Schroddis Tag 55 – Strawberry picking unter Gunnery Sergeant Hartman
23 06 2010Ort: Balkon 2. Stock, Mooloolaba Backpacker Resort, Mooloolaba
Ortszeit: 22.06.2010, 18.50 Uhr
Temperatur: ….ist mir grad egal
Anwesende: Per soenlich und Kevin Russell im Hintergrund
Wochenlang haben wir uns hier die Zeit vertrieben und auf einen Job auf einer Strawberry Farm gewartet. Heute war es dann fuer mich soweit.
Als gruendlicher Deutscher ware ich natuerlich entsprechend auf meinen Wildlive Kriegseinsatz geruestet. Mit Kampfstiefeln, Hosengummis, Ueberlebensmesser und Carmoflage (Tarn-)Kappe bewaffnet sollte eigentlich nichts schief gehen.
Um 7 Uhr ging es mit dem Hostel Shuttlebus und einem noch „leicht“ alkoholisierten Fahrer zu naechsten Farm.
Dort angekommen erzaehlte mir Kev, dass er gestern seine Schuhe verlegt hat und heute barfuss arbeiten wuerde. Etwas spaeter stellte ich fest, dass er wohl nicht der einzige Schmerzbefreite war, welcher seine Schuhe verlegt hat.
Nach einer kurzen Anwesenheitsaufnahme wurde ich direkt Gunnery Sergeant Hartman vorgestellt. Dieser wies mich dann in aller Kuerze mit militaerischer Praezision in die hohe Kunst des Erdbeeren pflueckens ein. Keine 10 Minuten spaeter stand ich mit den anderen Arbeitsmaschinen auf dem Feld und pflueckte was das Zeug hielt.
Die Arbeitsanweisung lautete wie folgt: Mit beiden Haenden die Straeucher nach reifen Erbeeren durchsuchen und gleichzeitig braune Blaetter, schimmelige Fruechte und Runner zu entfernen. Des weiteren wies Gunnery Sergeant Hartman an, die durch schimmelige Erdbeeren kontaminierte Haende an der Hose abzuwischen, bevor man die naechste Pflanze anfasst.
„Is klaaar, Sir“
So versuchte ich nach kurzer Zeit eine schonende Haltung einzunehmen und beim Pfluecken in die Hocke zu gehen. Sofort stand unser Drill instructor wieder neben mir und bruellte mich an, dass ich gefaelligst im stehen arbeiten soll, weil alles andere zu langsam sei.
Nach einigen Stunden spielte meine ohnehin durch unsere beschissenen Betten abgeschlagene Lendenwirbelsaeule gar nicht mehr mit und ich konnte nicht weiter gebueckt arbeiten ohne mich irgendwo abzustuetzen. So behielt ich meine Hand zum Stuetzen am Gestaenge, welches mein Erdbeerkoerbchen enthielt. Hartmann, der eben noch hunderte Meter entfernt stand, tauchte sofort wieder neben mir auf und Bruellte mich erneut an. Diesmal, dass ich mich bei der Arbeit gefaelligst nicht auf meinem Korb abstuetzen und mit beiden Haenden arbeiten soll. Das war an dem Tag umgefaehr der 20. Moment, an dem ich einfach nur gedacht hab: „F**k you!“
So stuetzte ich mich weiterhin im Acker ab und ging hin und wieder in die Hocke, weil es einfach nicht mehr anders ging.
An den Lkw, auf welche die vollen Erdbeerkoerbe geladen wurden, klebten zusaetzlich motivierende Aufkleber, wie u.A.:
„Du hast mit beiden Haenden zu arbeiten“
„Wenn du nicht gleichzeitig reden und Arbeiten kannst, halts Maul“
„Es wird auch im Regen gearbeitet, solange es keine andere Anweisung gibt“
Ueber letzteren Spruch musste ich schmunzeln. Gluecklicherweise sind wir ja in Australien, wo es nicht so viel regnet.
Etwa 10 Minuten spaeter wurde ich (welch Ueberaschung) an diesen Gedanken erinnert.
Es folgten noch zwei weitere Schauer, und ja, es wurde im Regen gearbeitet….
Derweil sprang immer wieder Gunnery Sergeant Hartmann zwischen den Reihen rum, bruellte einzelne Leute an, schneller zu arbeiten, drohte mit Rauswurf und trennte sich unterhaltente Picker.
Nach dem Regen kletterten dann zwischen den Erdbeerreihen kleine Froesche rum.
Zu meiner Ueberaschung war dies nahezu das einzige Viechzeug, was ich an dem Tag zu Gesicht bekam. Abgesehen von den toten Fliegen zwischen den Pflanzen, was mich im zusammenhang mit meinem vom Insektizid brennenden Unterarmen davon abhielt, auch nur eine von den lecker aussehenden Erdbeeren zu probieren. Damit haette ich vermutlich ohnehin 20 Liegestuetzen vom Drill instructor verordnet bekommen.
Nach gefuehlten 200 Stunden gebueckt arbeiten bruellte dann Segeant Hartmann ein letztes Mal zum Feierabend
Es war garantiert die nicht die schlechteste Arbeit, die ich je gemacht habe, definitiv jedoch die schmerzhaftete.
Dennoch werde ich, wenn ich mich morgen noch irgendwie bewegen kann, wieder auf dem Feld stehen.
Um Abschliessend etwas positives ueber den Job sagen zu koennen, ist es, dass die Farm wunderschoen im dicht gewachsenen australischen Wald gelegen und bildhuebsch mit Palmen umrandet ist. Die Leidensgenossen (etwa 50) waren echt super und nicht nur die Fruechtchen am Boden waren nett anzusehen.
Leider war es mir aufgrund des ausdruecklichen Handy- und iPodverbots nicht moeglich Fotos zu schiessen.
Bis die Tage
Private van Schrottensen
UPDATE: Nachdem ich die halbe Nacht aufgrund Rueckenschmerzen nicht schlafen konnte und ich es heute morgen nicht annaehernd geschafft habe etwas vom Boden aufzuheben, habe ich kurzfristig mittels Post it gekuendigt.
Was mir also bleibt:
- Rueckenschmerzen
- Muskelkater von den Kniekehlen bis in die Schultern
- Tierisch Bock auf eine verdammte Erbeertorte
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