kueche zu teilen hatten.

Da wir aufgrund der Gepaeckbegrenzung in Alice saemtliche Lebensmittel aufgebraucht oder zurueckgelassen hatten, trieb uns der Hunger noch einmal in die „Stadt“, wo an einem Sonntagabend bereits alles geschlossen war….mit ausnahme eines chinesischen Restaurants, in das wir uns auch schnellstens begaben, bevor auch dieser Laden die Tueren schliesst. Ich weiss nicht, ob man den Raum, welchen wir vorfanden wirklich ein Restaurant nennen konnte. Es erinnerte mich eher an ein Nachkriegsesszimmer…. „Damals hatten wir ja nichts“. Es war ein nackter, mit Furnierholz ausgekleideter Raum, mit einer notduerftig ausgekleideten Theke und einigen Stuehlen und Tischen im Stil der 70er Jahre. Nicht zu vergessen sei der Kuehlschrank, in welchem 4 Getraenkedosen mit Logos standen, die es seit meiner fruehen Kindeheit schon nicht mehr gibt.

Wir wurden von einem aelteren Chinesen in sehr gebrochenem Englisch bedient und bekamen letztendlich ein Essen, von dem sich die Einrichtung mal eine Scheibe abschneiden koennte.

Gluecklich nach gut 11 Stunden die Distanz von knapp ueber 2.000 Kilometern ohne groessere Zwischenfaelle zurueckgelegt zu haben und dennoch mit gemischten Gefuehlen ueber die neue Unterkunft, ging es anschliessend, in Erwartung was der Ort noch bringen mag, auf die durchgelegenen Betten.

Es gruesst

Schroddi aus dem Dunny in Donnybrook



Schroddis Tag 223 – Alice, das Wunderland

8 12 2010

Ort: Terrasse vorm Honeymoon-Caravan, Alice Lodge, Alice Springs
Ortszeit: 04.12.2010, 13.15 Uhr
Wetter: 39 Grad waermer als in Deutschland, leicht bewoelkt
Anwesende: Sunshine Reggae

Nachdem wir mit Pauken und Trompeten, Blitz und Donner in diesen beschaulichen Outback-Ort eingefahren sind, waren wir natuerlich gespannt, was Alice noch so fuer uns bereit halten wird.

Vor Meggys Hostel erwarteten uns bei Ankunft bereits Kris und Dallas, welche uns aus Mooloolaba mit dem Flieger nachgereist waren. Immernoch verwirrt von drei Zeitumstellungen in den letzten Tagen fragte ich Dallas, meinen Mooloolaba-Zimmergenossen nach der richtigen Zeit. So hielt er mir grinsend seine Armbanduhr unter die Nase. Seine? Es dauerte eine Sekunde, um zu schalten, dass es sich dabei um meine Uhr handelte, welche ich schon seit einiger Zeit vermisste. Wie sich herausstellte, hatte ich sie vor Wochen in seinem Rucksack liegen lassen.

Meggy hatte bereits einen Job rund 130 km ausserhalb in einem Touristenresort, wollte allerdings noch eine Woche in Alice bleiben, bevor es an die Arbeit geht. Unerwartet wurde sie dann bereits am naechsten Tag abgeholt und verschwand mit Kris und Dalls nach Glen Helen.

So stand ich mit Jana alleine da. In unserem Hostel wurden wir mangels freier Zimmer in einem luxurioesen Caravan im Garten einquartiert. Da wir aufgrund des Preises nicht laenger im grossen Caravan bleiben konnten, bot man uns am naechsten Tag einen „etwas“ kleineren Caravan fuer kleines Geld auf Basis einer woechentlichen Rate an.

Nach zwei Naechten in diesem Kaefig, der ausser einem Bett gerade noch genug Platz fuer das Gepaeck bot, stellten wir fest, dass diesen Caravan ausser uns noch eine Maeusefamilie ihr Zuhause nannten.
Jana fand das gar nicht so lustig und beschwerte sich am naechsten Tag bitterlich an der Rezeption, woraufhin ein Angestellter des Hostels lediglich ein paar Maeusefallen aufstellte. Am naechsten Tag stellten wir fest, dass die Koeder zwar gefressen, die Fallen jedoch nicht ausgeloest waren. Nach erneuter Beschwerde ueber die Maeuse, sowie deren Hinterlassenschaften mit der Bitte diese doch zu beseitigen, kam als Antwort nur, dass die Maeuse vor uns angeblich nicht dagewesen waeren und wir den Dreck doch selbst wegmachen koennten.

Ein weiterer Service des Hostels war kostenloses Fruehstueck von 4 bis 10 Uhr, welches aus Muesli und Toast mit Butter bestand. Ungluecklicherweise war das Muesli in aller Regel zwischen 8 und 9 Uhr leer und trockenes Toast zum Fruehstueck war nicht unbedingt das gelbe vom Ei. So beschwerte sich Jana wieder, dass doch bitte das Muesli noch mal aufgefuellt werden soll, da das kostenlose Fruehstueck ja schliesslich noch mindestens eine Stunde zur Verfuegung stehen muesste. Wieder bekam sie eine patzige Antwort. Sie solle doch Toast anstatt Muesli essen. Keine 2 Minuten spaeter stand sie mit einem verschimmelten Toast an der Rezeption und verlangte zu Recht ein Frisches. Genervt von so vielen Beschwerden am Morgen kuendigte der Manager an, dass sie am naechsten Tag das Hostel zu verlassen habe.

Da unsere Plaene ohnehin im Groben darin bestanden, mittelfristig in den Grossraum Perth zu verlegen, hielt sie nun Ausschau nach einer Mitfahrgelegenheit. Es bot sich ein Australier mittleren Alters an, welchen sie wenig spaeter in der Stadt treffen sollte.

Zur verabredeten Zeit bittete er sie in ein Pub zu kommen, wo er schon stark angetrunken mit leichten Sprachdefiziten auf sie wartete.

Ich waere wohl nicht zu ihm ins Auto gestiegen, Jana hatte jedoch keinen Skrupel. So sollte es dann am naechsten Tag losgehen. Gesagt – Getan, Jana verschwand am naechsten Tag so ploetzlich, wie sie zu unserem Roadtrip hinzugestossen war.

Ich war nun alleine in Alice und verlegte mein Zuhause erstmal in ein Mehrbettzimmer in das Haupthaus des Hostels. Von dort bewarb ich mich online auf Jobs vom Nordwesten bis nach Tasmanien im Sueden.

Das Einzige, was sich kurzfristig ergab, war ein Jobangebot wie folgt: „193km noerdlich von Alice kannst du auf einem Weinberg arbeiten und wirst nach Menge bezahlt, wodurch du mir harter Arbeit bis 200$ taeglich verdienen kannst. Wenn du kannst, komm hoch. Die Arbeit beginnt am Freitag.“ Passenderweise haette ich am Freitag eine Mitfahrgelegenheit von zwei Bekannten bekommen koennen, allerdings waren mir die Informationen einfach zu mau, um von jetzt auf gleich in einen Outbackort mit 190 Nicht-Aboriginal Einwohnern zu verlegen. So schrieb ich ihm am Vortag eine Mail mit einigen Fragen bezueglich Kontakt, Unterkunft, Arbeit und sonstigen Umstaenden.

Von der Antwort machte ich es abhaengig, ob ich am naechsten Morgen aufbrechen wuerde. Als mich dann 30 Minuten vor geplanter Abfahrt eine Mail mit dem Inhalt: Fahr 183km, gucke nach einer Farm und frage nach Hannes“ erreichte, entschied ich mich es lieber sein zu lassen.

So buchte ich mich weitere zwei Tage in mein Zimmer ein. Nach diesen zwei Tagen fragte mich der Hostelmanager wie es denn jetzt weitergehen wuerde. Ich sagte ihm, dass ich noch ein paar Tage bleibe, woraufhin er mir freundlich mitteilte, dass er bereits mein Bett weiter vermietet hatte. Na super, er haette ja mal fragen koennen. Schliesslich weiss er wo ich zu finden bin….

Ersatzweise bot er mir an mit einer Person meiner Wahl wieder in den Maeusecaravan zu gehen. Alternativ haette er noch ein Auto mit einer Matratze drin, auf der ich schlafen koennte. Ich traute meinen Ohren nicht recht und entschied mich fuer den Caravan. Noch am gleichen Tag zog ich dann mit Katharina wieder in die Maeusehoehle.

Auch arbeitstechnisch hielt Alice einige Ueberraschungen fuer mich bereit. Im Internet hatte ich 8 Jobagenturen ausfindig gemacht und auf einer Karte eingezeichnet, Ungluecklicherweise schienen lediglich zwei davon noch zu existieren.

Nr. 1 war uns keine grosse Hilfe, da wir dort lediglich im Internet nach Arbeit suchen konnten. Die zweite Jobagentur direkt ueber einem Sexshop gelegen war hingegen jedoch ein Volltreffer. Sie suchten fuer den kommenden Samstag noch Leute, die auf einem Pferderennen an der Bar arbeiteten, wofuer jedoch eine Alkoholausschanklizenz erforderlich ist, welche 75 Dollar kostet. Alternativ gab es noch eine Stelle als Klofrau zu besetzen, wo ich direkt zuschlug.

Ich freute mich unheimlich auf diesem Job, da in Australien die Jugend lediglich zu Pferderennen geht, um sich hemmungslos zu besaufen. Fuer 37 Dollar die Stunde war ich jedoch bereit einigen Ekel in Kauf zu nehmen. Jana hingegen bevorzugte an einer Bar zu arbeiten und ihrer Ausschanklizenz zu machen. So fuhren wir also samstags mit dem Bus zur Pferderennbahn, wo wir beide bereits etwas frueher anfangen konnten zu arbeiten.

Entgegen meines Klofrauenjobs bestand meine Aufgabe darin, auf dem ganzen Gelaende die Muelltonnen in einen bereits reichlich gefuellten Muellcontainer zu leeren und auf den Toiletten lediglich das Klopapier auffuellen. Mangels Gaesten fuellten sich jedoch die Muelltonnen nicht und die Toiletten waren auch naehzu unberuehrt. So verdiente ich meine ersten 100$ mit ein wenig durch die Gegend laufen und ersetzte immerhin eine Klopapierrolle. Die Arbeit zog jedoch in den spaeteren Stunden etwas an und bei 34 Grad Aussentemperatur stand mir doch recht schnell der Schweiss auf der Stirn, was meinem Chef gefiel. So tingelte ich permanent um das (nicht gerade kleine) Gelaende, zog die Muelltonnen zum Container und leerte sie aus.

Ploetzlich stand eine leicht schwankende Frau neben mir und empoerte sich darueber, dass wir ja gar kein Recycling betreiben. Als ich ihr anbot in den Container zu steigen und den Mist zu sortieren, waehrend ich fuer Nachschub sorgte, verlor sie ihren Sinn fuer Umweltschutz auch ganz schnell wieder und stolperte davon.

Auch auf den Toiletten wurden die Leute immer lustiger. Als ich mit einer Hand voll Klopapierrollen wieder in die Toilette flitzte, um die Bestaende aufzufuellen, war die betroffene Kabine allerdings gerade besetzt. So parkte ich eine Rolle auf der Kabinentuer. Von innen angelte eine Hand nach der Rolle, woraufhin ich ihm direkt eine andere in die Hand drueckte. Kaum drehte ich mich rum, flog mir die Rolle ueber die Tuer an den Kopf.
Das war es wohl nicht, was er wollte…..

Nach getaner Arbeit, gefuehlten 10 Litern Fluessigkeitsverlust und einer wohltuenden Dusche war ich mal schnell 250$ reicher….so schnell kanns gehen.

Auch unser manchmal echt aetzender Hostelmanager versorgte mich hin und wieder mit Arbeit. Er betreibt auch ein Motel, in dem ein Sonnendach fuer seinen Pool errichtet werden sollte. Fuer die dazugehoerigen Pfosten hatte ich dann die vorgesehenen Loecher zu graben. Klang im ersten Moment nicht so kompliziert, entpuppte sich jedoch mit 37 Grad Aussentemperatur, einem stumpfen Spaten und armdicken Wurzeln als echte herausforderung. Nach rund zwei Stunden war das Werk vollbracht und ich hatte 8 beinahe muenzgrosse Blasen an den Haenden.

Anschliessend durfte ich noch mit einem Benzinbetriebenen Stihl-Rasentrimmer den riesigen Garten maehen.

Tommy, falls du das liest….ja, es war ein echter S-T-I-H-L 🙂

Am naechsten Tag ging es darum die Pfosten fuer das Sonnendach einzubetonieren. Waehrend ich schweisstriefend schuftete, unterhielt sich mein Chef neben mir stehend mit einem kalten Bier in der Hand mit einem aelteren Ehepaar darueber, dass die bescheuerten Backpacker ja tolle Billigarbeitskraefte sind, aehnlich wie die Polen in Europa. In meinem Kopf spielten sich binnen Sekunden Bilder davon ab, was ich mit meinem Spaten und seinem Gesicht alles anstellen koennte – Arschloch…

Des weiteren habe ich noch Hecken fuer ihn geschnitten und diverse Kleinigkeiten erledigt, wodurch ich in den letzten 3 Wochen fuer meine Unterkunft nicht mal die Haelfte des Preises zu zahlen hatte.

Nach einer schoenen Zeit im Outback geht morgen mein Flieger in einen etwas angenehmer temperierten Part Australiens, wo das Arbeiten dann (hoffentlich) angenehmer sein wird.

Tschuess Outback, du hast mir gefallen!

Gruesse vom

Schroddi, dessen Antidehydrationsmanagement manchmal ein wenig ins Wasser gefallen ist…



Schroddis Tag 221 – Geruchsneutrale Elefantenpupse

2 12 2010

Ort: Terrasse vorm Honeymoon-Caravan, Alice Lodge, Alice Springs
Ortszeit: 02.11.2010, 21.30 Uhr
Wetter: 24 Grad und ein umwerfender Sternenhimmel
Anwesende: Eine Geckofamilie, welche im Scheinwerferkegel nach Viechzeug jagt

Nachdem ich auf dem Emundi Market bereits einen absolut genialen Kuenstler gesehen habe, welcher gleichzeitig Didgeridoo und Schlagzeug spielte und auf diesem Weg die Marktbesucher mit absolut abgefahrenen Klaengen in seinen Bann zog, hat es mich in den Fingern gekribbelt dieses so anders wirkende Musikinstrument spielen zu lernen.

Hier in Alice hatte ich dann einen Flyer entdeckt, auf dem mit kostenlosen Didgeridooworkshops geworben wurde. Chance also erkannt und direkt wahrgenommen.
Mit Katharina bin ich dann eines Nachmittags im oertlichen Didgeridooshop mit integrierter Konzerthalle vorbei gegangen, um mal an einem Rohr rumzuspielen.

Irgendwie waren wir an diesem Tag wohl die Einzigen, die sich fuer dieses Instrument begeistern liessen. So bat uns der Landenbesitzer, welcher mich mit seinen langen weissen Haaren stark an einen Hippie erinnerte, platz und uns ein Rohr unserer Wahl zu nehmen. Er erklaerte uns kurz wie wir mit den Lippen zu flattern haben und spielte uns ein paar hypnotisierende Toene auf seinem riesigen Klangrohr vor.

So versuchten wir uns anschliessend selbst einen Ton aus unseren Rohren heraus zu pressen. Zu unserer Belustigung erinnerte das Ergebnis eher an einen mit Magenverstimmung auf dem Lokus sitzenden Elefanten. Irgendwie hatte ich mir das Ganze einfacher vorgestellt. So probierten wir eine weile herum, bis ich wenigstens einen monotonen Brummton aus meinem Rohr zaubern konnte. Es dauerte nicht lange bis meine Lippen kribbelten und mich ein wenig an meine letzte Betaeubungsspritze beim Zahnarzt erinnerten.

Nachdem wir also die Basics schon mal verstanden hatten (jedoch noch nicht ordentlich umsetzen konnten), zeigte uns der freundliche Klangrohrhippie eine DVD mit weiteren Tricks und Kniffen, um die ersten anstaendigen Toene aus unseren Didgeridoos zu bekommen. Nach insgesamt ueber einer Stunde Elefantenpupsen spuerten wir letztendlich unsere Lippen gar nicht mehr und gaben vor laeufig auf.

Dennoch fasziniert von diesem Instrument lieh ich mir anschliessend im Hostel ein Didgeridoo aus und pupste froehlich weiter.

Mal sehen, ob ich es eines Tages anstaendig hinbekomme und mir dabei meine Lippen nicht irgendwann komplett wegflattere.

Soweit erstmal von dem, mit den geruchsneutralen Elefantenpupsis.

Gruesse

Schroddi



Schroddis Tag 211 – Wie Jana zu ihrer Schlange kam

1 12 2010

Ort: Terrasse vor unserem Honeymoon-Caravan, Alice Lodge, Alice Springs
Ortszeit: 22.11.2010, 11.11 Uhr
Wetter: Noch angenehme 29 Grad
Anwesende: Zirpende Grillen und unsere brummende Klimaanlage

Vorab hat man bereits viel ueber Alice Springs gehoert. Leider nicht viel Positives, im Speziellen ueber die Aborigines. Oft wurde uns gesagt, dass man sich In Alice nach Einbruch der Dunkelheit nur noch mit Taxis in der Stadt bewegen sollte, da die Aborigines in aller Regel sternhagel voll und recht aggressiv sind. In meinen Augen klag das alles recht ueberzogen und ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Mein erstes halbes Jahr in Australien habe ich nicht einen einzigen Ureinwohner gesehen und liess mich daher einfach mal ueberraschen.

Die ersten Eindruecke hatten wir bereits in Coober Pedi sammeln koennen, als ueberall, im speziellen vor Bottleshops dunkelhaeutige Menschentrauben auf dem Boden hockten.
Des weiteren zeigten sie alles und jedem bei jeder Gelegenheit den Stinkefinger. Wir waren etwas verunsichert, jedoch ohnehin weitestgehend im Auto unterwegs und deuteten daher den Stinkefinger als „Hallo mein Freund“ auf Aboriginal.

In Alice zeigte sich dann ein aehnliches Bild, jedoch hat man sich schnell an den Anblick gewoehnt. Eines schoenen Abends wollten Jana und ich dann den Tag an einem Mahnmal auf einem Huegel ausklingen lassen. Sie ging schon vor und ich folgte ihr wenige Minuten spaeter.

Nachdem ich die ersten Stufen des Huegels erklungen hatte, sah ich Jana bereits mit einem Aboriginepaerchen auf dem Weg sitzen. So gesellte ich mich dazu und sollte Teil einer echt skurrilen Unteraltung werden. Die Beiden (an deren Namen ich mich nicht mehr erinnern kann und selbst wenn, nicht wuesste wie ich sie schreiben sollte) fragten mich nach einer freundlichen Begruessung erstmal nach 5 Dollar, was ich hoefflich mit dem Argument, dass ich kein Geld mit mit fuehre, abgelehnt habe.

Weiter erzaehlten sie in gebrochenem Englisch, dass Jana ihre beste Freundin ist und sie gemeinsam auf den Strassen getanzt haben. Auch, dass sie sie bereits in Adelaide gesehen haben. Offensichtlich war, dass beide total betrunken waren, jedoch irgendwie total suess. Zumindest die Frau. Der Mann hatte eher einen rauhen Ton an sich und wurde immer wieder laut.

Ploetzlich verlangte er nach Janas Arm. Etwas zoegerlich reichte sie ihm den und er begann mit einigen seltsamen Handgriffen bis hoch zur Schulter scheinbar ein Ritual durchzufuehren. Anschliessend teilte er ihr Jana mit, dass er ihr eine Schlange uebertragen hat, welche sie beschuetzen wuerde, wenn jemand ihr boeses tun wolle.

Anschliessend verlangte er nach meinem Arm. Eetwas zoegerlich reichte auch ich ihm meine Hand, woraufhin er direkt nach meiner Uhr griff. Scharfsinnig teilte ihm seine Frau mit, dass er die Uhr nicht nehmen koenne, da sie an meinem Arm befestigt ist. Ich klaerte ihn anschliessend auf, dass die Uhr ein Geschenk von meiner Mutter und mir sehr wichtig ist, was fuer ihn dann auch ok war.

Kurze Zeit spaeter forderte er mich dann auf mich umzudrehen. In diesem Moment wollte ich Jana jedoch nicht aus den Augen lassen. Als dann jedoch auch Jana sagte, dass ich mich eben kurz umdrehen soll, hoerte ich schon, dass seine Freundin an die Stelle, wo sie eben noch gesessen hat, also unmittelbar neben mir, hinpinkelte und unser Gespraech damit beendete. Die beiden Wackelten richtung Stadtzentrum und wir wanderten letztendlich auf den Huegel. Waehrenddessen sagte Jana, dass ihr Arm bei dem Ritual ganz seltsam gekribbelt habe und sie mir normalerweise jetzt aus Spass ein paar Schlangenbisse zufuegen wuerde. Allerdings hatte sich alles so real angefuehlt und sie wolle nicht verantwortlich sein, dass mir doch was passiert.

So beendeten wir den Abend, Jana selbstbewusst mit ihrer Schlange und ich gluecklich noch meine Uhr zu haben, mal wieder um eine Erfahrung reicher.

Es gruesst der Schroddi mit der Schlange an seiner Seite